Der schwarze Thron - Reiter reiter3
gesehen worden.
Wer waren die Besitzer dieser Zelte?, fragten sich die Leute. Was wollten sie vor Sacor? Verbargen sie eine Streitmacht von Invasoren, die die Stadt dem Erdboden gleichmachen wollten? Befanden sich Magier in den Zelten, die bereit waren, sie zu verzaubern? Die Leute murmelten unbehaglich, denn sie hatten die seltsamen Vorfälle des Sommers noch gut in Erinnerung.
In jedem Stadtviertel wurde von ihnen gesprochen, diesen Zelten, ihren geheimnisvollen Bewohnern und was sie wohl vorhatten. Für einen Augenblick waren sie sogar wichtiger als die bevorstehende Hochzeit des Königs und die Gerüchte, dass die Rabenmaske wieder angefangen habe, nachts die
besseren Häuser auszurauben. Ja, zweimal in der vergangenen Woche waren aus den Schlafzimmern hochstehender Damen Schmuckstücke verschwunden!
Die Wachen am Tor schickten sofort eine Nachricht zur Burg. Hauptleute, Oberste und Generäle kamen aus der Burg, gefolgt von schwer bewaffneten Soldaten und begleitet von den Boten des Königs in Grün.
Nacheinander versuchten die Offiziere, mit den Zeltbewohnern zu verhandeln, aber keiner antwortete oder kam heraus. Als sie die Zelte betreten wollten, wurden sie abgewiesen wie von einer unbekannten Kraft, und sie blickten völlig verdutzt drein.
»Magie«, flüsterten einige, und in der Menge flammte Furcht auf.
Aber die Zeltbewohner zeigten keine Spur von Aggression oder bösen Absichten – sie zeigten sich einfach überhaupt nicht. Selbst der König kam aus seiner Burg, umgeben von seinen grimmigen schwarz gekleideten Leibwachen, und er rief den Zeltbewohnern einen Gruß zu, aber sie reagierten nicht.
Der König und seine Wachen kehrten auf dem Gewundenen Weg wieder zurück, und man hörte, wie er zu einem seiner Berater sagte: »Der Eltwald …«, und die Bewohner von Sacor verbreiteten das Gerücht, dass die Eleter aus einem unbekannten Grund aus ihrem geheimnisvollen Reich gekommen seien.
Vier Tage und vier Nächte hielten die Soldaten Wache um die Gruppe von Zelten. Sie hielten Abstand, umgaben sie aber in einem Halbkreis, und ein Bote des Königs war immer bei ihnen für den Fall, dass einer der Zeltbewohner herauskommen sollte.
Als am fünften Tag die Neugier wegen der Zelte ein wenig
abgeklungen war und die Stadtbewohner wieder ihr Alltagsleben aufnahmen, wurde eine Klappe in dem blauen Zelt geöffnet, und eine Hand erschien, um den Boten des Königs zu sich zu winken. Der Grüne Reiter drängte den Wallach voran, eine Hand am Griff des Säbels. Es war niemand anders als der Hauptmann der Grünen Reiter persönlich, erkenntlich an dem roten Haar und dem goldenen Knoten als Zeichen ihres Ranges an der Schulter.
Sie zügelte ihr Pferd vor dem Zelt, verharrte dort eine Weile und unterhielt sich mit dem geheimnisvollen Besucher drinnen. Niemand als der Hauptmann und der, mit dem sie sprach, wussten, welche Worte gewechselt wurden, aber nach einem kurzen Gespräch wendete sie ihr Pferd und trabte zum Schloss zurück.
Das Licht, das durch die Fenster ins Arbeitszimmer fiel, war hell, aber nicht so rein und klar wie jenes, das sich auf die Gruppe von Zelten vor der Stadt ergoss.
Laren Mebstone schüttelte den Kopf, als sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt festzuhalten. Der König saß hinter seinem Schreibtisch, und die Berater Colin Dovekey und Kastellan Sperren waren ebenso anwesend wie General Harborough.
»Das gefällt mir nicht«, sagte der General. »Sie haben sich die letzten tausend Jahre in ihrem Wald versteckt, und plötzlich lagern sie auf unserer Schwelle?«
»Ich würde nicht sagen, dass sie sich versteckt haben«, erwiderte der König.
»Ja, Euer Majestät«, sagte der General, »ich erinnere mich gut an den Eleter, der Eurem Bruder bei seinem Versuch, den Thron an sich zu reißen, geholfen hat, und wenn man bedenkt, dass das unsere einzige Erfahrung mit diesen Leuten
ist, können wir ihnen wirklich nicht trauen.« General Harborough war nicht sonderlich groß, aber untersetzt, sein Hals dick und das Gesicht voller Narben. Er war ein hervorragender Kommandant und befehligte das Tun und Lassen aller Zweige des sacoridischen Militärs. Laren wusste, seine Pflicht bestand darin, allem gegenüber misstrauisch zu sein, das seinen König oder sein Land bedrohte.
»Es gab auch andere Begegnungen mit Eletern, General«, sagte Laren, »darunter die Hilfe, die sie den Überlebenden von Lady Penburns Delegation im letzten Sommer gegeben haben. Ich denke nicht, wir dürfen
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