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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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mit?«
    Sagte Normandy: »Verstehe ich das recht, Mr. Chops, dass Sie mir mitteilen wollen, dass die gesamten Kosten dieses Gesellschaftsgangs von Ihnen getragen würden?«
    »Stimmt«, sagte da Mr. Chops. »Und eine fürstliche Apanage sollst du auch bekommen.«
    Da hob der Täuscher Mr. Chops auf einen Stuhl, schüttelte ihm die Hand und erwiderte mit Poesie, die Augen anscheinend voller Tränen:
    »Mein Boot ist jetzt am Strand,
    Die Barke auf dem Meer,
    Was brauch ich in der Hand,
    Nur mit dir ich geh umher.«
    Und sie gingen in die Gesellschaft, in einer Kutsche mit vier Grauen und mit Seidenjacketts. Sie nahmen sich ein Logis in Pall Mall, London, und sie lebten prächtig drauflos.
    Auf eine Nachricht hin, die im nächsten Herbst von einem Bediensteten, der höchst wunderbar in milchweißem Zwirn und Hut gewandet war, zum Bartholomäus-Jahrmarkt 2 gebracht wurde, putzte ich mich heraus und ging am verabredeten Abend nach Pall Mall. Die Herren genossen gerade ihren Wein nach dem Abendessen, und Mr. Chops’ Augen blickten starrer aus seinem Kopf, als gut für ihn war, dachte ich bei mir. Sie waren zu dritt (ich meine, in dieser Gesellschaft), und den Dritten kannte ich gut. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte er ein weißes Römerhemd an und eine mit Leopardenfell bezogene Bischofsmitra auf dem Kopf und spielte in einer Kapelle bei einer Raubtierschau sehr falsch Klarinette.
    Dieser Herr tat, als würde er mich nicht kennen, und Mr. Chops sagte: »Meine Herren, das ist ein alter Freund aus früheren Zeiten.« Und Normandy blickte mich durch ein Monokel an und meinte: »Magsman, ich freue mich, Sie zusehen«, und ich könnte schwören, das tat er nicht. Mr. Chops hatte, damit er bequem den Tisch erreichen konnte, seinen Stuhl auf einem Thron stehen (in der Form ziemlich ähnlich dem von Georg dem Vierten auf der Leinwand), schien mir aber in keiner anderen Hinsicht in diesem Hause der König zu sein, denn die beiden Herren kommandierten wie die Kaiser. Sie waren herausgeputzt wie für den höchsten Feiertag – glanzvoll! –, und was den Wein betraf, so schwammen sie buchstäblich in allen Sorten.
    Ich machte ebenfalls die Runde durch alle Flaschen, erst getrennt (um sagen zu können, ich hätte es geschafft), dann mischte ich sie alle durcheinander (um sagen zu können, ich hätte es geschafft), und dann kostete ich zwei davon halb und halb und dann die anderen beiden. Insgesamt verbrachte ich einen sehr angenehmen Abend, wenn ich auch gewisse Anzeichen dafür verspürte, dass ich leicht benebelt war, bis ich es schließlich für höflich und wohlerzogen hielt, aufzustehen und zu sagen: »Mr. Chops, selbst die besten Freunde müssen einmal voneinander scheiden, und ich danke Ihnen für die Vielfalt an welschen Trünken, die Sie mir so freundlich spendiert haben, ich blicke durch den roten Wein zu Ihnen hin, und ich verabschiede mich.« Worauf Mr. Chops erwiderte: »Wenn Sie mich nur mit Ihrem rechten Arm hier herausheben, Magsman, und mich die Treppe heruntertragen, dann begleite ich Sie nach unten.« Ich meinte, ich könnte mir nicht vorstellen, so etwas zu tun, doch er wollte es unbedingt, und so hob ich ihn von seinem Thron. Er roch stark nach Madeira, und mir schoss, während ich ihn heruntertrug, der Gedanke durch den Kopf, dass es wäre, als trüge man eine große Flasche Wein mit einem ziemlich hässlichen Korken und recht seltsamen Proportionen.
    Als ich ihn in der Eingangshalle auf der Fußmatte absetzte,hielt er mich nah bei sich, indem er sich an meinen Mantelkragen klammerte, und flüsterte: »Ich bin nicht glücklich, Magsman.«
    »Was bedrückt Sie, Mr. Chops?«
    »Die behandeln mich schlecht. Die sind mir nicht dankbar. Die setzen mich auf das Kaminsims, wenn ich keinen Champagnerwein mehr trinken will, und die sperren mich in die Kredenz ein, wenn ich mein Vermögen nicht hergeben will.«
    »Jagen Sie sie aus dem Haus, Mr. Chops.«
    »Kann ich nicht. Wir sind zusammen in der Gesellschaft, und was würde die Gesellschaft sagen?«
    »Dann kommen Sie aus der Gesellschaft wieder heraus!«, sagte ich.
    »Kann ich nicht. Sie wissen nicht, wovon Sie reden. Wenn man einmal in die Gesellschaft gegangen ist, darf man nie wieder heraus.«
    »Dann, Mr. Chops, wenn ich mir die Freiheit erlauben darf«, war meine Anmerkung, »dann denke ich, dass es eine Schande ist, dass Sie je hineingegangen sind.«
    Mr. Chops schüttelte seinen schweren Kopf in überraschendem Maße und klatschte sich ein halbes

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