Der schweigende Mund
leicht übersehen. Die Polente wollte vor allen Dingen das Gift finden. Sie haben offenbar angenommen, daß sie irgendwo eine ganze Zuckerdose voll Arsenik entdecken würden.«
»Wenn es Mrs. Ballwin auch erwischt hat, dann ist sie mit ihrem Mann das Opfer des gleichen Anschlages.«
»Diesen Gedanken hat Inspektor Sellers auch mit sich herumgeschleppt.«
»Und was will er nunmehr unternehmen?«
»Gerade das wollte er vor mir geheimhalten. Deswegen hat er mich nach Hause geschickt.«
»Was können wir denn jetzt in die Wege leiten?«
»Wir müssen unbedingt versuchen, die Polizei zu übertrumpfen.«
»Warum?«
»Das weiß ich im Moment auch nicht.«
»Schließlich kann man uns, nach jetziger Lage der Dinge, nichts mehr anhängen«, sagte Bertha.
»So, meinst du wirklich? Immerhin war das Gift offenbar in der Anchovispaste, also in einer der Tuben, die ich Mrs. Ballwin ausgehändigt habe.«
»Du willst doch damit nicht etwa sagen, daß die Polizei dich beschuldigen wird, die Ballwins vergiftet zu haben?«
»Ich weiß noch nicht, wen sie verdächtigen werden. Das wird von der Giftmenge und von dem, was man sonst noch findet, abhängen. Sollte in dem Anchovispastenrest noch Gift gefunden werden, dann sitzen wir erheblich in der Patsche.«
»Wieso?«
»Man kann nie wissen... Jedenfalls können wir uns nicht eher aus dem Schlamassel zurückziehen, bis sich eine klare Sicht für uns ergibt.«
»Wirf nur nicht noch mehr Geld hinaus«, warnte mich Bertha, und ihr Blick wurde fest.
»Bis jetzt haben wir noch eine Kleinigkeit daran verdient.«
»Also hänge ja kein Geld mehr in die Geschichte, sonst setzen wir am Ende doch noch zu. Ich begreife einfach nicht, warum du nie zu einer realistischen Einstellung kommst. Ich... «
Plötzlich wurde an unsere Außentür geklopft, zuerst zaghaft, dann mit größerer Entschlossenheit.
»Um Himmels willen«, sagte Bertha gereizt. »Ob das wieder jemand von der Polizei ist - ausgerechnet jetzt, wo ich mich mit dir eingehend unterhalten wollte, Donald.«
»Worüber denn nur?«
»Oh, so über allerlei. Sieh doch mal nach, wer da noch zu uns will.«
Ich ging hinaus und öffnete die Tür.
Carl Keetley, mit frisch rasiertem Gesicht und tadellos gebügeltem Anzug, lächelte mir grüßend zu und sagte: »Fein, fein. Mr. Lam persönlich. Ich hätte mich gern noch einmal mit Ihnen über eins dieser Baugrundstücke unterhalten, Mr. Lam.«
»Bitte, treten Sie näher.«
»Wer ist da?« hörte ich Bertha rufen.
»Ein Herr, der mir ein Grundstück verkaufen will.«
Berthas Stuhl gab das gewohnte Ächzen von sich. »Wirf den Nervtöter doch ’raus! Verdammt noch mal, ich muß mit dir dringend reden, und du verdrückst dich einfach, um da mit irgend so einem Vertreter... «
»Kommen Sie doch herein«, sagte ich zu Keetley. »Ich möchte Sie auch mit Bertha Cool bekannt machen.«
»Klingt, als sei sie eine höchst liebenswerte Dame«, sagte Keetley, folgte mir zur Tür von Berthas Zimmer und strahlte sie an.
Berthas Gesicht hatte sich leicht gerötet. Ihre kleinen, glitzernden Augen musterten Keetley geringschätzig abtaxierend.
»Das ist Mrs. Cool, meine allseits geschätzte Geschäftspartnerin«, sagte ich. »Bertha - das hier ist Mr. Keetley.«
Bertha sagte: »Wenn ich ihn nicht kennenlernen würde, versäumte ich sicherlich auch nichts.«
»Ein Schwager von Gerald Ballwin«, fuhr ich fort.
Bertha wollte gerade noch anzüglicher werden, schluckte jedoch den bereits auf der Zunge liegenden Satz hinunter und streckte Keetley schnell die Hand über den Schreibtisch entgegen.
»Sie sind im Grundstückshandel tätig, nicht wahr, Mr. Keetley?« sagte sie in verbindlichem Ton. »Ich glaube, das ist heutzutage eine lukrative Sache.«
Keetley schüttelte ihre Hand. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mrs. Cool«, sagte er und fuhr in sanftem Ton fort: »Meine persönliche Meinung geht allerdings dahin, daß nur Idioten sich jetzt Grundstücke kaufen. Aber ihr Geld ist ebensogut wie das der anderen. Was für eine Art von Grundstück suchen Sie denn, Mrs. Cool?«
Bertha schluckte, ehe sie ihre Zunge wieder so weit flott hatte, um hervorzuspucken: »Mit wem glauben Sie eigentlich zu sprechen?«
»Sollten Sie jedoch einen heuchlerischen Typus vorziehen«, fuhr Keetley fort, »der, ganz schlicht gesagt, Märchen erzählt, nur weil er glaubt, daß feingewobene Lügen seinen Zwecken besser dienlich sind als die manchmal bittere Wahrheit, so kann ich Sie natürlich auch in dieser
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