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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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los«, ordnete Svenya an, und die vier Krieger am Richtblock gehorchten. Während Laurin eben noch die ganze Zeit lang beinahe schon überheblich gegrinst hatte, lag jetzt der Ausdruck echten Erstaunens auf seinen dunklen Zügen.
    Svenya ging zu ihm hin, griff ihn beim Arm und führte ihn zum Tor. »Später senden wir deine Leute nach«, sagte sie. »Dann seid ihr wieder zu Hause und habt hoffentlich endlich keinen Grund mehr, uns anzugreifen. Auf jeden Fall müssen wir dann das Tor nur noch gegen mögliche Angriffe aus einer Richtung beschützen.«
    »Ausgesprochen großzügig«, erwiderte der Schwarze Prinz. »Ich hätte nicht gedacht, dass du dem alten Hund noch neue Tricks beibringen kannst.« Er deutete mit dem Kinn in Richtung Hagen.
    »Nimm dir ein Beispiel daran«, sagte sie, blieb kurz vor dem Tor stehen und aktivierte es. »Du hast drei Möglichkeiten, Laurin: A - du kehrst nie wieder hierher zurück, B - du kommst mit einem Friedensangebot, oder C - du kommst in feindlicher Absicht... und ich töte dich persönlich, in dem Moment, in dem du über diese Schwelle trittst.«
    Er stieß einen bewundernden Pfiff aus und lächelte. »Wie schon gesagt: ausgesprochen großzügig. Aber ich sehe da noch eine vierte Möglichkeit.«
    »Welche?«, fragte Svenya.
    »Diese hier«, sagte er, packte sie blitzschnell bei den Schultern, sprang in das Tor hinein und riss Svenya mit sich.
    Svenya hörte noch, wie Hagen »Nein!« schrie und »Haltet ihn auf!«, dann wurde sie von dem Vortex erfasst, und der magische Strudel löste sie in eine Wolke ihrer Einzelteile auf. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, aber das Portal funktionierte, wenn aktiviert, immer nur in eine Richtung. Es gab kein Zurück mehr - sie war auf dem Weg nach Alfheim!
    Begleitet vom triumphierenden Lachen des Schwarzen Prinzen.

EPILOG 1
Hel
    Lau’Ley erwachte inmitten dichter, fast schon körperlich spürbarer Nebelschwaden. Ihr Kopf tat mörderisch weh, und als sie sich mit einigen Koordinationsschwierigkeiten auf die Füße stellte, wurde ihr so übel, dass sie sich beinahe übergeben hätte. Es war vollkommen grau um sie herum - nicht hell, nicht dunkel -, und sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Dafür aber konnte sie umso besser hören; der Nebel verstärkte den Schall. Da waren schlurfende Schritte, heiseres Atmen, die Schuppen eines großen Körpers, der über Felsboden rutschte, Züngeln, Knurren ... gieriges Hecheln. Je mehr Lau’Ley lauschte, desto mehr war zu hören. Sie war umringt von Kreaturen. Wesen, deren Aussehen sie sich erst gar nicht ausmalen wollte, und sie ging vorsichtig in die Hocke, wo sie ihre Finger zu giftigen Klauen wachsen ließ.
    Das Letzte, woran sie sich klar erinnern konnte, war der Moment in Aarhain, in dem Hel von Yrr aus auf sie übergegangen war. Der Rest war verschwommener als der Nebel, der sie jetzt umgab. Es hatte schreckliche Momente gegeben - Momente, in denen sie geglaubt hatte, dass ihr die Seele aus dem Leib gerissen wurde ... oder aus dem Geist ... endlose Momente der absoluten Verwirrung ... des völligen Chaos. Das musste gewesen sein, als sie, besessen von Hel, durch die Tore gereist war - erst von Aarhain nach Elbenthal und dann von dort nach Alfheim. Danach erinnerte sie sich nur noch an atemberaubende Geschwindigkeit, die sie fast getötet hätte. Da waren Schreie gewesen - wie sie erst jetzt merkte, ihre eigenen. Vertraute Kulissen waren an ihr vorbeigezogen wie Gewitterblitze ... und dann weniger vertraute ... am Ende nur noch vollkommen fremde.
    Je mehr sie darüber nachdachte, umso dichter wurde nun plötzlich doch eine der Erinnerungen ... nur eine einzige. Die letzte. Sie waren in einer Halle angelangt - einer Halle voller antriebslos dahinschleichender Seelen. Vorwiegend Menschenseelen - aber nicht nur. Sie hatten sie durchquert. Ewigkeiten lang, so groß war sie. Und die Toten auf ihrem Pfad waren ihnen ausgewichen wie Wasser dem Bug eines Schiffes. Am Ende der Halle stand ein Thron, und darauf saß -noch lebloser als die ihn umgebenden Seelen - der schlafende Körper Hels. Lau’Ley hatte gespürt, wie Hels Geist sie verließ und in ihren eigenen Leib zurückkehrte. Kraftlos war sie zu Boden gesunken, und Hel hatte ihre zweifarbigen Augen geöffnet.
    »Du und dein Geist, ihr habt die Reise überstanden«, hatte die Göttin mit seltsam hohl tönender Stimme gesagt. »Und du hast mir gut gedient. Daher erweise ich dir eine Gnade: Du darfst mein Reich verlassen - wenn es dir innerhalb der

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