Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
Vom Netzwerk:
jungen Frau, zahlte, ließ das Trinkgeld auf dem Tisch, folgte dem Besitzer, der sie zur Tür geleitete, in der Dunkelheit dieser nach Meer und Salz riechenden Gasse eines Küstenorts küsste er seine große Liebe von einst, die größte aller Zeiten, dieses wunderschöne Mädchen, das sich auf eine Weise an ihn drückte, die ihn verrückt machte, Gehen wir, wiederholte die junge Frau, sie hatten es eilig, zum Wagen, zu ihrer Wohnung zu kommen.
     
    Sie liebten sich ohne ein Wort, winselten nur leise und berührten sich überall, dann stand sie auf, ging in die Küche, um etwas zu trinken zu holen, der Maresciallo kramte in seiner Herrentasche, fand das kleine braune, in Aluminium eingewickelte Parallelepiped, teilte es in zwei Hälften, wählte eine Hälfte mit dem Feuerzeug, ließ die duftenden Krümel auf seine Handfläche fallen, vermischte sie mit dem Tabak einer halben Zigarette, vermengte das Gemisch mit den Fingern, schüttete es auf ein Stückchen Papier, nahm als Filter einen halben Fahrschein der Verkehrsbetriebe, zündete es an und rauchte, Droge, sagte er sich, Unsere Liebe Frau des Vergessens, ein dummer Spruch, den er irgendwo gelesen hatte, er fiel ihm in Augenblicken wie diesem immer ein.
    Führerschein und Sparbuch, fiel ihm auch noch ein, Das ist eine rauschgifthaltige Substanz, nehmen wir ein Protokoll auf?, und ähnliche Sätze, die er tausendmal von seinen Kollegen gehört hatte, zwangsläufig mit römischem Akzent, und stumpfe Blicke von Dummköpfen mit Kragenspiegeln, und dann kamen ihm Verse in den Sinn, die Gendarmen mit Federbüschen, mit Federbüschen, mit Federbüschen und mit W affen, und die Carabinieri, die nicht sehr pflichteifrig sind, außer sie tragen Galauniform und begleiten ihn zum ersten Zug.
    Rosenmund, fiel ihm ein, Aus dem Dorf gejagt von einem aufgeblasenen Kollegen in seiner schönen Uniform, und er dachte an die Gendarmen, die an den Strand kommen und den Alten fragen, ob ein Mörder vorbeigekommen sei, und die Furche, die das Gesicht des Mannes durchzieht, wie eine Art Lächeln, Omertà, das Gesetz des Schweigens?, fragte sich Crissanti, halb entrückt vom Rauch, Alter zum Schweigen verpflichteter Fischer, eines der schönsten Lieder meines Lebens, und der Protagonist ist ein alter zum Schweigen verpflichteter Fischer oder vielleicht einer, der bewusst in die Irre leitet, Verhaftet ihn!, müsste ich meinen Männern zurufen, wenn ich ihm begegnen würde, Ins Gefängnis mit dem Alten und der Furche in seinem Gesicht!
    Was machst du eigentlich in dieser Uniform, mein Lieber?, fragte sich der Mann, der erst knapp über dreißig war, sich aber von Gewissensbissen quälen ließ, von dem, was er sein könnte, aber nicht gewesen war: wenn er irgendwie das Studium beendet hätte, wenn er den Mut gefunden hätte, den Vater zu rächen, anstatt aus dem Dorf zu fliehen und sich als Feigling abstempeln zu lassen, wenn er seiner Schwester nach Frankreich gefolgt wäre, vielleicht um Teller in einem Restaurant abzuwaschen, wie sie es tat, wenn er einverstanden gewesen wäre, jene Frau im Veneto vor zwei Sommern zu heiraten, wenn wenn wenn wenn wenn.
    Na, wer hat denn nun diese Frau umgebracht?
    Roberta war mit dem Whisky zu ihm gekommen, hatte sich auf diese merkwürdige Weise auf dem Sessel zusammengekauert, wie nur Tänzerinnen es können, eingerollt und entspannt wie eine Katze, die gut gefressen hat; sie sah ihn mit einem Blick an, der seinen Kopf durchbohrte, der direkt in seine Gedanken zu blicken schien.
    Ich weiß es nicht, erwiderte der Maresciallo, und das stimmte.
    Du glaubst nicht, dass es der Ehemann war, stimmt’s?
    Er ist es nicht gewesen, erwiderte er, er hatte keine Lust, noch etwas hinzuzufügen, nahm das Glas, sah sie an, dankte ihr mit dem Blick, dass sie sich nicht einmal ein bisschen seit ihren römischen Tagen geändert hatte, dass sie noch immer dasselbe kleine süße Mädchen war, frei von der Familie und von den herrschenden Vorstellungen, von dem, was man tun und denken muss, mit zahlreichen Liebhabern, aber dennoch einmalig und besonders für jeden von ihnen, und intelligent, brillant und gut im Liebemachen und im Zuhören, Gott, dachte er, Vielleicht werde ich nie ein guter Carabiniere sein und sicher bin ich kein guter Sohn für meinen Vater gewesen, zumindest nicht gut in seinem Sinne, nicht hart und widerstandsfähig und rachsüchtig genug, wie alle dort unten es gewollt und verlangt hätten, und ich bin kein perfekter Student gewesen und bin erst

Weitere Kostenlose Bücher