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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Außenbezirken der Stadt trennte. Kurz danach hielt ich vor einem größeren Hotel.
    »Haben Sie separat gelegene Zimmer für sechs Personen frei?« fragte ich den Portier.
    »Gewiß, mein Herr, für achtzehn Dollar pro Nacht.«
    »Sind es auch tadellose Zimmer, die Sie anzubieten haben?«
    »Aber ja, mein Herr... «
    »Gut, ich nehme sie.«
    Ich trug mich als >Donald Lam und Freunde< ein. Der Mann warf einen Blick auf meine Wagenpapiere und schrieb sich die Nummer ab.
    »Und wo sind die anderen Herrschaften?« fragte er.
    »Sie werden erst später kommen.«
    »Es sind drei Schlafzimmer mit Doppelbetten«, sagte der Portier.
    »Das geht so in Ordnung«, erwiderte ich ihm.
    »Ich werde Ihnen zeigen, wo die Räume liegen.«
    Er nahm den Schlüssel und führte uns zu einem separat gelegenen einstöckigen Gebäude, das zu dem Hotel gehörte. Es war ein nettes Häuschen mit zwei gekachelten Duschräumen, einem Wohnzimmer und drei Schlafzimmern.
    »Ist es so recht?« fragte er.
    »Genau das haben wir gesucht«, sagte ich.
    Dann ließ er uns allein. Carlotta kam zu mir herüber und blieb neben mir stehen.
    Ich sagte: »Das wär’s zunächst. Machen Sie es sich gemütlich, hier müssen Sie nun abwarten. Und nun versprechen Sie mir bitte, daß Sie nicht ausrücken werden.«
    »Das verspreche ich Ihnen. Was wollen Sie jetzt unternehmen?«
    »Ich fahre zunächst ins Büro zurück.«
    »Sie geplagtes Wesen! Wollen Sie sich nicht erst ein wenig ausruhen?«
    »Arbeit hat immer den Vorrang bei mir.«
    Mit sanfter Hand strich sie mir über den Hinterkopf. »Hat es weh getan?«
    »Die Stelle ist noch sehr empfindlich, außerdem schmerzt es die Wirbelsäule entlang. Ich muß einen ganz schönen Denkzettel abbekommen haben.«
    »Das ist ja entsetzlich!« sagte sie. »Vielleicht wird es besser, wenn Sie heute abend wieder herkommen. Ich finde Sie jedenfalls charmanter so, wie Sie vorher waren.«
    »Das haben Sie sich aber gestern abend kaum anmerken lassen.«
    Sie lächelte. »So sind wir Frauen nun mal.«
    »Und ob!« Damit wandte ich mich zur Tür.
    »Wann werden Sie voraussichtlich zurückkommen?«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen. In der kleinen Küche dort kann man auch kochen. Ich werde etwas mitbringen, damit Sie auch hier zu kulinarischen Genüssen kommen. Aber nochmals bitte ich Sie: Verlassen Sie unter gar keinen Umständen das Haus. Vor allem schließen Sie die Tür ab. Sollte es klopfen, dann gehen Sie ruhig zur Tür. Sie können ja dann sagen, daß Sie gerade ein Bad genommen haben und nicht in der Lage seien, einen Besucher zu empfangen.«
    Als ich die Tür öffnen wollte, stellte sie sich mir in den Weg.
    »Donald, wie soll ich Ihnen nur danken für all Ihre Hilfe?«
    »Das ist im Honorar einbegriffen.«
    »Sie sind wirklich gut zu mir gewesen. Ich werde das niemals vergessen. Sie sind sehr lieb und scharfsinnig zugleich. Sie haben sofort erkannt, daß ich bei meiner Darstellung noch etwas dazu erfinden mußte. Das konnte ich wohl Bertha Cool vorsetzen, aber Sie nahmen mir das nicht ab. Stimmt’s, Donald?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit, nach Komplimenten zu fischen«, sagte ich. »Inspektor Sellers ist der Mann, den Sie, sagen wir mal - zum besten halten müssen.« Damit verabschiedete ich mich von ihr und verließ das Haus.

17

    Die Tür zu Elsie Brands Zimmer stand gerade so weit offen, daß sie die Korridortür im Auge behalten konnte. Als ich das Büro betrat, zeigte sie hastig mit der Hand in Richtung auf Berthas Zimmer und gab mir durch ein zurückweisendes Zeichen zu verstehen, daß es besser wäre, wenn ich sofort wieder von dort ziehen würde. Ich war gerade im Begriff, wieder hinauszugehen und die Tür lautlos hinter mir ins Schloß fallen zu lassen, da wurde Berthas Büro aufgerissen, und ich hörte Frank Sellers sagen: »Also, sobald er zurückkommt... «
    Es war zu spät; ich konnte nicht mehr rechtzeitig aus Sellers Gesichtskreis verschwinden. Nachdem er mich erblickt hatte, sagte er: »Da ist er ja schon.«
    Ich drehte mich um und tat so, als wollte ich in Windeseile in mein Arbeitszimmer, und rief: »Hallo, Inspektor!«
    Bertha sagte mit verbissenem, undurchdringlichem Gesicht: »Komm gleich in mein Büro, Donald.«
    Betont gleichgültig ging ich in Berthas Zimmer und fragte Sellers: »Haben Sie die Leiche gefunden?«
    »Ja«, erwiderte er, »ich habe die Leiche gefunden.«
    Wir nahmen alle drei Platz. Sellers hatte seinen Hut in den Nacken geschoben und seine Stirn in tiefe Falten gelegt. Er

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