Der schwarze Prinz
sie ihn leer vorfand. Sie wechselte sogleich zu Punkt Nummer zwei - in die Hallen des Residenzschlosses; doch auch dort war niemand.
»Wenn Laurin auch nur einem der Kinder ein Haar gekrümmt hat, werde ich ihn töten«, schwor sie und wechselte ans Nordufer der Elbe ins Japanische Palais - Evakuationspunkt Nummer drei... mit demselben Ergebnis. Jetzt blieben nur noch Alberichs Schatzkammern im Kern der Festung.
Svenya atmete noch einmal tief ein, um sich gegen den möglichen Schock zu rüsten, dort gegebenenfalls auch niemanden vorzufinden. Sie atmete erst wieder aus, als sie im Innern der Burg materialisierte - und dort die Schar von Kindern sah, die eng zusammengekauert auf dem Boden der Hallen saßen. Ebenso viele erwachsene Elben waren anwesend - allesamt Nichtkrieger. Doch auch sie waren gerüstet und bewaffnet und - wie Svenya wusste - durchaus im Kampf trainiert, um im Notfall die Kinder beschützen zu können.
Eine von ihnen lief Svenya entgegen - in der Rüstung hätte sie sie beinahe nicht wiedererkannt.
»Nanna!« Svenyas frühere Köchin. »Sind alle Kinder hier?«
Nanna nickte.
»Aber sie sind hier nicht in Sicherheit«, sagte Svenya und sprang
von Logas Rücken. Dass ihr Verhältnis zu der früheren Freundin aufgrund der Vorfälle während ihrer ersten Zeit in Midgard erkaltet war, durfte jetzt keine Rolle spielen. »Hagen führt zwar gerade die Armee zurück hierher, aber Oegis ist frei.«
»Dann müssen die Kinder augenblicklich von hier fort«, stimmte Nanna zu. »Gibt es einen sicheren Weg nach draußen?«
Svenya schüttelte den Kopf. »Wir halten das Tor und zumindest für den Moment die obere Etage. Wie es um den Rest steht, wissen wir noch nicht. Aber ich glaube, ich habe eine Idee.«
»Ihr könnt sie nicht alle einzeln von hier fort transportieren«, sagte Nanna. »Ihr werdet in der Schlacht gebraucht.«
»Aber ich kann versuchen, meinen Transportzauber zu verstärken, um zumindest ein temporäres Portal hinüber ins Japanische Palais zu öffnen. In der Zwischenzeit versorgt sich ein Teil der Erwachsenen mit ausreichend Gold und Geldmitteln, um vom Palais aus die Flucht umgehend fortzusetzen. Denn wenn es dem Drachen gelingt, aus der Festung auszubrechen, seid ihr auch dort nicht sicher. Die anderen bereiten die Kinder auf einen geordneten Abmarsch vor.«
Nanna bestätigte den Befehl und lief zu den anderen zurück.
Svenya schloss die Augen, regulierte den Takt ihres Atmens und brachte ihn in Gleichklang mit dem Schlag ihres Herzens.
»Ki-za Me-Lam
Su-ub nag ama-argi
Zig sur si-i-tum
Su-Bad Ab.
Kä dal-ba-an-na E-gar! E-gar! E-gar!«
Ich verneige mich vor der Kraft, die ist und immer war,
Nehme sie in mich auf und trinke aus ihr die Freiheit,
Ein Fenster zu öffnen.
Tor - forme dich! Forme dich! Forme dich!
Sie hatte den Magiesammelzauber verknüpft mit der Formel, die Hel benutzt hatte, das Tor zwischen Aarhain und hier zu bauen, und sie um die Schattenwelten reduziert, weil ihr trotz der Energie, die sie jetzt tankte, und der enormen Magie, die sie im Vortex in sich aufgenommen hatte, die Kraft der Fünf Schwerter fehlte. Sie konnte kein neues Tor erschaffen - sie konnte nur versuchen, aus ihrem Transportzauber zeitweise ein kleines Fenster zu bauen.
Sie webte den Transportzauber und betrat das Japanische Palais. Doch als sie sich herumdrehte, war da kein Fenster. Sie versuchte den Zauber noch einmal - diesmal in der anderen Richtung.
»Ki-za Me-Lam
Su-ub nag ama-argi
Zigsur si-i-tum
Su-Bad Ab.
Kä dal-ba-an-na E-gar! E-gar! E-gar!«
Ich verneige mich vor der Kraft, die ist und immer war,
Nehme sie in mich auf und trinke aus ihr die Freiheit,
Ein Fenster zu öffnen.
Tor - forme dich! Forme dich! Forme dich!
Svenya erschien wieder in Alberichs Schatzkammer - und wandte sich um.
Nichts! Der Zauber funktionierte nicht.
Sie wusste, dass sie genug Magie hatte, aber irgendetwas an der Formel war falsch. Nanna kam auf sie zugelaufen.
»Ich habs gleich«, rief Svenya.
»Euch bleibt keine Zeit«, widersprach Nanna. »Ihr müsst in die Schlacht und den Drachen besiegen. Je länger Ihr wartet, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Elbenthal zerstört und ausbricht. Und dann wären die Kinder nirgends auf der Welt sicher vor ihm. Er hat geschworen, jeden einzelnen Elben zu töten. Ihr müsst ihn aufhalten.«
Verzweifelt schaute Svenya zu den Kindern hinüber.
»Geht!«, rief Nanna. »Wenn Ihr Eure Aufgabe erfüllt, wird ihnen
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