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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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Fuß gesenkt und seinen Schuh, den er in einer Hand hielt, mit einem Schlag auf den Boden geworfen, so laut man einen Schuh werfen kann, als wolle er auf sich, auf uns aufmerksam machen, als könne er mit diesem Ton beenden, was er sah: Mihály und Irén am Wasser, Mihály mit einer Mütze, die er ins Gesicht gezogen hatte, mit seinem roten Tuch um den Hals, vor ihm Irén, auf ihren Lippen ein blasses Rosa, wie das der Cremetorten, die sie in den Auslagen in Siófok zeigten.

    Irén hatte ihre Arme um Mihálys Hals gelegt, ein bißchen zupfte sie an seinem roten Tuch, als müsse sie etwas tun mit ihren Händen, damit sie nicht nur auf Mihálys Schultern lagen. Mit ihrem rechten Fuß strich sie über ihre linke Wade, wobei sich der Riemen ihrer Sandale löste, und wir, Virág, Isti und ich, wir standen so eine Weile, schauten auf Iréns Beine, ohne daß man uns bemerkte, und dann ging Virág die wenigen Schritte vor zu Irén, zog ihr die Sandale vom Fuß und warf sie vor unseren Augen ins flache Wasser, wo sie versank und auf dem Grund liegenblieb. Irén blieb still. Sie schimpfte nicht, sie forderte nicht, bringt meinen Schuh zurück. Sie streifte weiter mit ihrem nackten Fuß über ihre linke Wade, während andere sich neben uns und hinter uns stellten und über unsere Schultern auf die Steine blickten, die im Wasser aussahen, als bewegten sie sich. Jemand fragte, was ist?, und Virág erwiderte, ohne hochzuschauen, es ist bloß ein Schuh, der im See liegt, jemand hat seinen Schuh verloren.

    Virág war blaß in den nächsten Tagen, trotz der Sonne, die in den Wochen zuvor ihre Haut dunkler gefärbt hatte, und wenn sie uns anschaute, was jetzt selten geschah, sah es aus, als strenge es sie sehr an. Sie lag auf ihrem Bett, unter dem Fenster, dessen Läden geschlossen blieben, in einem Hemd, das ihre Beine frei ließ und das sie nicht mehr wechselte, ohne Decke, ohne Kissen, auf einem hellen Laken, das Ági manchmal glattstrich und an den Enden wieder unter die Matratze steckte. Virágs Knie waren rot und an den Seiten aufgeschlagen, und Isti flüsterte, sie wird auf die Knie gefallen sein, sie wird sich die Knie aufgeschlagen haben, beim Beten, und als ich sagte, Virág betet nicht, sie betet nie, erwiderte Isti wie zum Trotz, doch, jetzt schon.

    Ági brachte ihr, was sie brauchte, manchmal eine Tasse Tee, obwohl Virág sagte, sie trinke keinen Tee, nicht jetzt, nicht bei diesen Temperaturen, manchmal etwas Schokolade, die Virág nicht anrührte, und Isti und ich, wir standen im Türrahmen oder am Bett und schauten auf den Tee, auf die Schokolade, auf Virág, wenn sie sich aufsetzte, ihr Hemd glattzog, das hochrutschte und ihren Bauch zeigte, wenn sie mit zwei Fingern Obst von einem Teller nahm, den Ági für sie auf das Schränkchen gestellt hatte, mit zwei Äpfeln, zwei Aprikosen, zwei Birnen.

    Virág weigerte sich, zum Haus am See zu gehen, auch wenn Isti sie immer wieder drängte, und als sie nach Tagen ihr Hemd über den Kopf zog, es zusammenfaltete, auf ein Kissen legte und das Bett verließ, als sei es ein Morgen wie jeder andere, liefen wir hinunter zum Wasser und fanden einen kleinen Strand, wo wir ab jetzt unsere Abende verbrachten, weit genug entfernt von der Bäckerei, dem Haus am See, der Anlegestelle. Aber es war nicht mehr wie vorher, nicht mehr so, wie wir es gekannt und gemocht hatten, Virág, Isti und ich, und es fiel uns schwer, so zu tun als ob, obwohl Isti und Virág gut darin waren, im So-tun-als-ob. Nachts spielten sie Tag und tagsüber Nacht, und im Winter konnten sie so tun, als sei es Sommer, die Mäntel ausziehen und in den See spazieren, und im Sommer so, als sei es Winter, auf der Veranda den Schal umlegen und die Zähne klappern lassen, wenn ihnen danach war. Wenn Virág sagte: Feuer, tat Isti so, als springe er über Flammen, und wenn Isti rief: Eis, schlitterte Virág mit rudernden Armen über eine spiegelglatte Fläche, die für andere unsichtbar blieb. Nur jetzt gelang es ihnen nicht, vorzugeben, alles sei anders, alles sei so, wie wir es haben wollten. Virág saß auf einem Tuch, sie blieb still und sah auf ihre Schuhe, die neben uns im Sand lagen, kämmte ihr Haar mit den Fingern, mit einer Bewegung, die immer gleich blieb, und Isti stieß sich im flachen Wasser mit den Füßen ab, sprang rücklings in die Wellen, vielleicht hundert Mal am Abend, vielleicht öfter, und sobald wir uns umdrehten, Virág und ich, rief er, ihr schaut ja gar nicht, warum schaut ihr denn nicht?

    Auch

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