Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Karigan zu besuchen oder sie zu sich zu rufen, redete Laren es ihm aus: Sie sagte ihm, dass Karigan keine Besucher empfangen wolle und dass sie ihn nicht sehen wolle. Er hatte ihr Botschaften gegeben, die sie Karigan überbringen sollte, aber sie hatte sie vernichtet und Karigan nur gesagt, der König wünschte ihr eine baldige Genesung, genau wie er es jedem anderen Reiter auch gewünscht hätte.
Sie hasste es, zu lügen, und sie hasste es, die gefühlsmäßige Verbindung zwischen den beiden zu zerstören, aber hier ging es um wesentlich wichtigere Dinge: um die Einigkeit ihres Landes, das vereinigt sein musste, wenn es die Angriffe des Schwarzschleiers abwehren sollte. Im Vergleich dazu wog das Opfer der persönlichen Gefühle zweier Individuen überhaupt nichts.
Mit entschlossenen Schritten ging sie die Korridore entlang. Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um die beiden voneinander getrennt zu halten, und sie betete, dass Lady Estora bald zurückkam, damit die Hochzeitspläne wieder aufgenommen werden konnten. Dann musste sie sich allerdings mit Lady Estora und ihrem gemeinsamen Geheimnis auseinandersetzen. Sie schüttelte den Kopf. Nichts war jemals einfach.
Auf der Schwelle des Thronsaales wurde Laren jäh aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen Blick hineinwarf und feststellte, dass der ganze lange Saal durch die Anwesenheit dreier Eleter in ein ätherisches Licht getaucht war.
Sie zog ihren kurzen Mantel straff und schritt über den Teppichläufer. Die drei standen vor König Zacharias, gekleidet in silbriges Weiß, das kaum merklich in einem sanften Hellblau schimmerte, wie an einem Wintertag, wenn die Sonne auf dem Schnee gleißt.
Als sie sie erreicht hatte und sich vor dem König verbeugte, erkannte sie dieselben drei Eleter, die schon früher hier gewesen waren. Sie wurden von Prinz Jametaris Schwester Graelalea angeführt. Sowohl Colin als auch Sperren standen an der Seite des Königs und schienen im Licht der Eleter zu blinzeln.
»Seid gegrüßt, Laren Mebstone«, sagte Graelalea.
Laren neigte respektvoll den Kopf.
»Die Eleter sind gekommen, um sich von uns zu verabschieden«, sagte Zacharias.
Der Gedanke, dass die Eleter fortgingen, machte Laren traurig, denn sie brachten einen Hauch von Magie und Geheimnis in den manchmal harten Alltag der Burg und der Stadt, und es würde sehr seltsam sein, wenn ihr Lager, das unten vor den Stadttoren geradezu zu einer festen Einrichtung
geworden war, einfach verschwand. Sie hatte nicht erwartet, dass die Eleter für immer blieben, aber sie würde sie trotzdem vermissen. Aus welchem Grund sie auch in die Stadt Sacor gekommen sein mochten und auf ihrer Türschwelle gesessen hatten – sie glaubte nicht, dass dieses Volk als Ganzes gesehen schlecht war. Nur rätselhaft.
»Ja, wenn morgen die Sonne aufgeht, werden wir fort sein«, sagte Graelalea.
»Warum?«, entfuhr es Laren, und sie räusperte sich verlegen.
Graelalea lächelte. »Die Tage werden kürzer und kälter, und wir möchten wieder unter den Zweigen unserer Wälder leben. Mein Bruder sieht einen eisigen Winter voraus, härter als in den letzten Jahren, und deshalb möchte er nun aufbrechen. «
»Dann schickt er Euch also nicht in den Schwarzschleier?«, fragte Zacharias.
»Noch nicht«, antwortete Graelalea. »Wir werden in Eletien abwarten, und wenn ich kann, werde ich ihn im Lauf des Winters von dem Plan abbringen. Doch ich ahne, dass Ihr uns im Frühling wieder sehen werdet und dass wir dann versuchen werden, in den Schwarzschleier einzudringen.«
»Torheit«, sagte Colin.
»Vielleicht. Ich kann den Gedankengängen meines Bruders nicht immer folgen, und er enthüllt mir nur die Dinge, die ich seiner Meinung nach wissen sollte. Es mag sein, dass er etwas sieht, was allen anderen verborgen bleibt, und dass er deshalb ein solches Wagnis plant.« Sie zuckte mit den Achseln, und das Sonnenlicht wogte über die Falten ihres Umhangs. »Mein Bruder wünscht Euch allen einen Winter voller Wärme und glühender Herdfeuer. Er ist froh, dass das Buch des Walls gefunden wurde, doch er rät zur Vorsicht, denn der Bau des
Walls wurde durch dunkle und rätselhafte Künste ermöglicht, die Ihr womöglich weder nachahmen könnt noch wollt.«
»Wir werden beschließen, was wir davon halten, sobald das Buch übersetzt ist«, sagte Zacharias.
»Und so soll es auch sein. Mein Bruder sagt übrigens, dass die Galadheon eine große Katastrophe verhindert hat.«
»Sie ist diejenige, die das Buch
Weitere Kostenlose Bücher