Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
Vom Netzwerk:
sagte Yrr grantig und winkte den anderen beiden Kriegerinnen zu.
    Raik räusperte sich verlegen. »N-natürlich.«
    »Keine Anzeichen eines Kampfes«, meldete Liff, als sie die Ladeklappe erreichte, die Yrr jetzt öffnete.
    »Auf meiner Seite auch nichts«, ergänzte Reyja und tauschte ihr Maschinengewehr gegen eine sechsschüssige Pressluftharpune und einen Rückenköcher mit zusätzlichen Speeren. Auch Yrr nahm eine der Harpunen und befestigte außerdem zwei Tauchermesser mit Klettgurten an ihren Unterarmen. Liff entschied sich für einen Dreizack.
    »Raik?«, fragte Yrr und deutete auf das Arsenal.
    »Danke, ich habe alles, was ich brauche«, antwortete er und hielt seinen übermannsgroßen Zauberstab in die Höhe.
    Yrr fragte sich, ob seine Antwort eine Anspielung auf die Fragen beinhaltete, die sie ihm so gerne stellen wollte, und schlug die Ladeklappe unnötig hart zu. »Dann ist ja alles bestens!«
    Die drei traten vom Hubschrauber zurück, und Raik fing an, seinen Zauberspruch zu murmeln. Die Spitze seines Stabes begann zu leuchten ... und das Leuchten sich kreisend zu bewegen ... wie ein winziger Sternenwirbel ... der nun langsam anwuchs und sich, als Raik ihn auf die Hubschrauber richtete, von dem Stab löste und schnell so groß wurde, dass er die beiden Fluggeräte einhüllte und dabei scheinbar mehr und mehr in Luft auflöste, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war.
    Yrr fühlte den Drang, ihm für diesen schönen Zauber ein Kompliment auszusprechen, widerstand dem aber, weil er sich so abweisend verhielt. Als ob sie ihn völlig überraschend und ohne jede Vorwarnung geküsst hätte -- statt umgekehrt.
    Sie schob diese verwirrenden Gedanken beiseite und nickte den anderen zu, ihr zu folgen. Sie rannten zum Rand der Klippe und stürzten sich kopfüber darüber hinweg in die Tiefe.

20
    Yrr, Liffund Reyja tauchten in Pfeilformation durch das trübe Wasser der Ostsee in Richtung der versunkenen Stadt Vineta und hielten ihre Geschwindigkeit dabei so niedrig, dass Raik nicht den Anschluss an sie verlor. Raik war ein fantastischer Flieger, aber das Wasser war nicht sein Element. Er schwamm eher unbeholfen, aber Yrr wusste, dass er dennoch im Falle eines Angriffs als Magier von unschätzbarem Wert war. Er als Fernkämpfer musste sich nicht geschickt bewegen können, um seine Elementarzauber auf mögliche Gegner zu wirken. Er musste nur jenseits ihrer Reichweite bleiben. Sie durchkreuzten auf ihrem Weg gewaltige Heringsschwärme und Algenwälder, und die Sinne der drei Kriegerinnen waren so scharf wie eh und je auf das nähere und weitere Umfeld gerichtet, um mögliche Feinde frühzeitig zu entdecken.
    Yrr kannte die Töchter Räns von früheren Begegnungen und wusste, dass mit ihnen nicht zu spaßen war - aber auch, dass sie mit Liff, Reyja und Raik an ihrer Seite nicht wirklich etwas von ihnen zu befürchten hatte. Daher konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass die Ranen für das Verschwinden der Hüterin verantwortlich waren. Sicher, sie waren mächtig, aber das war Svenya auch ... so mächtig, dass Yrr sich in den letzten Wochen immer öfter fragte, woher ihre ständig wachsende Kraft stammte und wieso sie die Einzige ihres Volkes war, die darüber verfügen konnte.
    Nach wenigen Minuten erreichten sie endlich die Stadt. Yrrs Blick schweifte über die seit Jahrhunderten mit Algen und Muschelkolonien bewachsenen Ruinen der schon vor langer Zeit eingestürzten Mauern und Häuser. Es schien alles still. Yrrs Meinung nach sogar etwas zu still. Waren sie eben noch auf jedem Meter von einer wahren Fülle von Fischen und anderen Meerestieren umgeben gewesen, so war hier nicht ein einziges Lebewesen zu entdecken. Als sei die Stadt ein zweites Mal völlig ausgestorben.
    Sie gab den anderen dreien ein Zeichen, die Alarmbereitschaft noch zu erhöhen, und schwamm dann mit gedrosselter Geschwindigkeit in Richtung des Tempels der Rän. Dabei entdeckte sie, dass die Ruinen um sie herum an manchen Stellen ganz frisch zerstört waren ... teilweise massiv zerstört.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte Raik besorgt. »Hier hat ein gewaltiger Kampf stattgefunden«, antwortete Yrr.
    »Zwischen wem?«
    »Ich kann es noch nicht sagen. Aber es sieht nicht so aus, als wären dafür die Ranen verantwortlich. Sie sind stark - aber nicht so stark. Was immer das hier angerichtet hat, war sehr, sehr viel mächtiger.«
    Die vier schwammen auf Yrrs Geheiß hin dichter zusammen und Rücken an Rücken weiter - sodass sie nun nach allen

Weitere Kostenlose Bücher