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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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sprang von seinem Hengst und band ihn an der Eiche fest. Gestank nach Ale und Schweiß schlug ihm entgegen, als er die Tür aufstieß. Seine Füße wirbelten Stroh auf, das seit undenklichen Zeiten nicht mehr gewechselt worden war.
    An klobigen Tischen hockten bärtige Männer: Krieger, Händler, Bauern und auch Sklaven. Misstrauisch hoben sie die Köpfe. Ihre Hände fuhren an Schwerter und Äxte, die an ihren Gürteln hingen, und packten wieder die Krüge und Knochenwürfel, da er friedlich war. In einigen Gesichtern las er Erkennen – und Erstaunen, da es geheißen hatte, er sei tot. Auch Olafur, der Wirt, glotzte überrascht und hielt inne, Krüge mit einem Lumpen auszuwischen, was sie sicherlich nicht sauber machte.
    »Njal Eiriksson«, brummte er. »Nicht das kleinste Stückchen gehacktes Silber hätte ich darauf gewettet, Euch jemals wiederzusehen. Es hieß, Eure Wikingfahrt …«
    Abwehrend hob Njal die Hand und streifte die Kapuze vom Kopf. »Lass uns ein andermal Abenteuergeschichten austauschen. Bring mir lieber ein Ale, und verrate mir, ob du von einer irischen Frau mit kupferrotem Lockenhaar gehört hast, die möglicherweise hier …«
    »Ob ich von ihr gehört habe?« In Olafurs hellrotem Bart erschien das breiteste Grinsen, das Njal je erblickt hatte. »Oh ja! Ich hörte von ihr. Und ich höre sogar jetzt noch von ihr. In diesem Augenblick.«
    Fragend runzelte Njal die Stirn und lauschte. Aus einem Nachbarraum drang das Grölen von Feiernden. Wahrhaftig, eine helle, weibliche, äußerst ängstlich klingende Stimme war hinter dem Händeklatschen und Gelächter zu vernehmen.
    Olafur schob ihm einen Krug hin. Njal ergriff ihn und schlenderte zwischen den Tischen hindurch. Sein Inneres indes drängte danach, den Vorhang, der die beiden Räume trennte, mit einem Schwert niederzureißen.
    Er zog den groben Wollstoff ein Stück beiseite. Die Männer hatten drei Tische aneinandergeschoben und sich darum versammelt. Pranken hieben auf die Holzplatten, klatschten oder klapperten mit den Krügen, während Caitlín auf den Tischen hüpfte.
    Ihre Beine waren bloß; bekleidet war sie nur noch mit einem Hemd, das Thorir gehörte. Was immer sie sonst noch getragen hatte, lag auf dem Boden. Die offenen Haare klebten an ihrem Kopf, als habe man ihr Ale übergeschüttet. Ihr Gesicht war tränennass.
    Da er nur über ein Messer und eine Hand verfügte, von der er noch nicht wusste, wie gut es sich mit ihr kämpfen ließ, würde er mit Bedacht vorgehen müssen.
    Davon abgesehen konnte es für Caitlín lehrreich sein, ein bisschen zwischen diesen Männern tanzen zu müssen. Zukünftig würde sie sich wohl nicht mehr hinreißen lassen, einfach abzuhauen.
    »Ist es die, nach der Ihr sucht?«, fragte Olafur.
    Njal nickte abwesend. »Es tut mir leid«, fuhr der Wirt hastig fort. »Hätte ich geahnt, dass Ihr Interesse an dem Mädchen habt, hätte ich dafür gesorgt, dass man sie in Ruhe lässt. Aber Ihr könnt Euch denken, dass die Männer nicht zu halten waren, kaum dass sie hier hereinspazierte. Wann betritt schon einmal eine Frau mein Gasthaus – und dann auch noch eine so schöne?«
    »Haben sie ihr … irgendetwas angetan?«
    »Nein! Ich schwör’s bei Odin, nein. Und hätten sie’s darauf abgesehen, hätte ich natürlich eingegriffen.«
    Natürlich? Njal hob eine Braue, ohne den Blick von dem Geschehen zu wenden.
    »Sie heben es sich für später auf«, ergänzte Olafur. »Soll ich der Sache ein Ende bereiten, oder wollt Ihr es tun?«
    »Ich erledige es selbst.« Njal genoss die Lust, die in ihm hochkroch. Die Lust am Kampf, die Lust, jemanden seine Wut spüren zu lassen. Seine Finger, die das Messer berührten, zuckten. In Gedanken stand er bereits vor jenem Mann, dem der Geifer in Bächen aus den Mundwinkeln rann und der nach Caitlíns schlanken Fesseln griff, sodass sie aufkreischte und Sprünge vollführte, die in der Tat einem Tanz ähnelten. Was trug sie eigentlich unter dem Hemd? Sie taumelte, glitt aus und musste sich an den Schultern eines anderen Mannes abstützen. Die Berührung ließ sie wiederum aufkreischend zurückspringen, in Reichweite des nächsten, der sich die Gelegenheit, ihre Beine zu befingern, nicht nehmen ließ.
    »Bitte, lasst mich gehen«, jammerte Caitlín. »Bei der Gnade des Allmächtigen, lasst mich endlich gehen!«
    »Dein Allmächtiger ist nichts gegen Odin!« Ein Mann hob bekräftigend seinen Humpen, und die anderen schlugen begeistert auf die Tische und riefen, es sei ihnen gleich,

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