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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Dutzend Male mit der Hand dagegen, und zwar mit mehr Kraft, als ich in ihm vermutet hätte. Dann sagte er: »Sie sind ein braver Bursche, aber Sie verstehen nichts. Gute Nacht, und nun fort. Magsmann, der kleine Mann wird nun dreimal um den Wagen laufen und sich dann hinter den Vorhang zurückziehen.« Das Letzte, was ich bei diesem Anlass von ihm sah, war, wie er versuchte, am äußersten Abgrund zur Bewusstlosigkeit die Treppe eine Stufe nach der anderen auf Händen und Füßen hochzukrabbeln. Sie wäre ohnehin viel zu steil für ihn gewesen, selbst wenn er nüchtern gewesen wäre; aber er wollte sich nicht helfen lassen.
    Nicht lange darauf las ich in der Zeitung, dass Mr. Chops bei Hofe vorgestellt worden war. Es stand gedruckt: »Man wird sich erinnern« – und ich habe in meinem Leben oft bemerkt, dass sicherlich immer dann gedruckt steht, dass man sich erinnern wird, wenn das bestimmt nicht der Fall ist –, »dass Mr. Chops jene Person von geringer Körpergröße ist, deren brillanter Erfolg in der Lotterie so viel Aufmerksamkeit erregt hat.« Nun, sag ich da für mich hin, so ist das Leben! Jetzt hat er es wirklich allen Ernstes geschafft. Er hat Georg den Vierten in Erstaunen versetzt!
    (Worauf ich dann die Leinwand neu malen ließ, ihn mit einem Sack voll Geld, den er Georg dem Vierten überreicht, und eine Dame in Straußenfedern, die sich in ihn verliebt, wie er dasteht, korrekt mit Mozartzopf, Schwert und allen Schnallen.)
    Ich nahm das Haus, das der Gegenstand der gegenwärtigen Erkundigungen ist – wenn ich auch nicht die Ehre habe, Sie zu kennen –, und ich betrieb darin wohl dreizehn Monate Magsmans Amüsements – manchmal das eine, manchmal das andere, manchmal nichts Besonderes, aber immer mit allen Leinwänden draußen an der Fassade. Eines Abends, als wir gerade vor der letzten Gesellschaft fertiggespielt hatten, die sehr zurückhaltend war, weil es aus allen Wolken schüttete, schmauchte ich gerade im Hinterzimmer im ersten Stock mein Pfeifchen mit dem jungen Mann mit den Zehen, den ich für einen Monat unter Vertrag genommen hatte (obwohl er beim Publikum niemals so richtig zog), und da hörte ich, wie jemand gegen die Straßentür trat. »Hallo!«, sagte ich zu dem jungen Mann, »was ist denn da los?« Der kratzte sich mit den Zehen an der Braue und antwortete: »Kann ich mir nicht vorstellen, Mr. Magsman« – und der konnte sich wirklich nie was vorstellen und war eine sehr monotone Gesellschaft.
    Weil das Getöse nicht aufhören wollte, legte ich meine Pfeife hin, nahm eine Kerze zur Hand, ging hinunter und öffnete die Tür. Ich blickte auf die Straße hinaus; aber ich konnte nichts sehen, und ich bemerkte nichts, bis ich mich abrupt umwandte, weil mir ein kleines Geschöpf zwischen den Beinen hindurchgewuselt und in den Flur gerannt war. Das war Mr. Chops!
    »Magsman«, sagte der, »nehmen Sie mich zu den alten Konditionen, und Sie kriegen mich; wenn es abgemacht ist, sagen Sie abgemacht!«
    Ich war ganz verdattert, aber ich sagte: »Abgemacht, Sir!«
    »Abgemacht auf Ihr Abgemacht, und doppelt abgemacht«, erwiderte er da. »Haben Sie ein wenig Abendbrot im Haus?«
    Da ich mich an das prickelnde Allerlei welscher Getränke erinnerte, die wir in Pall Mall geschlürft hatten, schämte ich mich, ihm kalte Würste und Gin mit Wasser anzubieten, aber er genoss beides und von beidem reichlich; und er nahm einen Stuhl als Tisch und setzte sich auf einen Schemel davor, wie in alten Zeiten. Ich war immer noch verdattert.
    Nachdem er mit den Würsten reinen Tisch gemacht hatte (Rindswürste, zwei und ein Viertel Pfund ungefähr, schätze ich), begann die Weisheit, die in diesem kleinen Mann steckte, wie Schweiß aus ihm hervorzubrechen.
    »Magsman«, sagte er, »sehen Sie mich an! Sie sehen vor sich einen, der sowohl in die Gesellschaft gegangen als auch wieder aus ihr herausgekommen ist.«
    »Oh! Sie sind wirklich heraus, Mr. Chops? Wie sind Sie herausgekommen, Sir?«
    »Herausgekauft!«, erwiderte er. Nie haben Sie eine solche Weisheit gesehen, wie sein Kopf sie zum Ausdruck brachte, als er dieses Wort sprach.
    »Mein Freund Magsman, ich teile mit Ihnen eine Entdeckung, die ich gemacht habe. Die ist wertvoll, denn sie hat mich zwölftausend fünfhundert Pfund gekostet, sie wird Ihnen im Leben von gutem Nutzen sein. Das Geheimnis der Sache ist, dass es nicht so sehr darum geht, dass eine Person in die Gesellschaft hineingeht, sondern vielmehr geht die Gesellschaft in die Person hinein.«
    Da

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