Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
dass ihr König dem Christentum frönte.
»Ein paar Nonnen hätten wir hier aber schon gern!« Ohrenbetäubendes Gelächter folgte diesen Worten. Caitlín wurde so grob am Hemd gepackt, dass es am Ausschnitt entzweiriss und eine kleine, aber wohlgerundete Brust enthüllte. Sofort heulten die Männer auf wie Wölfe.
Njal schleuderte den halb geleerten Krug von sich. Geräuschvoll riss er den Vorhang auf und betrat den Raum.
»Ich kannte einmal ein paar Nonnen.« Er hob seine Stimme. Nicht laut, und doch wandte sich einer nach dem anderen ihm zu und verstummte, bis Stille im Raum herrschte. »Bei Thors Hammer, ich kannte eine Äbtissin, die hätte euch allein mit ihrem Blick in die Flucht geschlagen. Glaubt mir, ihr wollt keine Nonnen hier haben.«
»Njal Eiriksson«, sagte einer der Männer. »Wir hörten schon, dass du deine Wikingfahrt überlebt hast.«
Jeden hätten sie daraufhin gefragt, ob er selbst von jener Äbtissin in seine Heimat zurückgejagt worden war, doch mit ihm wagten sie keinen solch plumpen Scherz. Stattdessen rutschten sie auf ihren Hintern herum, während er langsam um die Tische ging.
»Ich habe sie überlebt«, sagte er. »Und das Mädchen da ist meine Beute.«
Er spürte mehr, als dass er es sah, wie auch Caitlín sich nach ihm umdrehte. Unterdrücktes Schluchzen war zu hören. Der Grund dafür mochte Angst, die Erleichterung, ihn zu sehen, oder die Enttäuschung sein, dass ihre Flucht nun ein Ende gefunden hatte. Vielleicht war es auch Zorn auf ihn.
»Komm herunter, wir gehen«, sagte er.
Niemand rührte sich. Auch Caitlín verharrte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich zwei Männer in den anderen Schankraum verzogen. Anscheinend betrachteten sie das Spiel als beendet.
»Caitlín!«
Endlich machte sie einen Schritt in seine Richtung. Ein Mann schnappte nach ihrem Fuß.
»Nur weil dieser Kerl es verlangt, lasst ihr sie gehen?«, fragte er herausfordernd in die Runde. »Der Spaß fing doch gerade erst an! Was ist mit euch? Seid ihr vielleicht Schafe? Er ist allein!«
»Aber einer der Eiriksson-Brüder«, murmelte jemand.
»Ah!« Ohne Caitlín loszulassen, stemmte sich der Fremde gewichtig hoch. Als er schnaufte, hob sich sein Brustkorb, gewaltig wie ein Fass, unter dem eng anliegenden, von Aleflecken verunzierten Hemd. »Dann ist das wohl der schwarzhaarige Bastard? Und vor dem kuscht ihr? Er hat nur ein Messer, sonst nichts.«
»Mit dem er umzugehen weiß, Rafn. Halt einfach deinen Mund, und setz dich.«
»Ich denke nicht daran! Ich will dieses Mädchen!«
Gut , dachte Njal. So wollte er es haben: ein grobschlächtiger Kampfhahn, der ihn noch um einen halben Kopf überragte, forderte eine Lektion ein. In seinem Bart trug der Fremde kleine silberne Totenköpfe eingeflochten – in welchem Land mochte er solch hässlichen Schmuck erbeutet haben? Caitlín stolperte nach vorn, da der Grobian sie immer noch am Fuß hielt, und fing sich mit den Händen ab. Die Runde gab ein Seufzen von sich, da ihre Haltung einen allzu guten Einblick unter ihr Hemd gewährte.
Es wäre die richtige Haltung, ihr den bloßen Hintern zu versohlen.
»Also kämpfen wir um sie«, sagte Njal. »Gewinne ich …«
»Wenn du gewinnst, was ich nicht glaube«, ein weiterer Mann erhob sich mit diesen Worten, »dann hast du dir diese Frau noch lange nicht gesichert. Denn dann musst du gegen mich antreten.«
Die Augen der anderen Zuschauer funkelten wie die von Kriegern und Wölfen. Njal konnte förmlich sehen, wie ihre Bedenken von ihnen abfielen wie abgelegte Umhänge.
Gut.
Der Mann zog eine Klinge und prüfte die Schärfe mit seinem schwieligen Daumen. »Feiglinge sind wir nicht, daher kämpfen auch wir nur mit Messern.«
Zustimmend schlugen die Männer auf die Tischplatten. Als der Mann namens Rafn seine Faust in die Höhe reckte, beruhigten sie sich wieder. »Nur mit dem Messer, damit bin ich einverstanden, Úlrik. Bedauerlicherweise wird es aber mit einem Kampf für dich schlecht aussehen, wenn ich mit ihm fertig bin.«
Úlrik zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder. »Das mag sein, aber gib mir solange das Mädchen, ja? Ich passe auf sie auf.«
Der andere stieß Caitlín über den Tisch in Úlriks Arme. Njal zuckte, konnte sich aber beherrschen, sie ihm nicht augenblicklich zu entreißen.
»Ich bin Rafn von der Egilssippe«, begann sein totenkopftragender Gegner gewichtig, während er die muskelbepackten Schultern kreisen ließ. »Du hingegen brauchst dich nicht vorzustellen: Du bist
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