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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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ihrem Weg stehengeblieben und hatten zurückgeschaut. Auf den See, auf das Schilf, die Bäume oder sogar auf uns - vielleicht.

Ági.
    Erst als der See schon so warm war wie das Wasser, das Ági morgens für uns in eine Schüssel goß, geschah etwas mit Irén, ohne daß wir genau wußten, ohne daß wir ahnten, was es war. Es war nichts Neues an ihr, das uns hätte auffallen können, und trotzdem konnten wir etwas an ihr sehen. Wir sahen es, wenn Mihály abends ans Bäckereifenster klopfte, wenn er die Tür öffnete und mit einem Schritt im Laden stand, wenn er Iréns Tasche hielt, wenn er Irén in die Jacke half und auf ihre Hände schaute, während sie die Tür abschloß. Wir sahen es unten am See, wo wir, Virág, Isti und ich, nur noch wie Zuschauer im Schatten saßen, wenn Mihály vor Irén kopfüber ins Wasser sprang, auftauchte und nicht hinausschwamm wie sonst, sondern in Iréns Nähe blieb, wie in einem Kreis, den er nicht mehr durchbrach, auf dem Rücken, mit den Fußspitzen über dem Wasser, und immer noch versuchte, sie zu überreden, schwimmen zu lernen - ihm zuliebe.

    Wir sahen es nicht nur an Irén, sondern auch an Virág. Etwas zeigte sich in ihrem Gesicht, sobald Mihály im Laden vor der Theke stand, sobald er den Ton seiner Stimme änderte, wenn er mal mit Virág, mal mit Irén redete, sobald er lachte und irgend etwas falsch daran klang. Wir konnten es sehen, wenn er Virág schwimmen und laufen und auf dem Rasen liegen ließ, im Schatten oder in der Sonne, unbemerkt, wenn er neben ihr schwamm und mit ihr redete, jetzt nur noch das Nötigste, ganz anders als früher, ganz anders als noch wenige Wochen zuvor. Es zeigte sich, wenn Virág Isti auf einem großen Reifen über die Wellen zog, so schnell sie konnte, während Irén mit Mihály am Ufer saß und beide auf nichts anderes schauten als auf sich selbst, nicht einmal auf die Schatten, die unter ihnen länger wurden, Irén nur auf Mihálys Bart und Mihály nur auf die schmale Stelle zwischen Iréns Augen. Abends am Wasser war es da, wenn das Licht von einer Öllampe kam, die Isti hatte anzünden dürfen, und Mihály Likör für Irén einschenkte, den sie dann ablehnte, wie immer. Einmal sagte Isti nachts, bevor wir unters Dach stiegen, dieses Etwas könne er hören, und als Virág ihn unten an der Stiege fragte, wie klingt es?, antwortete Isti, wie Steine, die einen Hang hinabgleiten, und Virág nickte, als habe sie genau das erwartet.

    Isti und ich, wir warteten mit Virág. Wir warteten darauf, daß dieses Es vorbei sein würde, bald schon, und wir vertrieben uns die Zeit, wie wir sie uns immer vertrieben, lagen an Stränden, spielten Karten, legten Rot auf Rot und Schwarz auf Schwarz, kletterten auf Bäume, sprangen in den See, tauchten unter und öffneten die Augen, nur, um uns selbst zu zeigen, daß wir das konnten, daß wir das wagten: die Augen unter Wasser öffnen. Wir glaubten, bald wäre es ausgestanden, wie eine Krankheit, ein Wetter oder bloß wie ein Tag, der vergeht, ohne Aufsehen, so wie manche Tage vergehen. Zu den wenigen Dingen, von denen wir sicher sagen konnten, daß sie waren, wie sie waren, gehörte, daß nichts von Dauer war, wenigstens nicht bei uns, und allein deshalb, glaubten wir, müsse auch dieses Sitzen am Wasser, dieses Warten im Dazwischen irgendwann enden. Aber es hörte nicht auf, dieses Gefühl, es verließ uns nicht. Es blieb und klammerte sich an unsere Tage, an diesen einen Sommer, und es versteckte sich nicht länger, es zeigte sich, deutlicher sogar, nicht mehr nur in unserer Vorstellung, es zeigte sich, als wir Mihály und Irén zusammen sahen, hinter den letzten Häusern vor der Mole, wo das Gras flach war, obwohl dort niemand ging.

    Auf unserem Weg zum Wasser entdeckten wir sie, an einem Tag, an dem Irén den Laden früher verlassen hatte, zum ersten Mal, seit wir sie kannten, an einem Tag, an dem sich die Luft nicht bewegte und der See keine Wellen schlug, an dem es selbst zum Schwimmen zu heiß war, wie Virág sagte, als sie abends die Tür zur Bäckerei schloß und Isti sie an ihrem Kleid in Richtung See zerrte. Hinter dem Kartenhäuschen waren wir stehengeblieben, nur wenige Schritte weiter. Isti hatte einen Stein aus seinem Schuh gefischt, war auf einem Bein gesprungen, wie man springt, wenn man zu fallen droht, und hatte sich gedreht beim Springen, auf seine Art, die Arme nicht ausgestreckt, sondern dicht am Körper. Stehengeblieben war er, plötzlich, mitten in seiner Bewegung, hatte seinen nackten

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