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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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scharlachrot bestickten Borten zeichneten sich kräftige Muskeln ab. Und obwohl an seinen Handgelenken fein ziselierter Silberschmuck blitzte, sah dieser Mann nicht aus wie ein reicher Händler. Eher wie ein Krieger, der beim Plündern stets erfolgreich gewesen war.
    Sie versuchte die Decke bis zum Hals hochzuziehen, doch eine ihrer Schultern blieb immer frei und zog den Blick des Fremden auf sich. »Ein Mann war auf dem Schiff. Er sah Euch …«
    Aber er hörte ihr nicht zu. »Mein Name ist Thorir Eiriksson. Du gehörst jetzt mir.«
    … ähnlich, hatte sie sagen wollen. Natürlich. Er war es. Njals verhasster Bruder.
    Was meint er damit, ich gehöre ihm?
    Mit ausgestreckter Hand trat er auf sie zu. Caitlín wirbelte herum, rannte zur Tür und riss sie auf. Eine niedrige Holztreppe führte ins Freie; fast wäre sie die Stufen hinabgestürzt, da sich ihr Fuß in der viel zu großen Decke verfing. Sie befreite ihn, lief dann barfuß durch den Schnee, der von den Tritten zahlloser Leute, die in ihren Tätigkeiten innehielten und sie anstarrten, schlammig geworden war. Alle, zumindest die Männer, trugen kleine Thorshämmer als Anhänger, die aus Holz oder Knochen geschnitzt oder aus Eisenstücken geformt waren.
    »Njal?«, rief sie zittrig. »Wo ist Njal Eiriksson?«
    Ihre vor Schreck schwache Stimme ging im Gelächter und Geschnatter der Menschen unter. Verzweifelt rannte Caitlín über einen Platz, der von mehreren niedrigen, mit Holzschindeln verkleideten Häusern und mächtigen Langhäusern umstanden wurde. Als sie sich umwandte, erkannte sie, dass sie aus einem Seiteneingang des größten Hauses gelaufen war. Zwei vorbeijagende Hunde brachten sie zu Fall. Der Schnee biss in ihre nackte Haut. Sie war versucht einfach liegen zu bleiben – der Sturm und was immer sie danach erlebt haben mochte steckten ihr noch immer in den Knochen.
    Dann brach die Erinnerung an Njal mit Macht über sie herein: Njal in der Kapelle, das Messer im Rücken, Njals Gebrüll – Thorir, prífísk pú aldri! – und der sprühende Zorn in seinen Augen. Die Furcht vor Thorir trieb sie wieder auf die Füße. Am Haupteingang des großen Langhauses stand eine Frau, die ihre Hand hob und Caitlín herbeiwinkte.
    »Du bist die neue Sklavin, die der Herr Thorir am Strand gefunden hat, ja?« Sie lachte über das ganze Gesicht, in dem alles groß war: die Nase, der Mund, die schiefen Zähne. Ihr eichenholzfarbenes Haar war so kurz geschnitten, dass es in alle Richtungen abstand. Sie erinnerte Caitlín an eine Distel. »Macht man das so in deiner Heimat, läuft man dort nackt in Decken herum?«
    Caitlín drückte den Stoff noch fester an sich. »Das ist ein Irrtum! Ich bin keine Sklavin.«
    »Jaja. Das sagen sie alle am Anfang. Ich hab’s damals auch gesagt.«
    »Damals?«
    »Ich stamme von der Ostküste Northumbrias. War noch ein fünfjähriges Kind, als sie mich raubten. Hab kein Wort geredet damals, kein Wort, außer: ›Ich bin keine Sklavin.‹ Sogar ein kleiner Wurm, wie ich damals einer war, weiß schließlich, was eine Sklavin ist. Das mag jetzt zwanzig Jahre her sein, ich weiß es nicht genau. Aber keine Angst, Mädchen, du gewöhnst dich schon an dein neues Leben. Und auch vor mir brauchst du dich nicht zu fürchten, selbst wenn ich die Sklavenaufseherin hier bin. Aber du musst mir gehorchen, sonst setzt es was mit dem hier.« Sie warf ihre Schürze beiseite, unter der ein Ochsenziemer an einem Gürtelstrick zum Vorschein kam. »Ich heiße Edana.«
    »Aber …«
    »Komm mit.«
    Mit langen Schritten marschierte Edana in eine große Halle. Zahllose bronzene Öllampen hingen vom Dachgebälk und erhellten eine Pracht, wie Caitlín sie in dem so trutzig wirkenden Langbau nie erwartet hätte. Wohin sie auch schaute, überall blinkte Silber: auf den Griffen von Kannen und Krügen, die auf einem riesigen Tisch standen, genauso wie auf Stühlen, Hockern und an Wandhaken, an denen fremdländische, farbenprächtige Tapisserien hingen. Auf dem mit Stroh bedeckten Erdboden, auf den Möbeln sowie auf den Podesten an den Wänden, die offenbar als Schlaflager dienten, da einige Kinder dort schlummerten: Überall lagen Pelze. Nahe dem Kamin stand ein Eichenstuhl, der einem Riesen zu gehören schien. Die hohe Rückenlehne, die eine geschnitzte Jagdszene zeigte, war mehr als nur reich mit Silber verziert. Über ihr, gelehnt an ein Gestell aus Speeren, schwebte ein Kriegsschild. So kostbar alles hier war, so schäbig war dieses runde Stück Holz, von dem die

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