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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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vereinbarten Gegend gibt. Falls Sie... «
    »Kommen Sie ins Büro«, sagte ich, »Jetzt sofort, hören Sie!«
    »Ja, ich komme.«
    Ich sagte ihm noch: »Diese Information ist sehr wichtig für mich. Sprechen Sie mit niemandem darüber und kommen Sie so schnell wie möglich hierher.«
    Bevor Fordney den Hörer aufhängte, sagte er noch: »Okay, ich werde sofort dort sein.«
    Bertha, die das Gespräch von ihrem Büro aus doch mitgehört hatte, fragte: »Wer ist Ruth Otis?«
    Ich antwortete: »Bitte keine Namen nennen!«
    »Sagt dir denn der Name Ruth Otis irgend etwas?« fragte Bertha weiter.
    »Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um darüber deutlich zu reden.«
    »Warum nicht? Ach so, ich verstehe. Gut.«
    Ich hörte, wie Bertha den Hörer auf die Gabel knallte.
    Keetley sagte zu mir: »Hörte sich wie eine geheime Kommando-Sache an, nicht wahr? Nette, kleine Theatervorstellung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Diese geheimnisvollen Telefonanrufe, die neuen Klienten beweisen sollen, wie sehr ihr auf Draht seid. Wirklich hübsch ausgedacht.
    Ich vermute, daß Madam Cool diese Anrufe von ihrem Apparat aus dirigiert. Und Sie werden das gleiche Manöver durchführen, wenn bei ihr ein Klient im Zimmer sitzt.«
    »Wie können Sie bloß solche Mätzchen vermuten?« fragte ich.
    Er sah mich zweifelnd an: »Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß der Anruf echt war.«
    »Warum nicht?«
    »Es klang zwar alles zünftig, aber dennoch reichlich dramatisch.«
    »Kann das Leben nicht ab und zu auch dramatisch sein?«
    »Für längere Zeit jedenfalls nicht. Dazu ist das Leben ein viel zu großer Humbug. Es ist langweilig und monoton und besteht nur aus Routine. Und dann ist es unumstößlich so eingerichtet, daß man es langsam verleben muß. Der menschliche Charakter verändert sich nur in großen Zeitabständen. Auch in der Natur gehen alle Veränderungen nur schrittweise vor sich. Nehmen wir zum Beispiel einen Burschen wie Sie. Jedermann nimmt an, daß Sie einen aufregenden und recht prickelnden Beruf haben. Und ich wette, Sie langweilen sich genauso zu Tode wie ich.«
    »Wollen Sie schon wieder bei mir angeln?«
    »Nein, das sind nur so ein paar Bemerkungen am Rande.«
    »Also gut, fahren Sie fort mit Ihren Bemerkungen.«
    Keetley lächelte nachdenklich. »Nehmen wir uns mal diesen Diener vor. Das ist auch so ein ganz typischer Fall. Daphne ist immer darauf aus, ihn oft und möglichst lange um sich zu haben. So hat sie ihn nach und nach zu ihrem Sklaven gemacht. Im Grunde genommen haßt er seine Tätigkeit als Diener. Doch gegen das Autofahren hat er nichts einzuwenden, das bereitet ihm sogar viel Vergnügen. Wissen Sie was, Lam?«
    »Nein«, sagte ich, »was kommt nun?«
    »Es macht ihr Spaß, ihn gewissermaßen zu quälen, indem sie ihn zwingt, Arbeiten zu verrichten, die er verabscheut. Sie ist eben eine Katze, eine ausgewachsene, wilde Katze, und er ist das Mäuschen. Das Untertansein macht ihn ihr gegenüber hilflos. Inzwischen ist er ganz ihr Sklave geworden, und sie hat ihre höllische Freude daran, ihn zu piesacken.«
    »Ich nahm an, daß Sie niemals in ihre Wohnung gehen. Woher sind Sie so gut informiert?«
    Er betrachtete mich nachdenklich und sagte geheimnisvoll tuend: »Soll ich meine Henne schlachten?«
    »Spielen Sie auf die goldenen Eier an?«
    »Sie wollen es aber auch zu genau wissen!«
    »Je mehr man weiß, um so besser.«
    »Für wen?«
    »Für mich. Für wen sonst?«
    Sein Gesicht verzog sich etwas: »Ich bin jetzt davon überzeugt, daß Sie die Sache, nur um Ihren Klienten zu decken, mir in die Schuhe schieben möchten. Ich gehe noch immer davon aus, daß eine angemessene Vergütung Sie dazu bewegen könnte, mich darüber zu unterrichten, was Sie bisher an Material zusammengetragen haben. Moment noch, Lam. Werden Sie nicht gleich böse. Ich lasse Ihnen selbstverständlich die Freiheit, Ihren Klienten weiterhin so zu vertreten, wie Sie es für richtig halten. Das einzige, was ich von Ihnen verlangen müßte, wäre, daß Sie alle Informationen, die bei Ihnen zusammenlaufen, an mich weitergeben. Wollen Sie in das Geschäft einsteigen?«
    »Nein.«
    Er spitzte seine Lippen: »Mein Gott, sind Sie aber gewissenhaft.«
    »Ich kann nicht in einem Fall zwei Herren dienen.«
    »Woher wissen Sie, daß es zwei sind?«
    Ich hörte, daß an die Außentür geklopft wurde. Bevor ich hingehen konnte, hatte Bertha schon aufgemacht. Draußen stand Fordney und fragte nach mir. Bertha rief mir zu: »Willst du- diesen

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