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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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ruderte langsam hinaus. Als er dachte, die Mitte des Sees erreicht zu haben, ließ er die Ruder los. Der Schnee senkte sich, wirbelte durch die Luft, wich zurück, bevor er das Wasser erreichte, und setzte sich auf unsere Kleider, auf unser Haar. Wir lehnten uns zurück, stützten uns auf die Ellbogen und schauten hoch in den treibenden Schnee, der dichter geworden war. Alles, was wir hörten, waren unsere Atemzüge und hin und wieder ein Ruder, das im Wasser ans Boot schlug.

    Als wir zurückkehrten, stand Onkel Zoltán am geöffneten Fenster, streckte seine Arme hinaus und griff nach den Flocken. Er sagte, Kinder, schaut euch das an, Schnee fällt, und wir taten so, als zeige er uns etwas, was wir ohne ihn nicht gesehen hätten, und erwiderten, ja, Onkel Zoltán, Schnee fällt. Als wir wieder im Bett lagen, sagte Isti, Virág ist vom Schnee aufgewacht, der Schnee hat sie geweckt. Wie kann sie der Schnee geweckt haben, fragte ich, er fällt lautlos, niemand hört ihn, höchstens Onkel Zoltán, und Isti flüsterte hinter vorgehaltener Hand, er habe ihn auch gehört, den Schnee, jede einzelne Flocke habe er fallen hören. Dann zog er seine Decke höher, drehte sich zur Wand, und als ich glaubte, er sei eingeschlafen, fragte er leise, fast als würde er im Traum sprechen, hast du Tamás auch gesehen, wie er am Ufer gestanden hat, hast du ihn gesehen?

    Als Mihály abfuhr, zurück nach Budapest, ließ Virág ihr Essen stehen und lief ohne Schirm hinunter zur Anlegestelle, obwohl es nach Schnee aussah. Sie wußte, Mihály würde die Nachmittagsfähre nach Siófok nehmen, und sie wartete an der Mole, bis er verspätet unten am Kartenhäuschen auftauchte und im Laufschritt den Fahrschein löste. Sie reichte ihm den Karton mit Kuchen und Wein, den Ági am Morgen gepackt und den Virág mit einer Schnur zugebunden hatte. Mihály und Virág küßten sich zum Abschied nicht mehr auf die Wangen, wie es jeder tat und wie auch sie es den ganzen Sommer lang getan hatten. Sie küßten sich gar nicht mehr. Sie standen und schauten auf den See, und als mein Vater schon zum dritten Mal mahnte, er müsse das Gitter jetzt hochziehen, ging Mihály an Bord, langsamer als sonst. Er blieb als einziger an Deck, trotz des Schnees, der jetzt fiel, und Virág rief seinen Namen übers Wasser, und andere Dinge noch, und sie war sicher, die Wellen würden ihre Worte zu ihm tragen. Mihály hatte es einmal so gesagt.

    Virág hörte auf mit dem Sitzen und Warten. Morgens band sie ein rotes Tuch an ihr Handgelenk, lief die Stiegen hoch und runter, viele Male am Tag, als sei nichts leichter, und wenn wir im Haus saßen, ging sie durch den Garten, durch den Weinberg, vorbei an den Weinstöcken, manchmal bis zum See hinunter, und spielte Frühling oder Sommer, obwohl Grúzteewetter war, wie Isti sagte. Vor dem geklebten Spiegel wickelte sie Schals um ihren Hals, legte sie wieder ab, schlüpfte in Schuhe, stand wieder barfüßig da, setzte einen Hut auf, setzte ihn ab, steckte ihr Haar hoch und löste es, während wir ihr dabei zuschauten. Sie zog sich an und wieder aus, viele Male jeden Abend, so wie Isti und ich es getan hatten, als wir uns verkleideten.

    Seit Mihály gefahren war, regnete es. Der Regen hatte den Schnee abgelöst, hatte ihn weggewaschen, weggewischt, ohne uns etwas zurückzulassen, aber Virág war es gleich, sie lachte über alles, selbst über ihren Vater, der jetzt so redete, daß es Isti und mich ängstigte. Er sagte, seine Knochen seien schwer vom vielen Wasser, das aufs Dach falle und das Haus tiefer in die Erde drücke. Er könne sehen, wie es sinke, jeden Tag weiter. Bald wären unsere Füße auf Fensterhöhe, dann würde die Erde die Fenster verschlucken, und wir würden die Türen nicht mehr öffnen können. Was dann?, fragte er uns, schaute zur Decke und legte seine flache Hand unters Fenster, als könne er uns so zeigen, wie weit die Mauern schon gesunken waren, und Isti schaute mich an, als wolle er fragen, stimmt das?

    Als der Regen den See grau gefärbt hatte, grau wie flüssiges Blei, das wir in der Silvesternacht in kaltes Wasser geworfen hatten, um zu sehen, was wird, öffnete mein Vater die Sommerküche wieder und verschwand darin. Er verbrachte seine Tage auf der Liege, ohne sich zu rühren, ohne zu reden, er versteckte sich unter den Dekken, die wir nach Sommerende vor die Fenster gehängt hatten und die er jetzt abgenommen hatte. Wenn Virág ihm morgens sagte, es ist Zeit, zur Anlegestelle zu gehen, drehte er sich

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