Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Grüner Reiter, und wir sind deine Familie. Du brauchst nicht mehr der Sohn des Abdeckers zu sein, wenn du nicht willst.«
Fergal schwieg nachdenklich, und sie ritten weiter und kamen schließlich an eine stabile Brücke, vor der Wolke nicht scheute. Karigan bemerkte, wie Fergal den Hals der Stute tätschelte, als sie die Brücke überquerten, und ihre letzte Spannung löste sich auf, was ihr erlaubte, wieder so etwas wie Frieden zu empfinden.
Karigan fürchtete, dass sie das letzte Zeichen im Dunkeln übersehen würde, einen Steinhaufen an einer Kreuzung von drei Wegen. Aber sie hätte sich keine Sorgen machen sollen, denn der Steinhaufen war gewaltig, und ganz oben gab es einen flachen Stein mit einem Pferd in weißer Farbe und einem Pfeil darauf, der den Weg zeigte.
»Wir sind beinahe dort«, sagte sie.
»Gut. Ich habe schrecklichen Hunger.« Sie hätte nicht sagen können, ob Fergal immer noch leidtat, wie er sich zuvor benommen hatte – seiner Stimme war nichts mehr anzumerken, außer, dass er vielleicht ein wenig zu lebhaft klang.
Als sie weiterritten, wurde Kondor schneller und nickte. Konnte es sein, dass er sich an sein erstes Zuhause erinnerte?
Je näher sie dem Gestüt kamen, desto lebhafter wurde Kondor, tänzelte, fegte den Schweif hin und her, und Schnauben dampfte aus seinen Nüstern. Karigan hatte das Gefühl, eher ein junges Tier zu reiten statt ihr ruhiges, erfahrenes Botenpferd. Wolke, die seine Verfassung bemerkte, ging nun ebenfalls schneller und nickte.
»Was haben sie denn?«, fragte Fergal.
»Kondor kommt nach Hause«, erwiderte Karigan.
DER FROST-HOF
Sie kamen aus einem Gebüsch oben auf einem Hügelkamm. Das Land rollte von ihnen weg, offen vor dem Himmel und den scharf blitzenden Sternen. Unter ihnen fiel goldenes Licht aus den Fenstern eines langgezogenen, niedrigen Gebäudes. Es gab noch andere Gebäude neben diesem, aber die Dunkelheit verschlang ihre Form und Größe. Der Wind drehte, und Karigan konnte Holzrauch riechen.
»Ich denke, wir haben Damian Frosts Hof gefunden«, sagte Karigan.
Sie ließ Kondor nicht vollkommen frei, aber sie gestattete ihm, den Kamm hinunter zu kantern, wobei er ununterbrochen mit dem Schweif schlug. Als sie die Veranda des Hauses erreichten, musste sie ihn zügeln, damit er nicht gleich die Treppe hinauf und durch die Tür spazierte. Er tänzelte und bockte, als er die Züge spürte.
»Beruhige dich«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf und rasselte rebellisch mit den Zügeln.
Bevor sie absteigen konnte, ging die Tür auf, und ein drahtiger Mann stand vor ihr, umrissen vom Lampenlicht.
»Das wurde aber auch Zeit«, sagte er. »Ich erwarte euch jetzt schon seit Wochen.«
Bevor Karigan fragen konnte, wie er wusste, dass sie auf
dem Weg waren, oder überhaupt etwas zur Begrüßung sagte, sprang Kondor auf die Veranda, was sie vollkommen überraschte. Daher zog sie den Kopf nicht ein und schlug ihn sich deshalb am Rand des niedrigen, überhängenden Vordachs an. Sie rutschte über Kondors Hinterteil und fiel zu Boden.
Über ihr gab es nur Sterne, eine große, glitzernde Decke. Ihr Körper brauchte seine Zeit, um die Schmerzen auszusortieren, und das Schlimmste war das heftiger werdende Pochen über ihrer Nasenwurzel.
Plötzlich war der Nachthimmel von Köpfen gerahmt – zwei Menschen und zwei Pferde. Fergal und Wolke standen auf einer Seite neben ihr, und der drahtige Mann und Kondor auf der anderen. Tatsächlich stand Kondor hinter dem Mann und spähte über seine Schulter hinweg. Seine Ohren waren beinahe schlaff, so leid tat es ihm.
»Feigling«, sagte sie.
»Was sagt sie da, Junge?«, fragte der Mann Fergal.
»Sie hat Euch einen Feig …«
»Ich habe mit dem Pferd gesprochen«, sagte Karigan. »Dem, das sich hinter Euch versteckt.«
Der Mann griff hinter seine Schulter und tätschelte Kondors Hals. »Ja, ein bisschen aufgeregt. Eigentlich sollte er seinen Reiter beschützen und nicht abstreifen.«
Kondors Ohren wurden noch schlaffer.
»Manchmal hat er seinen eigenen Kopf.«
»Ja.«
Karigan nahm den rechten Handschuh ab und streckte die Hand aus. »Ich bin Karigan G’ladheon, und mein Begleiter ist Fergal Duff. Darf ich annehmen, dass Ihr Damian Frost seid?«
Der drahtige Mann bückte sich und nahm ihre Hand, um sie zu schütteln. Seine Finger fühlten sich rau und knorrig an,
wie alte Baumwurzeln, und sein Griff war fest. »Ja, ich bin Damian. Willkommen, Reiter.« Er langte über Karigan hinweg, um Fergal die Hand zu
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