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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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zweiunddreißig und schleppe schon einen Haufen Fehler und schmerzliche Erinnerungen mit mir herum, wie vielleicht alle, vielleicht mehr als die anderen, Gott, ich weiß, dass es so ist und dass ich nichts daran ändern kann, aber ich bitte dich, lass mich, solange diese Frau bei mir bleiben will, ein guter Gefährte oder Liebhaber oder was auch immer ich für sie bin, sein, hindere mich daran, gewalttätig zu sein und ihr wehzutun, und lass mich immer verstehen, was sie von mir erwartet und wie ich es ihr geben kann, und vor allem bitte ich dich, lass es niemals nie nie nie geschehen, dass ich tue, was dieser Frau in der vergangenen Nacht angetan wurde, ganz gleich, was für ein Motiv ihr Mörder auch gehabt haben mag.
    Und damit hatten seine Gedanken ihren Rundgang beendet und kehrten zu ihrem Ausgangspunkt zurück: die dunklen Dämonen des Mordes und die Hexe, die ihn im Schlaf besucht hatte, wer hatte Marta Deiana getötet?
     
    Vielleicht solltest du aufhören, daran zu denken, wenigstens zehn Minuten, was meinst du? – sie küsste seinen Hals sein Kinn sein Ohr, öffnete den Mund saugte an seinem Ohrläppchen, glitt erneut zum Hals hinunter, zur Brust, zog das Unterhemd hoch, biss in eine Brustwarze, presste die Zähne ein wenig zusammen, fuhr mit der Zunge darüber, glitt zum Bauch hinunter, zum Bauchnabel, tiefer, kehrte zum Mund zurück, küsste und saugte, dann richtete sie sich auf, blickte ihm in die Augen, massierte ihm etwas die Schultern, sah, dass sein Gesicht noch immer angespannt war, streichelte seine Wange, seufzte leise.
     
    Es ist so, dass ich das Gefühl habe, in einem Film gelandet zu sein, Roberta.
    In einem Film zu landen, davon träumen alle. Möglicherweise ist es ein Buch.
    Ja, genau, ein Krimi. Krimis langweilen mich.
    Ich verstehe nie die Indizien, verliere den Faden, wenn die Verhaftung kommt, und muss zurückgehen, bis zum Beginn der Ermittlungen.
    Wer sagt dir, dass es ein Krimi ist?
    Ich bringe es einfach nicht fertig, mich als Sherlock Holmes oder Maigret oder wen auch immer zu sehen. Ich bin ein Anthropologe.
    Vielleicht ist es ja kein Krimi, vielleicht sind die Ermittlungen überhaupt nicht wichtig. Vielleicht ist es eine Liebesgeschichte, und du musst an die Liebenden denken und an ihr Verhältnis zur Liebe und zum Hass. Der Verdächtige war doch der Ehemann, oder?
    Der betrogene Ehemann. Aber weißt du, was mein sizilianischer Schriftsteller sagt? Dass die Ermittler, wenn hinter einem Mord eine wichtige Geschichte steckt, sofort nach den Hörnern suchen, weil die leicht zu finden und sehr bequem sind.
    Hör mal, diese Geschichte ist schließlich kein Buch deines sizilianischen Schriftstellers, und Nuraiò liegt nicht einmal auf Sizilien. Vielleicht sind die Hörner hier schwieriger und unbequemer als die Mafia. Versuch an die Liebe, an den Hass zu denken – sie stand auf, ging zum Regal, nahm ein Buch öffnete es, leckte über ihre Lippen, begann zu lesen:
     
    und es war ein verlogener Morgen, einer der vielen Morgen, in die ein unheilvoller Traum trat: Es war ein Traum unheilvoller Ängste, verwüsteter Schollen, es war der Traum einer unmöglichen Liebe. Unsere Hände waren geöffnet, angenagelt wie die Hände Christi, sinnlos war unsere Hingabe, jemand verletzte uns an den Schultern, wer, weiß ich nicht; ich weiß nicht, wer, vielleicht eine menschliche Macht, vielleicht die Macht des Schicksals, vielleicht hast du selbst, Liebe, mich an den Schultern getroffen.
     
    Schön. Allerdings ist mein Opfer nachts gestorben.
    Sie ist in einer Nacht gestorben, die vorher einen Morgen gehabt haben wird. Warum findest du nicht heraus, was sie den ganzen Tag gemacht hat, wen sie gesehen, an wen sie gedacht hat, wen sie liebte und wen sie hasste eine Sekunde, bevor sie starb?
    Vielleicht hat sie selbst, ihre Liebe, sie an den Schultern getroffen. Ich bin ein Carabiniere, der mit Gedichten ermittelt. Nicht schlecht.
    Du bist auch ein Carabiniere, der Hasch raucht.
    Das tun doch alle, das weißt du, nur dass wir es nicht kaufen. Wir sind die Ordnungskräfte, ich bin eine Ordnungskraft, Liebling. Ich beschlagnahme und nehme ein Protokoll auf, und wenn Lerici mich jetzt hier sähe, würde er ein Protokoll aufnehmen wegen Trunkenheit und Besitz von Substanzen et cetera et cetera, und vielleicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, wenn er dich so sähe, halb nackt und viel zu schön.
    Ich liebe dich, sagte er dann, sie kam nicht dazu zu antworten, das Telefon läutete, und die

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