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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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sie Körbe auf- und absetzten, Trauben in Bottiche kippten, an der Presse drehten und wie Zoltán anfing, den Saft auf den Boden zu gießen, bis ihm jemand den Eimer aus der Hand nahm. Sie hatte nicht gesehen, wie sich Zoltán von den anderen entfernte, um allein auf den See zu schauen, und wie sich sein Blick dabei veränderte.

    Irgendwann, es war schon Winter gewesen, war Ági aufgestanden, hatte ihren Stuhl an den Tisch gerückt, und es hatte nicht geklungen wie das Rücken eines Stuhles, eher wie das Reißen eines Stoffes - wenigstens für Virág hatte es sich so angehört. Ági hatte die Uhr mit zwei Fingern aufgezogen und lange auf den Zeiger geschaut, der wieder anfing, sich zu bewegen und die Minuten zu zählen. Ági hatte sich umgezogen, ihr Haar gebürstet und aufgesteckt, hatte den Dreck von ihren Schuhen geklopft und angefangen, die Kissen und Dekken der Toten, die immer noch neben dem großen Bett lagen, aufzureißen und die Federn aus dem Fenster in den Garten zu streuen, so lange, bis auch die letzte Feder hinabsegelte und im Schmutz kleben blieb. Virág hatte sie aufgehoben, diese eine, und in einem Karton versteckt, den sie jetzt für mich öffnete, damit ich sie sehen konnte, diese eine schmutzige Feder auf Packpapier.

    Später sagte ihr jemand, es sei die Zeit gewesen, in der Zoltáns Kopf anfing einzufallen. Zwei andere Mädchen verlor Ági, weil sie das Rauchen und Trinken nicht lassen konnte, jedenfalls erzählte man es so im Dorf. Ein einziges Kind war ihr geblieben, nur Virág, über die der Arzt kurz nach der Geburt gesagt hatte, lange leben würde sie nicht.

Mihály.
    Virágs Freunde Tamás und Mihály, zu denen sie uns mitnahm, hinunter zum See, waren überzeugte Genossen, die bei den Paraden im April und November mitliefen, mit rotem Halstuch über dem Hemd zum Kriegerdenkmal marschierten, im Gleichschritt, und einen Kranz niederlegten, sogar ein paar Sätze sagten, wenn sie jemand darum gebeten hatte. Den größten Teil des Sommers verbrachten die Brüder freiwillig auf dem Land, in Produktionsgenossenschaften, um auf freiem Feld, unter glühender Sonne Säcke zu schleppen, Unkraut zu zupfen oder Mistkübel zu säubern. Sie trugen dichte Bärte mit einem feinen Rotstich, wenn es die Sonne so wollte, und redeten viel von Dingen, die ich kaum oder gar nicht verstand. Beide besuchten die Universität in Budapest. Ingenieure wollten sie werden, Häuser, Straßen und Brücken bauen, im ganzen Land, Leitungen verlegen, in der Erde oder in der Luft, und mein Vater sagte, wozu das Ganze, wenn sie nicht einmal einen Wasserhahn reparieren können.

    Waren sie nicht in Budapest oder einer Genossenschaft, verbrachten sie ihre Zeit am See bei ihren Eltern, seit sie Virág kannten jede freie Minute. Sie schliefen draußen, auf zwei Campingliegen oder auf dem Rasen, auf kleinen karierten Decken und bestickten Sofakissen, die ihre Mutter dorthin gelegt hatte und die neben Tamás und Mihály aussahen wie Spielzeug. Sie rauften wie Jungen, stießen einander in den See, rannten durch den Garten und über Schotterwege ins Dorf, spielten Wasserball, aßen soviel Fleisch, wie sie konnten, schon zum Frühstück, und boxten mit einem Sack aus dunklem Leder, den sie an einen Baum gehängt hatten und der bei jedem Schlag etwas von seiner Füllung ausspuckte. Nach dem Baden nahmen sie keine Handtücher, sondern ließen sich am Ufer von der Sonne trocknen, oder vom Wind, und Isti ahmte sie nach, obwohl er dabei vor Kälte zitterte.

    Frühmorgens, wenn Tamás und Mihály aufwachten, schrien sie, wir waschen uns im See!, sprangen ins Wasser, gleich nach dem ersten kurzen Schwarzen, den ihre Mutter brachte und den sie im Gehen tranken, und hängten Isti ab, der am Ufer gewartet hatte, um mit ihnen zu schwimmen. Je weiter sie sich entfernten und je höher sie das Wasser bei jedem Stoß spritzen ließen, desto lauter rief Isti ihnen hinterher, fluchte, tauchte hinab, kam wieder hoch und spuckte Wasser aus. Manchmal erbarmte sich Virág, die auf dem Rasen lag, in ihrem roten Badeanzug aus zwei Teilen, der unter einer gelben Rose ihren kleinen Bauch zeigte, und dann schwamm sie mit Isti hinaus, bis zur ersten Sandbank oder noch weiter. Wenn Tamás und Mihály Lust dazu hatten, zogen sie Isti und mich durchs Wasser, faßten uns an den Händen und liefen rückwärts durch die Wellen, so schnell sie konnten, und ich, ich habe es nicht vergessen, dieses Gleiten durchs Wasser, über uns nur der Himmel, ich weiß es heute

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