Der schwarze Regen
ein Tisch aus zersplittertem Holz in der ersten Bar am Strand, die Schuhe im feinen Sand versunken, die Augen voller Blau, der kalte Nordwestwind dringt nicht zu ihnen, der Winter stört sie nicht, der Salzgeruch der an der Strandlinie angehäuften Algen, die Sonne, die lau lächelt, ein Kaffee und ein frisch gepresster Saft auf dem Tisch, sie sprechen leise, sie wickelt den Schal immer fester um den Hals, von Zeit zu Zeit befreit sie die Lippen, um an der Zigarette zu ziehen.
Eine Ruhepause, es regnet nicht, wenigstens nicht in der Stadt, in Nuraiò vielleicht schon.
Also, wann hörst du endlich damit auf?, fragt die Frau Nicola, Mich einmal im Monat anzurufen, wenn dir gerade danach ist?
Der Mann will nicht streiten, außerdem weiß er nie genau, wann Sara wirklich wütend ist und wann sie ihn nur aufzieht, mit wachen Augen auf seine Reaktion lauernd.
Du riechst wunderbar, sagt der Mann zu ihr, er zieht ihr den Schal vom Hals, presst sein Gesicht auf ihre Brust, atmet den Geruch von Wolle und Gewürzen, von Frau und Seide ein.
Wie viele Geliebte habe ich in meinem Leben gehabt? Die Frage kehrt zurück, während er den Kaffee austrinkt, begleitet von einer anderen: Wie viele mag sie gehabt haben, Sara mit den goldbraunen Brüsten?
Wie viele Liebhaber hast du in deinem Leben gehabt, Sara?
Sie lächelt, starrt auf die Wellen, antwortet mit einer Frage.
Du bist heute Morgen nicht zur Arbeit gegangen, stimmt’s?
Er ist nicht gegangen, er ist weiter durch die Straßen von Castello gefahren, hat gegenüber der Mole geparkt, einen Kaffee unter den Laubengängen getrunken, alte zerkratzte Platten durchstöbert, Einbände aus runzligem Leder, lächelnde Schwarze in schimmligen Garderoben, Chet Baker und seine Posaune, das Lächeln einer hübschen Verkäuferin, Vielleicht weiß sie etwas darüber, hatte Nicola sich gefragt, Über die zitternden Hände des alten Amerikaners, über die gelb gewordenen Zähne und die harte, vom Alkohol angeschwollene Leber, die Verkäuferin blickte ihn stumm an, mit wachen lebhaften Augen, Wer weiß, für sie bin ich vermutlich ein alter Knacker, er hatte bezahlt, war hinausgegangen, hatte sich an ein Tischchen nebenan gesetzt, ein zweiter Kaffee, er hatte sich in den Worten der Platte verloren, ein paar Notizen auf seinem gelben Block, wenige Verse, Winterworte, er war zum Hafen zurückgekehrt, in seine Erinnerungen versunken, Martas Gesicht und das von Sara, die Jugendlieben und die Mundharmonika am Mund, die im Largo gekauften und geklauten Bücher, die Partys in den Räumen unter der Treppe, die Chöre und Umzüge, die Mundharmonika und die Gitarre an den Nachmittagen bei der Bastion, die Liedermacher, außer sich vor Wut, gesungen gebrüllt im schlechten Englisch von Nuraiò, nie gehörte Drogendichter, Propheten von nie gehörten Welten, Wut und Lust zu töten Heilige Väter Amulette, Grafen Gräfinnen Stadträte, Herr Hood und ihr imaginäres Bologna, die dunklen Laubengänge jener bekannten mittelalterlichen Stadt in den Strophen, die Wut von Schriftstellern der weiten grenzenlosen Welt, Amerika, wer weiß, ob es das wirklich gibt, irgendwo, den ganzen Vormittag verschwommenen Erinnerungen nachgehangen, Nicola Rau, Worte auf den Block geschrieben, Zeit verschwendet wie ein Junge unter Segel.
Na, antwortest du mir nicht?
Ich bin nicht zur Arbeit gegangen, die Luft war so merkwürdig, halb Unwetter halb Frühling, ich hab mich herumgetrieben. Und du, antwortest du mir nicht?
Wie viele Liebhaber ich gehabt habe? Was ist das denn für eine Frage, Nicola?
Saras Schönheit, er hatte sie nie so deutlich bemerkt, die glatte Haut, die Farbe der Lippen, war sie schöner als Marta? Schöner vielleicht nicht, gewiss aber jünger, leichter und klarer. Was machte Marta zu dieser vormittäglichen Stunde, warum eilte er nicht zu ihr küsste sie entführte sie?
Ich hab dich gern, sagte er zu der Frau, die ihn lächelnd ansah, er küsste ihren Hals, sie mummelte sich in ihren Mantel, strich ihm über die Haare, Du bist ein verrückter Kerl, flüsterte sie, Du bist ein kleiner Junge, sie glitt mit einer Hand unter seinen Pullover, streichelte seine warme Haut, zwickte eine seiner Brustwarzen, Du bist ein verrückter Kerl, Hast du Lust, mit zu mir zu kommen?
Musst du nicht um drei im Büro sein?
Ich geh nicht, ich spiel auch das kleine Mädchen und mach blau. Fährst du? Sie stand auf, nahm ihre Handtasche, trank ihren Saft aus. Fahren wir nach Nora, einverstanden?
Er stand
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