Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
Büro gegangen bist, hatte ich ihn bereits vor dir besucht. Dein Plan war uns beiden die ganze Zeit über bekannt, und wir haben einen Gegenplan geschmiedet. Was? Nachdem du mich überredet hattest, den Preis von zweitausend Pfund unter deine Verfügungsgewalt zu stellen, sollte ich mit Brandy umgebracht werden, und da der Brandy es nicht rasch genug erledigte, mit etwas Schnellerem? Habe ich dich nie gesehen, als du glaubtest, ich sei nicht mehr Herr meiner Sinne, wie du etwas aus einem Fläschchen in mein Glas träufeltest? Nun, du Mörder und Fälscher, wennich wie so oft mitten in der Nacht mit dir allein hier war, da hatte ich wohl zwanzigmal den Finger am Abzug einer Pistole, um dir das Hirn wegzupusten!«
    Dieser plötzliche Wandel des Gegenstands, den er für sein schwachsinniges Opfer gehalten hatte, zu einem entschiedenen Mann, der fest entschlossen war, ihn zu hetzen und zu jagen und zur Strecke zu bringen, wie er es erbarmungslos von Kopf bis Fuß zeigte, war zu viel für Slinkton. Ohne ein weiteres Wort brach er zusammen. Aber man kann keinen größeren Fehler begehen, als anzunehmen, dass ein Mann, der ein berechnender Verbrecher ist, in irgendeinem Stadium seiner Schuld nicht sich selbst und seinem Charakter treu bleibt. Ein solcher Mann begeht einen Mord, und der Mord ist der natürliche Gipfel seiner Laufbahn; ein solcher Mann muss trotzig über dem Mord stehen, und er tut es mit Unerschrockenheit und Unverschämtheit. Es ist eine Art Mode geworden, sich überrascht zu zeigen, wenn ein berüchtigter Krimineller, der ein solches Verbrechen auf dem Gewissen hat, solcherart die Stirn zeigt. Glauben Sie denn, dass er, wenn er überhaupt ein Gewissen hätte, auf dem er ein Verbrechen haben kann, dieses Verbrechen je begangen hätte?
    Völlig seinem Charakter treu, wie das meiner Meinung nach alle diese Ungeheuer sind, erholte sich Slinkton und zeigte eine trotzige Verachtung, die ziemlich kalt und ruhig war. Er war bleich, seine Züge waren eingefallen, er war sehr verändert, aber nur wie ein Schwindler, der um einen großen Einsatz Karten gespielt hat, überlistet wurde und ein Spiel verloren hat.
    »Hör mir gut zu, du Schurke«, sagte Beckwith, »und lass dich von jedem Wort, das ich spreche, tief in deinem bösen Herzen treffen. Als ich diese Räume anmietete, um mich dir in den Weg zu stellen und dich zu dem Plan zu verlocken,den mein Aussehen und vorgeblicher Charakter und meine Gewohnheiten einem solchen Teufel wie dir einflüstern würde, woher habe ich das damals gewusst? Weil du kein Fremder für mich warst. Ich kannte dich gut. Und ich wusste, dass du ein grausamer Schuft bist, der du für eine Summe Geldes ein unschuldiges Mädchen ermordet hattest, das dir von ganzem Herzen vertraute, und der drauf und dran war, ein anderes zu töten.«
    Slinkton zog eine Schnupftabaksdose hervor, nahm eine Prise und lachte.
    »Aber sieh nur«, sagte Beckwith, wandte nie den Blick von ihm, erhob nie die Stimme, entspannte nie die Züge, lockerte nie die geballte Faust. »Sieh nur, was für ein dummer Wolf du schließlich doch gewesen bist! Der verliebte Säufer, der nie auch nur den fünften Teil des Schnapses trank, mit dem du ihn ständig versorgtest, sondern ihn hier, da und überall hinschüttete, beinahe unter deinen Augen, der den Kerl, den du beauftragt hattest, ihn zu beobachten, kaufte, indem er ihn mit einer größeren Summe bestach, ehe er auch nur drei Tage seine Arbeit verrichtet hatte; mit dem du keinerlei Vorsicht walten ließest und der doch so begierig war, dich vom Angesicht der Erde zu tilgen, als wärst du eine wilde Bestie, so begierig, dass er dich auch besiegt hätte, wenn du vorsichtig gewesen wärst – dieser Säufer, den du viele Male auf dem Boden dieses Raums liegen ließest und der dich sogar, lebendig und nicht eines Besseren belehrt, aus dem Raum gehen ließ, nachdem du ihn mit dem Fuß umgedreht hattest, der hat dich beinahe genauso oft noch in derselben Nacht, innerhalb der nächsten Stunde, ja nach wenigen Minuten wach beobachtet, hatte seine Hand an deinem Kopfkissen, während du schliefst, hat deine Papiere durchwühlt, hat Proben aus deinen Fläschchen und Pulvertütchen genommen,hat ihren Inhalt verändert, hat jedes Geheimnis deines Lebens aufgestöbert!«
    Slinkton hielt eine weitere Prise Schnupftabak in der Hand, ließ sie aber nun langsam zwischen den Fingern zu Boden rinnen, wo er sie mit dem Fuß verstrich und eine Weile betrachtete.
    »Dieser Säufer«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher