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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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abhängen konnte, und suchte nach weiteren Blockaden, die sie mit Bögen und Kurven und darüber oder darunter hinweg schwimmend zwischen sich und ihre Jägerin bringen konnte.
    Ein erster blauer Blitz zuckte auf und schoss nur knapp an Svenyas Gesicht vorüber. Sogar durch ihren Panzer hindurch spürte sie die unglaubliche Kälte, die von dem magischen Geschoss ausging, und sah, wie das Wasser in seiner Flugbahn kleine Eiskristalle bildete, die zum Grund hinabsanken, ehe sie wieder auftauten. Die Erinnerung an die Löcher, die diese Blitze rissen, spornte Svenya noch mehr an, und sie hoffte inständig, dass ihre Heilkräfte die Wunden in ihren vor Schmerzen pochenden Händen schnell genug schlossen, damit sie keine verräterische Blutspur mehr hinterließ. Doch es fühlte sich nicht so an, als würden sie heilen. In Mimung steckte wesentlich mehr Magie als in Skalliklyfia oder Blodhdansr, und die Wunden, die Letzterer Yrr zugefügt hatte, hatten kleine Ewigkeiten gebraucht, ehe Hagens Tochter sich davon völlig erholt hatte.
    »Hmmm«, machte die Fremde und schien kurz innezuhalten. »Dein Duft kommt mir vertraut vor. Kennen wir einander?«
    Jetzt war Svenya sicher, dass es sich nicht um Lau’Ley handeln konnte - die hätte gewusst, mit wem sie es zu tun hatte, wenn sie ihr hierher gefolgt wäre.
    Svenya zickzackte um mehrere Trümmerhaufen herum und verließ den Tempel, um im Labyrinth der umliegenden Gebäude besseren Schutz zu finden. Sie sah die Geister der Bürger der versunkenen Stadt hoffnungsvoll die Arme nach ihr ausstrecken, aber das musste sie für den Moment ignorieren, wenn sie überleben wollte. Über einen Balkon schoss sie durch die offene Tür dahinter in den zweiten Stock eines Wohnhauses und nahm jeden Winkel, der sich ihr darin bot, als willkommenen Richtungswechsel. Selbst bei ihrer hohen Geschwindigkeit fiel ihr auf, wie kostbar die Möbel waren, mit denen das Haus ausgestattet war, und sie fragte sich erneut, was aus dieser prachtvollen Stadt wohl geworden wäre, hätten ihre Bürger nicht die Götter gegen sich aufgebracht.
    Ein lautes Krachen verriet ihr, dass ihre Verfolgerin ihr nach wie vor dicht auf den Fersen war, und sie stieß einen stummen Fluch aus. Sie floh von Haus zu Haus, von Gasse zu Gasse, änderte ihren Kurs, wann immer es ging und sinnvoll erschien, und trotzdem kam die Fremde unaufhaltsam näher ... dabei Vineta, die einstmals Schöne, Meter für Meter in Trümmer legend ... während Svenya selbst mehr und mehr unter den Folgen des Blutverlustes zu leiden begann.
    Schließlich sah Svenya ein, dass sie der unsichtbaren Häscherin auf diese Weise nicht entkommen würde. Der einzige Ausweg war der Kampf. Doch sie durfte sich nicht blind in diesen Kampf werfen, wenn sie eine Chance haben wollte, ihn nicht nur zu überleben, sondern zu gewinnen. Sie musste die richtigen Bedingungen dafür schaffen. Immerhin hielt sie eines der mächtigsten Schwerter in der Hand, die jemals geschmiedet worden waren, und trug ihren magischen Panzer. Aber sie hatte auch gesehen, was die Blitze auszurichten vermochten, und wusste, dass sie den Kampf so schnell wie möglich für sich entscheiden musste - ohne Austarieren der gegnerischen Kräfte, Kniffe und Finessen. Das Beste würde sein, Svenya beendete den Kampf mit einem einzigen Hieb. Und die geeignetste Strategie hierfür war ein Hinterhalt.
    Svenyas Augen suchten eilig nach einem passenden Ort dafür und fanden ihn in dem jetzt vor ihr und in Trümmern liegenden goldenen Tempel von Odin und Thor. Dort stand eine Galerie urbaumdicker Säulenreste, die für Svenyas Vorhaben wie geschaffen waren. Begleitet von zwei dicht an ihr vorüber zischenden blauen Blitzen, huschte sie über den Platz vor dem Tempel in das Gebäude hinein. Dabei packte sie den Griff Mimungs mit zusammengebissenen Zähnen noch fester, um aus ihren Wunden mehr Blut zu pressen und die Spur deutlicher zu machen.
    Im Slalom kurvte Svenya um die einzelnen Säulen herum und stoppte hinter der fünften so abrupt, dass ihr Blut von ihrem Schwung und der Strömung weiter nach vorne getrieben wurde als sie selbst. Sie brachte das Schwert in Anschlag und wartete. Gleich darauf hörte sie zu ihrer Linken, wie ihre Jägerin eine der Säulen umriss, um gleich darauf an der vorüber zuschießen, hinter der Svenya sich versteckte.
    Mit aller Macht holte Svenya aus und schlug zu!
    Das magische Schwert traf die nur schemenhaft sichtbare Verfolgerin voll im Rücken. Sie schrie so laut auf,

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