Der Schwimmer: Roman (German Edition)
Ági und Zoltán gingen nicht länger zu Mihály und Tamás, selbst mein Vater ließ es sein, obwohl er gleichgültig war in diesen Dingen. Wenn es dunkel wurde, saßen wir auf der Veranda, und wenn sich Zoltán und mein Vater Zigaretten anzündeten, konnten wir fast glauben, es wäre nie anders gewesen, wir hätten abends immer hier gesessen, nur wir. Wir hörten auf Mücken, wenn sie um ein Licht über der Tür kreisten, auf das Bellen der Hunde, auf die Stimmen weniger Spaziergänger, die hinter den Reben zum See liefen, und bei allem, was wir sagten, erwähnten wir nicht einen dieser Namen: Tamás, Mihály oder Irén.
Virág ging nicht mehr zur Bäckerei, auf die paar Forint pfeife sie, erklärte sie uns, und sie schickte Isti, damit er es ausrichte, und Isti ging und kam zurück, mit einer Tüte Hörnchen und einem Laib Brot. Virág hatte am Gartentor gestanden, Strähnen aus ihrem Knoten gezupft und sie um die Finger gedreht, sie schien auf etwas zu warten, was Isti ihr erzählen würde, aber Isti sagte bloß, es sei in Ordnung, niemand habe mehr mit ihr gerechnet, und dann sagte Virág, dieses Brot solle er unten am See an die Fische verfüttern, am besten gleich, und Isti ging wirklich, er drehte sich um und lief den ganzen Weg zurück, um an irgendeinem Steg Stücke aus dem Brot zu zupfen und sie auf die Wellen zu werfen, nur weil Virág es so wollte. Isti hatte auch Virágs Schürze und Schnürschuhe mitgebracht, und Ági stopfte sie in eine alte Tasche, die sie hinter dem Herd in der Sommerküche versteckte, obwohl Isti später darauf bestand, Ági habe sie zwischen die Dachbalken geschoben, über unseren Köpfen, wahrscheinlich, weil er es gerne so gehabt hätte.
Wieviel Zeit zwischen diesem und unserem ersten Sommer am See lag? Eher Jahre als Monate, wenn ich rechne, wie viele Briefe Großmutter noch zu uns an den See schickte, die Ági uns heimlich vorlas, weil auch sie wissen wollte, was mit meiner Mutter war und was mit den Brüdern Maté, nach Árpis Unfall in der Fabrik, nachdem Árpi und Pál die Stadt verlassen und irgendwo im Süden Arbeit in der Landwirtschaft gefunden hatten, weit weg von Säuren und Fabriken und weit weg von meiner Mutter und Vali. Ob Jahre oder Monate - einen Unterschied macht es nicht, auch nicht, ob alles so zusammenhängt, wie ich mich erinnere, ob es uns wirklich so gegeben hat, wie ich es denke, uns oder die anderen. Nur Ági, sie gab es sicher, und sicher habe ich sie damals mit Mihály in der Sommerküche sitzen sehen, kurz nachdem Virág das Tor hatte hinter sich ins Schloß fallen lassen und auf ihrem Motorrad den Hang hinuntergerollt war. Ági war an einem dieser Vormittage zum See gelaufen, als wir die Namen Mihály, Tamás und Irén schon nicht mehr nannten und Isti und ich nur noch heimlich in der Nähe des Hauses am See spielten. Vielleicht war es, nachdem Isti das Brot ins Wasser geworfen hatte, vielleicht auch schon, als Virág noch in ihrem Hemd hinter geschlossenen Läden gelegen hatte. Ági war hinunter ins Dorf gelaufen, mit einem Strohhut, wie sie ihn selten trug, in einem guten Kleid mit winzigen weißen Punkten, und Isti und ich, wir sahen sie, als sie hinter dem Haus am See verschwand, mit einer Kiste unter dem Arm.
Ági war gekommen, um Mihály zu bitten, neue Fenster in die Sommerküche zu setzen, und wenige Tage später kam Mihály den Weinberg hochgelaufen, mit einer Tasche voller Werkzeuge, die bei jedem Schritt aneinanderstießen. Isti und ich, wir sahen ihn von der Dachluke aus zwischen den Reben, und Isti rannte die Stiegen hinunter, Mihály entgegen, obwohl ich gesagt hatte, er dürfe nicht. Mihály packte Isti, warf ihn in die Höhe, fing ihn wieder auf, setzte ihn auf seine Schultern, rannte mit ihm durch den Garten, rund um die Sommerküche, über den Kieselweg bis zum Tor und wieder zurück, und ich stand an der Hauswand, neben der Veranda, schaute auf die beiden, und als Mihály mich sah, rief er sofort meinen Namen, dieses Ka-ti-ca, wie nur er das tat, und noch einmal, Ka-ti-ca, und ich schämte mich, weil ich seinen Namen nicht mehr gesagt hatte und ihn auch jetzt nicht sagen wollte. Nur Isti und Mihály, sie redeten und lachten, als sei nie etwas gewesen, als gebe es weder Irén noch Virág, weder eine Bäckerei noch einen Schuh im Wasser, als sei Mihály erst gestern bei uns gewesen und auch vorgestern und an jedem anderen Tag davor.
Mihály begann, die Fensterrahmen mit Zentimeterband auszumessen, und Ági sagte, es ist nicht
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