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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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brunnenfarben, wie stellte die Frau es nur an, sich immer wohl zu fühlen, fragte er sich, als wäre dies die wichtigste Frage seines Lebens, Ich habe heute Nacht wenig geschlafen. Sie kam zu ihm, küsste ihn auf die Stirn, Du Armer, sagte sie, Du solltest nicht so viel Kaffee trinken, das hindert dich am Schlafen.
    Sie lächelte, sie hatte ein gewöhnliches Gesicht mit zu schmalen Lippen, kleinen Augen, die nicht leuchteten, blond gefärbte Haare, die nicht zu ihrer Haut passten, Sie ist hässlich, dachte Nicola Rau einen Augenblick, als junger Mann hatte er gedacht, man könnte für die Schönheit sterben und jemanden wegen einer aufregenden Frau töten, und jetzt betrachtete er seinen Bauch und fragte sich, wie es möglich war, dass die Vergangenheit im Nichts verschwunden, das Feuer einfach so verloschen war.
    Ich habe eine Überraschung, sagte die Frau und reichte ihm ein Päckchen.
    Was ist es?
    Mach es auf. Ich liebe dich.
    Nicola seufzte leise. Ich liebe dich auch, sagte er, suchte ein Lächeln, fand nur ein halbherziges.
     
    Er liebte sie nicht, Nicola Rau liebte nichts und niemanden mehr, weder dieses Haus beinahe reicher Leute noch seinen Seidenpyjama, weder die Bibliothek aus Kastanie noch die Erstausgaben von Deledda, Ich hasste die Reichen, sagte sich der Mann, während er das Geschenk auspackte, Ich wollte sie hängen und mit Schlamm beschmieren, ich schrie es auf den Plätzen und in den Konzerten hinaus, ich schrieb es und sang es und glaubte daran, und jetzt sitze ich hier mit dieser hässlichen Frau und nichts hat mehr einen Sinn.
     
    Es war ein schönes Geschenk, ein schwarzes Mobiltelefon, kleiner als seine Hand, Danke, sagte er zu seiner Frau und küsste eine ihrer Brustwarzen durch den leichten Stoff des Nachthemds, Das war doch nicht nötig, sagte er, sie antwortete nicht, entblößte ihre Brüste, streckte sie ihm zum Liebkosen zum Hineinbeißen entgegen, dann ging sie vor dem Mann in die Knie, zog seine Pyjamahose, seine Boxershorts hinunter, entblößte die Erektion, die sich geweigert hatte zu sterben, nachzulassen, blickte ihrem Mann fest in die Augen, sagte zu ihm, Ich liebe dich, Nicola, ich liebe dich, dann sagte sie nichts mehr.
    Guten Morgen, wiederholte der Mann in seinen Gedanken, draußen regnete es heftig.

4
    Pater Alberto starrt auf den Platz, auf dem Kopf den Wollhut des seligen Großvaters, in den Ohren einen Schlager, den er vor einer Stunde im Radio gehört hat, während er seinen Bart stutzte.
    Verflucht, zischt er zur Stille, die ihn umgibt, was für eine Scheißkälte.
    Im Haus gegenüber öffnet sich ein jahrhundertealtes Tor, ein alter Mann kommt heraus, in seinen Flanellmantel gemummelt, winkt ihm zu, der junge Priester erwidert den Gruß.
    Ein Scheißtag, um auf die Felder zu gehen, denkt er.
    Und was kann man auf dem Land schon tun in diesem strömenden Regen?
    Der Alte muss ein Verwandter von ihm sein, daran glaubt er sich zu erinnern, aber der Name fällt ihm nicht ein, Ich kenne niemanden mehr in diesem Dorf, sagt er sich, Ein paar Jahre im Seminar und schon kommt mir alles fremd vor, dieser Platz, der ockerfarbene Kirchturm, die alten Verwandten.
    Er schlägt die Hände kräftig gegen die Hose, steht auf, bewegt die Beine. Eine teuflische Kälte, denkt er, Wenn Don Mulas nicht endlich kommt, krepiere ich.
    Er starrt wieder auf die Straße, zwei alte Weiblein kommen vorbei, eng nebeneinander, als hätten sie sich untergehakt, hinkend und schwarz gekleidet, Der Herr sei mit Ihnen, begrüßen sie den Priester im Chor, Jetzt und immerdar, erwidert er, Einen schönen Tag, er lüpft den Hut, um sie ehrerbietig zu grüßen, Unglücksraben, fügt er leise hinzu, Dieser Priester kommt nicht, ich warte noch zwei Minuten, was soll’s, dann fahr ich eben ohne Abschied.
    Doch Don Mulas kommt, er taucht aus dem Gässchen hinter der Wiese auf, träge und fett, mit offenem Lächeln und breiten Zähnen, reicht dem jungen Mann die Hand, rezitiert irgendwas Lateinisches, Kommst du mir mit hinein, Albe’, bist du verärgert?, fragt er und stößt das Portal mit einem entschiedenen Stoß, der im Kirchenschiff dröhnend widerhallt, weit auf.
     
    Muffiger Geruch nach Erde und nassem Asphalt, nach Staub und morschem Holz und Wachs und Weihrauch, Heiliger Gott, denkt Don Sannìo, der junge Priester, Ich werde mich nie an diesen Todesgestank gewöhnen, er folgte dem anderen durchs Kirchenschiff, bis hinter den Altar, in die Sakristei.
     
    Na, mein Sohn, fertig zur Abreise? Don Mulas

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