Der schwarze Schattenjaeger
Aber bin ich denn in ihn verliebt?
Ich seufze und drehe mich auf die andere Seite meines Bettes. Ja, diese zwei Wochen waren wirklich seltsam. Alles war eigentlich wie immer. Joshua kam wie jeden Tag in das Café und wir redeten über Chloe, die er noch immer nicht angesprochen hat. Logan lief langsam wieder zur Höchstform auf und warf mir den ein oder anderen Spruch vor die Füße. Sieht so aus, als müsste ich Onkel Roger wieder bitten, ihn sich zur Brust zu nehmen. Die Touristen kamen und gingen, ich servierte Tee und Kakao, half Abby sogar beim Backen und verbrachte viel Zeit mit Mom.
Erneut drehe ich mich in meinem Bett und sehe auf den Wecker. Ein paar Minuten habe ich noch, dann muss ich aufstehen. Auf dem Display erscheint keine neue SMS. Gestern kam die letzte von Valom. Er wünschte mir eine gute Nacht. Was soll das nur? Vielleicht ist es besser, ihm nicht mehr zu antworten. Schließlich kommt Valom auch nicht mehr nach Pemberton. Ob es daran liegt, dass er viel zu tun hat? Wie er wohl reagieren würde, wenn ich ihm nicht mehr schreibe? Zumindest hätte ich mich über einen Anruf gefreut. Seine Stimme hören zu können, wäre toll. Aber das Leben, wie ich es führen will, kann ich mir nun mal nicht aussuchen! Ich schalte den Wecker aus, bevor er klingelt, und stehe auf. Seufzend strecke ich mich ein paar Mal und sehe aus dem Fenster. Schnee. Überall Schnee. So wie immer eigentlich. Eine Blumenwiese und Vogelgezwitscher wären wirklich eine willkommene Abwechslung. Na ja, in sechs Monaten vielleicht.
Das Ritual beginnt. Ich gehe ins Badezimmer und drehe das Radio laut auf. Dann dusche ich, putze meine Zähne, ziehe mich an und singe dabei laut mit. Mom soll wach werden und wissen, dass es mir gut geht. Sie soll sich keine Sorgen um mich machen, sondern beruhigt in den Tag starten. Heute ist Montag. Montage sind gute Tage. Die Gäste sind erholt vom Wochenende und die Einwohner von Pemberton geben gutes Trinkgeld. Irgendwie scheinen viele zu glauben, dass Montage immer ganz schrecklich sind und ich mich zur Arbeit quälen muss. Unsinn! Wer seine Arbeit liebt, dem ist es egal, wann und wie lange er dort sein muss. Mein Lieblings-Song läuft im Radio und ich hüpfe singend die Treppe hinunter, mache Tee in der Küche und öffne dann die Tür zu Moms Schlafzimmer.
„Guten Morgen!“, rufe ich laut und setze das breiteste Grinsen auf, das sie je gesehen hat. Mom blinzelt mir bereits entgegen und verfolgt mich mit ihren Augen, während ich weitersinge und mich rhythmisch zu dem Song bewege. Die Gardinen sind schnell geöffnet und das Licht angeschaltet. Ich sehe ein kleines Lächeln auf ihren Lippen und dass sie wohl ein „Guten Morgen, Thalis“ wispert, auch wenn ich sie nicht hören kann.
„Heute gibt es mal Erdbeertee. Abby hat ihn mir mitgegeben. Gleich riecht dein ganzes Zimmer nach frischen Erdbeeren, wie im Sommer“, erzähle ich aufgeregt, als würden wir heute zusammen in einen Vergnügungspark fahren. Aber ein Zimmer, das nach Erdbeeren riecht, ist doch mindestens genauso toll? Vielleicht werde ich das irgendwann wirklich glauben, solange ich es mir immer und immer wieder einrede.
„Ich muss heute leider schon eine Stunde früher los, dafür kann ich aber bereits um 15.00 Uhr gehen. Abby braucht Hilfe beim Backen, da Kimmy noch immer krank ist und sie die ganze Nacht wach gehalten hat“, erkläre ich, während ich auf der Bettkante sitze und meinen Tee trinke.
„Du kannst gerne länger arbeiten oder dich mit Joshua treffen. Was ist mit deinen Freundinnen? Haben sie keine Zeit?“, flüstert Mom. Es kommt mir so vor, als wäre ihre Stimme etwas lauter als in den letzten Tagen. Der viele Schlaf scheint ihr gutzutun.
„Ach, die reden den ganzen Tag nur über Schuhe und den neuesten Nagellack. Total langweilig! Julia ist momentan auf so einem Gesundheitstrip und Emma jammert jeden Tag herum, dass sie kein Geld für neue Schuhe bekommt.“ Ich schüttele mit dem Kopf und trinke noch etwas.
Julia und Emma gibt es gar nicht. Ich habe sie mir vor ein paar Monaten ausgedacht, damit Mom glaubt, dass ich Freundinnen habe. Sie war damals sehr besorgt, weil ich nur von der Arbeit erzählt habe.
„Geht doch ins Kino“, schlägt Mom vor.
„Momentan läuft nichts Gutes“, antworte ich sofort. Oh nein, du wirst mich nicht von dir fernhalten! Ich würde ihr so gerne sagen, dass es Julia und Emma nicht gibt, sondern dass ich alles daran setze, jede freie Minute mit ihr zu verbringen.
„Nimm dir
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