Der schwarze Schattenjaeger
mitfährt. Meistens sind es die Stammesoberhäupter und ein paar jüngere, die versuchen, friedlich eine Einigung zu finden. Die Felder und Waldgebiete sind oft ein Thema. Die Cherokee-Indianer möchten sie für sich, aber die Stadt Pemberton will diese nicht hergeben, obwohl sie nicht zu Pemberton gehören. Sie leben hinter dem großen Wald auf den Bergen und bestellen die Felder um Pemberton herum, zumindest die, die ihnen zugeteilt sind. Ich finde es unfair. Pemberton gibt es erst seit sechzig Jahren und die Cherokee-Indianer leben seit Jahrhunderten hier. Es ist ihr Land und nun müssen sie um jeden Meter kämpfen. Es wäre doch viel einfacher, wenn man friedlich miteinander umgehen könnte, ohne jedes Mal lang und breit darüber zu diskutieren.
„Träumst du?“, fragt Joshua mich, der plötzlich vor mir steht und mich mit großen, fragenden Augen betrachtet.
„Huch?!“ Ich weiche vor ihm zurück. Wo kommt er denn auf einmal her?
Joshua sieht nun ebenfalls aus dem Fenster und bemerkt gerade noch, wie die letzte Kutsche die Straße entlangfährt. Dann ist sie nicht mehr zu sehen.
„Na, hoffentlich endet es wie immer friedlich“, meint Joshua, der mit einem Zuckertütchen spielt und mir so zu verstehen gibt, dass er gerne etwas bestellen will.
„Was möchtest du denn? Nudeln? Sandwiches? Salat?“ Ich muss grinsen, als ich ihn nach dem Salat frage, denn Joshua ist eigentlich der totale Fast-Food-Liebhaber.
„Die Nudeln bitte und eine Limo. Isst du mit mir zusammen?“, fragt Joshua, während er auf dem Barhocker Platz nimmt und seinen Laptop auspackt.
„Tom ist noch nicht da, aber sobald er hier ist, setze ich mich zu dir“, antworte ich ruhig und verschwinde sofort in der Küche, um ihm etwas zu essen zu bringen.
„Du wirkst schon wieder so unglücklich, was ist los?“, frage ich Joshua direkt, als ich ihm seinen Teller vor die Nase stelle. Er antwortet mir mit einem langgezogenen, tiefen Seufzer und stützt dabei seinen Kopf auf die Faust, bevor er abermals seufzt.
„Na, erzähl schon …“
„Du hast zu tun, ich erzähle es dir später, wenn Tom da ist und dich ablöst“, antwortet er mir und beginnt dabei, lustlos in den Nudeln herumzustochern. Da ich Logan aus den Augenwinkeln sehe, wie er mit Roger angelaufen kommt, ist das sogar ein idealer Zeitpunkt, um die Flucht anzutreten. Ich eile hinauf in die erste Etage und nehme noch ein paar Bestellungen auf, um möglichst beschäftigt auszusehen. Als ich zurück von meinen Auslieferungen bin und Tante Abby mit ihrem Mann spricht, sehe ich, wie Logan mich zu sich winkt. Ich versuche, meine Augen nicht zu verdrehen und laufe ruhig zu ihm, zücke meinen Notizblock und halte meinen Stift bereit. Ohne ihn zu fragen, was ich will, hoffe ich darauf, dass er eine Bestellung aufgibt, aber leider falsch gedacht.
„Wann hast du denn Pause?“, fragt er mich, obwohl Roger und Abby direkt am Tisch sind und ihn sehr wohl hören können.
„Nun lass Thalis in Ruhe arbeiten und gib deine Bestellung auf“, ermahnt ihn Roger genervt. Logan hebt seine Hände, als sei er die Unschuld in Person.
„Ich wollte sie ja nur fragen …“
„Sie muss arbeiten, also bestell jetzt oder geh raus und kümmre dich um die Pferde.“ Am liebsten wäre ich Onkel Roger dankend um den Hals gefallen, versuche aber ruhig zu bleiben und wedele dabei auffällig mit meinem Notizblock herum.
„Dann zwei Sandwiches bitte und eine Cola“, meint Logan genervt. Mh. Was wohl gewesen wäre, wenn Onkel Roger ihn hätte fragen lassen? Vielleicht hätte ich ja gesagt: „Okay.“ Und vielleicht wäre Logan auch meine einzige Option. Die anderen Jungs in meinem Alter haben bereits Freundinnen oder würden sich nie auf mich einlassen. Was für eine verrückte Situation.
Ich verschwinde wieder in der Küche und bringe Logan sein Essen, um danach schweigend im ersten Stock zu verschwinden. Hier oben ist es deutlich ruhiger als im Erdgeschoss. Glücklicherweise kommt Tom zu seiner Schicht und kann mich so ablösen. Endlich Pause!
Ich lege meine Schürze ab und setze mich mit einem großen Salat neben Joshua, der tief in seinen Gedanken vergraben ein Online-Game spielt.
„Na, jetzt erzähl schon“, sage ich ruhig, während ich den Salat genüsslich in meinen Mund schiebe. Dass Logan mich beobachtet, sehe ich im großen Spiegel, der über der Theke an der Wand hängt. Aber davon lasse ich mich nicht beirren, auch wenn sich seine Blicke wie Eiszapfen in meinen Rücken bohren. Es
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