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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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das Pferd wenden und es in den Stall zurückbringen? Aber die beiden Wachtposten auf der Brustwehr über dem Tor waren schon aufmerksam geworden, sie hatten sich von ihren Schemeln erhoben und eine Habachtstellung eingenommen. Großer Gott! Caitlín war wie erstarrt, unfähig zu handeln, und der Fuchs schritt einfach weiter. Einer der Männer sprang von der Brustwehr.
    Thorir würde sie auspeitschen lassen, nackt über den Platz jagen, in den Stall sperren, bis sie erfror – oder noch Schlimmeres tun. Patrick hatte recht gehabt; sie hätte auf ihn hören sollen.
    Nur eines konnte sie noch tun: die Augen fest zusammenpressen.
    Holz schabte über Holz. Caitlín blinzelte. Der Mann hob den Balken aus den eisernen Halterungen und öffnete das Tor.
    »Gebt auf Euch acht, Herrin«, murmelte er ehrerbietig und verneigte sich, als der Fuchs an ihm vorbeischritt.
    Caitlín krächzte eine Erwiderung, während sich ihre Finger um die Zügel krampften. Fast hätte sie wegen des Schrecks, der ihr in die Knochen gefahren war, aufgelacht. Dann war sie draußen, und hinter ihr schloss sich das Tor mit einem dumpfen Klacken. Sie hatte tatsächlich unwissentlich Álfdis’ Pferd mit der auffällig hellen Mähne genommen, das sie nun laufen ließ. Erst als sie sicher war, dass die Wachen sie nicht mehr erkennen konnten, drehte sie sich im Sattel und blickte zurück. Sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Wer würde es auch wagen, die Herrin Álfdis aufzuhalten? Vielleicht ritt sie des Nachts ja öfter aus, weil die Dunkelheit und Eiseskälte ihrem Gemüt entsprach. Caitlín lenkte den Lichtfuchs durch die helle Nordnacht in westliche Richtung.

8.
    Z u Beginn der langen Morgendämmerung war die Nacht am kältesten. Vielleicht würde sie ja die Benommenheit aus seinem Kopf vertreiben. Njal war in seiner Kammer aufgewacht, ohne sich erinnern zu können, wie er in sein Bett gekommen war. Auf der Zunge schmeckte er noch den Met, den man ihm offenbar reichlich eingeflößt hatte. Er entsann sich, dass der alte, ewig betrunkene Heiler nach ihm gesehen und er ihn hinausgeworfen hatte, so voll Zorn war er noch erfüllt gewesen. Heiß lief es ihm den Rücken hinunter, als er sich an Caitlíns entblößten Anblick erinnerte. Auch dafür würde Thorir irgendwann büßen!
    Er streifte sich das zerknitterte Hemd über die Schultern und stapfte über den Dorfplatz zum Brunnen. Während er den Wassereimer hochzog, spürte er noch seinen schwachen rechten Arm und das Stechen im Rücken. Gestern den Bogen gespannt zu haben war mühselig gewesen. Immerhin, es wurde von Tag zu Tag besser. Als er sich Wasser ins Gesicht spritzte, bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass sich ihm jemand mit äußerster Bedachtsamkeit näherte. Er lockerte den Dolch in der Gürtelscheide.
    Es war nur der Skalde.
    »Wie geht es Euch heute, Herr Njal?«, fragte Patrick.
    Njal schüttete sich den Rest des Wassers über den Kopf und warf die nassen Haare zurück. »Jetzt geht es besser«, murmelte er rau.
    »So früh auf den Beinen?«
    »Nicht so früh wie du, wie es scheint. Was lungerst du hier in der Nacht herum und fängst an zu plaudern wie ein Marktweib?«
    »Ich wollte eigentlich nur wissen, wie Eure Laune ist, Herr«, sagte der irische Skalde mit einem Lächeln, das er wohl für entwaffnend hielt.
    »Sie ist schlecht! Und du machst sie nicht besser, also geh mir aus den Augen, oder was willst du mir sagen?«
    Patrick rieb sich die Schultern. »Nun, Herr, wie soll ich das erklären … Die Sorge um die Herrin Caitlín von Lionee hat mich nicht schlafen lassen. Ich habe eben im Stall nachgesehen.«
    Njal wunderte sich, dass Caitlín bei den Pferden untergebracht worden war. Hatte seine Mutter sich nicht um sie gekümmert? Und – entsann er sich richtig, dass Thorir sie als Sklavin eingefordert hatte? Etwas in der Art hatte er befürchtet und deshalb Caitlín auch gewarnt, ihn zu begleiten. Deshalb hatte er auch auf ihre Fragen sein Land betreffend immer ausweichend geantwortet. Thorir würde sie schon deswegen haben wollen, um sein, Njals, Herz zu quälen. Doch Thorir selbst verdiente es, dass man ihm das Schwert geradewegs in dasselbe stieß.
    In Gedanken hatte Njal es bereits Hunderte von Malen getan, aber in der Wirklichkeit verhielt es sich anders. Mochte Thorir auch ein Brudermörder sein – er war es nicht.
    »Du willst sagen, dass man sie im Stall einquartiert hat?«
    »Nein, Herr, so meinte ich das nicht. Mir hätte auffallen müssen, dass Caitlín viel zu

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