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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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eilte ich die beiden Treppen hinauf, lief den Flur entlang und klopfte vorsichtig an Ruth Otis’ Zimmertür.
    Ich vernahm ein Rascheln aus ihrem Wohnzimmer, aber sonst geschah nichts. Einen Moment wartete ich noch, dann klopfte ich ein zweites Mal wieder ganz sanft mit den Fingerspitzen gegen das Holz der Tür.
    »Wer ist da?« fragte Ruth Otis von innen.
    »Ich komme wegen Ihres Autos.«
    »Ich denke, Sie haben es in die Garage abgeschleppt?«
    Darauf sagte ich gar nichts.
    Sie öffnete die Tür ein wenig und spähte vorsichtig hinaus. Als sie mich erkannte, zeigte sich Überraschung auf ihrem Gesicht. »Ach, Sie sind es, Mr. Lam!« Sie wollte die Tür gerade ganz aufmachen, besann sich aber sofort und und schloß sie wieder zu. »Ich bin nicht angezogen.«
    »Dann ziehen Sie sich rasch irgend etwas über.«
    »Das geht nicht. Was wollen Sie denn noch?«
    Ich sagte: »Es ist äußerst wichtig.«
    Ein paar Sekunden geschah nichts. Wahrscheinlich ging sie in Gedanken mehrere Möglichkeiten durch. Dann öffnete sie die Tür und präsentierte sich mir in einem Morgenrock, unter dem sie einen Pyjama trug. Ihre Füße steckten in Pantoffeln mit Pelzbesatz. Auf dem Stuhl lag eine Zeitung, die sie wohl noch lesen wollte, nachdem sie sich für die Nacht zurecht gemacht hatte. Das Wandbett war heruntergeklappt, wodurch nur noch wenig Platz im Zimmer freiblieb. Ein Stuhl unter der Lampe war der einzige, der noch zu benutzen war. Die anderen hatte sie gegen die Wand gestellt, um Raum für das Bett zu schaffen.
    »Worum handelt es sich?« fragte sie. »Ich denke, wir haben alles mit dem Auto geregelt. Was gibt’s denn nun noch?«
    »Setzen Sie sich, Ruth. Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    Sie warf mir einen unsicheren Blick zu und ließ sich dann auf dem Bett nieder.
    »Sie hassen Daphne Ballwin, nicht wahr?«
    »Wann habe ich das behauptet?« erwiderte sie streitsüchtig.
    »Bitte, treiben Sie kein Versteckspiel. Es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit. Ich möchte einige ganz bestimmte Auskünfte von Ihnen haben.«
    »Warum und wozu?«
    »Diese Auskünfte werden sehr bedeutsam sein und liegen sowohl in Ihrem als auch in meinem Interesse.«
    »Was wollen Sie denn von mir wissen?«
    »Was Sie wirklich gegenüber Daphne Ballwin empfinden.«
    »Ich verabscheue diese Frau. Ich hasse sie. Und ich will Ihnen noch etwas sagen: Sollte ihrem Mann irgend etwas zugestoßen sein oder sollte man ihn gar vergiftet haben - nun, dann weiß ich, wer es getan hat.«
    »Wer?«
    »Nur sie... Daphne Ballwin.«
    »Vermutlich haben Sie mit Ihrem Haß niemals hinter dem Berg gehalten, Ruth?«
    »Wozu sollte ich auch?«
    »Sind Sie eifersüchtig auf sie?«
    »Wieso? Wieso kommen Sie darauf? Aus welchem Grunde sollte ich auf sie eifersüchtig sein?«
    »Der Zahnarzt, bei dem Sie bis heute beschäftigt waren, hat ihr doch sehr viele Aufmerksamkeiten entgegengebracht.«
    »Sie nehmen also an, ich wäre in George Quay verliebt?«
    »Sie sind es doch auch!«
    »Um Himmels willen - nein!«
    »Und doch sind Sie eifersüchtig?«
    Sie zögerte einen Augenblick, als müßte sie sich selbst erst darüber klarwerden, und sagte dann: »Das hängt davon ab, was Sie unter Eifersucht verstehen. Wenn Sie damit meinen, daß ich ihr die arrogante Art übelnahm, mit der sie stets die Praxis betrat und mich dabei völlig ignorierte, so lautet die Antwort - ja. Meinen Sie aber, ich sei auf sie eifersüchtig gewesen, weil Doktor Quay ihr seine Zuneigung erwies, dann ist meine Antwort - nein.«
    »Sie trat also mit großer Sicherheit auf und tat so, als gehöre ihr die Praxis?«
    »So würde ich sagen. Sie kam selbstherrlich hereingerauscht, schob mich zur Seite und benahm sich, als wäre ich überhaupt nicht anwesend. Sie behandelte mich ständig so, als wäre ich der letzte Dreck. Und was mich empörte: Sie gab sich nicht einmal die Mühe, ihre Gefühle auch nur etwas zu verbergen. Die wartenden Patienten konnten es genau merken. Das machte mich rasend.«
    »So rasend, daß Sie hingingen, Gift kauften und es ihr verpaßten.«
    »Mr. Lam! Wovon in aller Welt sprechen Sie überhaupt?«
    »Ich spreche davon, daß Mrs. Ballwin eine todbringende Dosis Arsenik eingegeben worden ist.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß auch sie vergiftet wurde?«
    »Ja, genau das.«
    »Erst wurde doch Mr. Ballwin vergiftet?«
    »Stimmt.«
    Wir sahen einander an.
    »Und was wissen Sie darüber?« fragte sie.
    »Was wissen denn Sie darüber?« gab ich die Frage

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