Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
Vom Netzwerk:
und an Árpis losem Schuh haften. Als Árpi erklärte, er und Lajos seien Studenten aus Szombathely, die hier in der Nähe ausgeraubt worden seien und am nächsten Morgen wieder zurückwollten, winkte der Mann ab und schaute sie an, als hätten sie ihn beleidigt. Für die Nacht überließ er ihnen die Scheune, schloß das Tor hinter ihnen und sagte, rauchen sollten sie nicht.

    Am Morgen bat er Árpi und Lajos zu sich in die Küche, stellte Brot auf den Tisch, dazu ein Stück Butter, und als für einen Moment niemand etwas sagte, fing in Árpis Kopf ein Schmerz an, sich auszubreiten. Kein Schmerz, wie man ihn haben kann nach einer Nacht, in der man zuviel getrunken hat, oder nach einem Fieber, einer Anstrengung, sondern ein Schmerz, von dem Árpi ahnte, er würde sich so schnell nicht auflösen, vielleicht gar nicht mehr. Obwohl sie noch gut dort hätten sitzen können, in dieser Küche, in der es kein Radio, keine Uhr gab, nichts, was sie hätte drängen können, verabschiedeten sich Árpi und Lajos bald, und der Fremde lehnte es ab, auch nur einen Forint von ihnen zu nehmen - wo sie doch ausgeraubt worden seien.

    Abends kamen sie in Grenznähe an, liefen über die Felder, nicht mehr dort, wo Árpi und seine Freunde es zuvor versucht hatten, sondern viele hundert Meter weiter südlich, weil Árpi sagte, es sei ein Unglücksstreifen, den sie meiden müßten. Árpis Fuß hörte auf zu schmerzen, oder Árpi vergaß, daß sein Knöchel verletzt war, weil es ein Abend war, an dem man solche Dinge vergessen konnte. Árpi und Lajos ließen sich in den Schlamm fallen, sobald sie den geringsten Laut hörten, ein Zischen, ein Rascheln, oder wenn sie ein Licht sahen, dort, wo vorher nichts zu sehen gewesen war. Auf Knien rutschten sie, stützten sich auf die Ellbogen, vermieden das Flüstern und gaben sich höchstens Zeichen. Später sagte Árpi, der Himmel habe angefangen, sich zu drehen, und mit ihm hätten sich auch die Felder gedreht, und er und Lajos hätten kaum mehr gewußt, in welche Richtung und wie lange sie sich noch so auf den Ellbogen würden durch den Dreck schieben müssen. Als sie glaubten, einen Motor zu hören, sprangen sie auf und rannten los, so schnell sie konnten, so schnell es Árpis Fuß erlaubte, über Steine, Stöcke, einen Graben hinab und wieder hinauf, durch ein kleines Stück Wald, bis zu einem Hof, ohne Lichter, ohne Zaun, und in der Dunkelheit öffneten sie eine Tür, die erste, auf die sie stießen, um sich zu verstecken, um wieder zu Atem zu kommen, und dort, in einem Schweinestall, fluchten sie und spuckten auf den Boden, weil sie glaubten, im Kreis gelaufen zu sein.

    Lajos zündete ein Streichholz an, das wenige Licht fiel auf eine Wand, auf der etwas in großer Schrift stand, was sie kaum erkennen konnten. Lajos trat mit der Flamme in seiner Hand näher, las die Worte langsam und laut, und als er nicht eines davon verstehen konnte, weil es nicht seine Sprache war, legte er seine Hände zusammen und hielt sie hoch, immer noch mit dem Streichholz, zuerst vor seine Stirn, dann hoch zur Wand. Árpi ließ sich auf den Boden fallen, mitten ins Heu, Lajos fing an zu lachen, erst zögernd, leise, dann schneller, lauter, zeigte auf die Schweine und rief, es sind österreichische Schweine!, wunderbare österreichische Schweine!, und Árpi zündete noch ein Streichholz und noch ein Streichholz an, damit sie etwas sehen konnten, und Lajos ging auf die Tiere zu, packte ein Schwein an seinen Ohren, was schwer war, küßte es, auf seinen schmutzigen Kopf, und fragte, Árpi, sei ehrlich, hast du jemals ein so schönes Schwein gesehen?, und Árpi sagte, nein, niemals habe ich ein so schönes Schwein gesehen - ich schwöre.

    Lajos? Er ging nach Amerika, zumindest hatte er das vor. Erst wollte er eine Weile in Wien bleiben und Geld besorgen, für eine Schiffspassage über den Atlantik. Er sagte, er bräuchte zwischen sich und dem, was hinter ihm lag, viel Wasser, sehr viel Wasser, am besten Unmengen von Wasser, und er wußte nicht, ob der Atlantik dafür groß genug sein würde. Árpi stieg also allein in einen Bus, fuhr allein durch eine Nacht, und jetzt, sagte er, wache er jede Nacht mit demselben Gedanken auf, mit dem Gedanken, etwas habe ihn nicht weglassen wollen, er habe nicht auf die vielen Zeichen gehört, die er hätte zu deuten wissen müssen, und Pál, meine Mutter und Vali sagten, du hast sie richtig gedeutet, du hast sie alle richtig gedeutet.

    Wenn Árpi in diesen Tagen nachts auf der

Weitere Kostenlose Bücher