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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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ebenfalls auf, ging an die Kasse, bezahlte, folgte ihr auf der villengesäumten Palmenallee, es hatte wieder zu regnen begonnen, aber nur leicht.

6
    Maresciallo, bist du beschäftigt?
    Nein, nein … ich wünschte, ich wäre es, mein Freund. Ich habe nichts zu tun, ich sterbe vor Langeweile.
    Wenn du zu mir kommst, lade ich dich zu einem Kaffee ein.
    Einverstanden, in zwanzig Minuten.

7
    Alberto Sannìo ist mit sechzehn ein dürrer Bursche mit länglichem Gesicht, alten abgelaufenen Nagelschuhen, ein Nervenbündel, das rennt und den Ball erwartet, annimmt, lossprintet, nach vorn zuspielt, niemand überwacht ihn, die Verteidiger kommen nicht vom Fleck, verlieren Meter, er dribbelt kaum, denn das ist nicht seine Spezialität, laufen laufen dicht am Ball und den Kopf hoch erhoben, Alberto Sannìo sieht den Stürmer vor allen anderen, wenn er ihn umrennt, hat er auf den Zentimeter genau Ziel genommen, Alberto ist sechzehn, seine Sporthosen hat die Mannschaft bezahlt, denn an Geld ist nicht zu denken, sein Vater der Geizhals wirft sein Geld nicht für Fußball zum Fenster hinaus, die Auswärtsspiele die Ausstattung, alles vom Club bezahlt, der Mister grinst durchtrieben, verfolgt die Sprünge des Tigers über den Streifen, reglos mitten auf dem Feld scheint Alberto minutenlang abwesend zu sein, dann ein ehrlicher Kampf, ein erneutes schnelles Lossprinten, schneller eleganter als alle anderen, Außenstürmer, und wenn er so weitermacht, wenn Cagliari ihn nimmt, zum Teufel auch, was für ein Feuer hat der Bursche, schmale Schultern und große Augen, wenn er keine Dummheiten mit Drogen und Hasch macht, wenn er auf dem rechten Weg bleibt, führt Albertino uns zum Sieg in Serie, mit sechzehn fester Spieler, Teufel, was kann der Bursche rennen.
     
    – Mit achtzehn hat Pater Alberto das Gymnasium beendet, er melkt die Kühe hinter der Kirche, morgens um sechs, dann schnell zu Meister Corrias drei Stunden Drechslerlehre, dann allein zum Laufen in die Natur, nachmittags bis Sonnenuntergang auf dem Fußballfeld, Maria Scano küsst ihn auf den Mund, sie liegen auf der Erde im Eukalyptuswäldchen, sie streichelt seine Beine und küsst seine schmächtige Brust, Ich liebe dich, sagt sie alle fünf Minuten zu ihm, Noch zwei Jahre und ich gehe mit dir weg, antwortet er, Ich schwöre es dir, wir lieben uns in unserer eigenen Wohnung, auf dem Kontinent, ich kaufe einen Wagen mit Verdeck und der Wind bläst uns beim Fahren ins Gesicht, weit weg von deiner frömmlerischen Mutter und von meinem Papa Scheißschäfer, der nicht kapiert, dass ich mit dem Fußball Geld verdiene, Geld mit Fußtritten in den Arsch, Schluss mit dem Seminar und Pater Alberto –
     
     Signora Arega hat Don Mulas dem guten Pater die heißen Kringel gebracht, der Mann macht eine abwehrende Handbewegung, der Geruch von Gebackenem erfüllt den Raum, und von Kerzen und Schimmel und vom mittlerweile vergilbten Papier der gestapelten alten Zeitungen, Das sollen Sie doch nicht, liebe Signora, das war doch nicht nötig, Es ist mir eine Freude, Pater Mulas, eine wirkliche Freude.
    Signora Arega mager wie ein Hering, langer Rock bis zu den Schuhen, Signora Arega schaut Don Mulas tief in die Augen, Pater, fleht sie, Sie müssen mit dem Jungen reden, denn er ist zwar herzensgut, aber er verliert schnell den Kopf, er ist ein Nervenbündel wie sein Vater, früher oder später gehen sie mit den Fäusten aufeinander los, mein Gott, er lernt so gut, er hat ein so gutes Gedächtnis, man glaubt nicht, dass er der Sohn eines Schäfers ist, und diese fixe Idee, auf dem Kontinent Fußball spielen zu wollen, die müssen wir ihm ausreden, Pater, im Seminar wäre er perfekt.
    Der fettleibige Priester schnaubt, legt die großen Hände in den Schoß, Was für Dummköpfe diese beiden, denkt er, Immer die gleiche Geschichte, als könnte sie seinen Kopf öffnen und ihm die Ideen hineinstopfen, die ihr genehm sind, ein braver Junge, Alberto, aber nervös und wunderlich und überheblich, ins Seminar wird er nicht einmal tot gehen, was sage ich dieser verrückten Alten nur?
     
    Eines Nachmittags im April nimmt Alberto den Zug in die Stadt, kommt am Bahnhof an, trinkt einen Cappuccino in der Bar Moderno, tastet in der Tasche nach den Münzen, isst auch noch eine Pasta, geht auf den Platz hinaus, der voller Bauern ist, die aus den Bussen steigen, es bleibt ihm noch etwas Geld, zu Mittag hat er nichts anrühren können, die Mutter hat Sachen gekocht, die wie Ziegelsteine im Magen liegen, Pasta mit

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