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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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wenigen Menschen, die von Tür zu Tür liefen, durch einen Regen, der aussah, als sei er nur für diese Stadt gemacht, als würde er zu fallen aufhören, dort, wo die Stadt endet und der Weg hinausführt, vorbei an den letzten Häusern, hin zum nächsten Ort. Die wenigen Auslagen zeigten rote Sterne aus Papier und Christbaumkugeln, die meine Mutter wenige Tage später von ihrem ersten Geld für Isti und mich kaufte, um sie in Watte zu stecken, in Tücher zu wickeln, in einen kleinen Karton zu packen und zu uns nach Vat zu schicken, wo das Paket nie ankam.

    Es war eine Stadt gewesen, in der es nicht nur an diesem Tag, sondern fast immer regnete, wo die Häuser dunkler waren, wo sogar der Himmel dunkler war als bei uns. An jedem Morgen stellte sich meine Mutter an das Fenster in ihrem Zimmer, suchte nach einem Stück Himmel, nach einem Ausschnitt, gleichgültig, wie klein, aber der Himmel blieb hinter zu vielen, zu dichten Wolken versteckt. Vali sagte, das ist der Winter, wie zum Trost, aber auch als der Frühling kam, änderte sich an diesem Himmel nichts. Jede Woche schrieben sie an die Brüder Máté eine Karte, wie versprochen, immer sonntags, wenn sie zusammen vor einer Heizung auf Rädern saßen, nur zwei, drei Sätze, so viel, wie auf einer Karte Platz hat. Sie wußten kaum, was sie schreiben sollten, schon bei diesen wenigen Zeilen nicht, denn geschehen war in ihrem Leben nichts mehr. Morgens zogen sie sich an, um zu arbeiten, und abends legten sie sich in ihre Betten, um sich von der Arbeit auszuruhen. Weihnachten verbrachten sie nicht mit den Brüdern Máté. Sie konnten den Bus nicht bezahlen, weil sie ihr erstes Geld für Geschenke ausgegeben hatten, die dann in Paketen, auf Postämtern, zwischen fremden Händen verlorengingen. Pál und Árpi feierten im Lager, an einem der Tische im Speisesaal, der an diesem Abend leer aussah, wie Árpi später erzählte, obwohl jeder Stuhl besetzt war. Vor roten Kerzen und Sternen aus Stroh saßen sie und versuchten mitzusingen, als die anderen damit anfingen, aber etwas hinderte sie daran, etwas, das sich in ihre Köpfe geschlichen hatte, etwas, das sie an diesem Abend nicht singen ließ.

    Eine Wirtin hatte meine Mutter und Vali angestellt, eine Frau mit kurzem Haar und Füßen, die aus den Schuhen quollen. Mittags, wenn meine Mutter und Vali ihr Essen aus den Töpfen nahmen, stand die Wirtin daneben und schaute so, als sei es verboten. Dabei war sie es selbst gewesen, die den beiden an ihrem ersten Tag erklärt hatte, wo und wann sie ihr Essen holen durften, die ihnen gezeigt hatte, wieviel ihnen zustand, indem sie einen Schöpflöffel zweimal über einem leeren Teller gedreht hatte, so, als teile sie etwas aus. Der Wirt sah jünger aus als seine Frau, und Vali hatte ihn erst für ihren ältesten Sohn gehalten.

    In der Gaststätte über den Bahnhofsgleisen wischten meine Mutter und Vali Töpfe aus und wuschen Teller, Tassen, Gläser und Aschenbecher ab. Immer, wenn ein Zug irgendwo unter ihren Füßen über die Gleise fuhr, fingen die Dinge an, in ihren Händen zu zittern, das Spülwasser lief über den Beckenrand, tropfte auf den Steinboden, in eine kleine Pfütze, die im Laufe des Tages größer wurde, mit jedem weiteren Zug, der hielt und wieder losfuhr. Anfangs beunruhigte sie das Klirren der Gläser und das Schlagen der Töpfe in den Regalen und Schränken, Vali sagte, sie könne dieses Beben nicht ertragen, das sie von den Füßen bis zu den Knien hinauf spüre, und trotzdem vergaßen sie es bald, beide, so wie man nur etwas vergessen kann, das immer da ist.

    Rosa Handschuhe zogen sie an, setzten eine Haube auf den Kopf, banden sich eine Schürze um, früh am Morgen, fingen an, Böden zu wischen, Fenster zu öffnen, Gardinen in Falten zu legen, Tische zu decken, und hin und wieder schauten sie sich an und lachten über sich, wie sie über die Böden wischten, in ihren Handschuhen und Schürzen. Sobald die ersten Gäste kamen, gegen sechs Uhr früh, sich mit ihren Ledertaschen zu einem Kaffee ans Fenster setzten, mit Blick auf die Gleise, sobald sie den ersten dunklen Kreis mit ihrer Tasse und etwas Kristallzucker auf dem Tischtuch hinterließen, verschwanden Vali und meine Mutter in der Küche, schälten Kartoffeln, putzten Salat und schnitten Zwiebeln, was ihnen nichts ausmachte - so hatten sie wenigstens eine Ausrede, jedesmal wenn sie weinen mußten, weil ein Geruch, ein Geräusch, manchmal bloß der Gang eines Fremden sie an etwas erinnerte.
    Am späten

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