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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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schlafen legte. Sie führte den ganzen Hof. Und seit mein Vater zunehmend erblindet, hilft sie ihm bei allen Regierungsgeschäften. Aber jetzt schreibt mein Vater, dass sie wenige Tage nach meiner Abreise zusammengebrochen ist und ständig nach mir fragt.«
    Ich sah seinem Gesicht an, wie er mit sich rang und bemüht war, sich seinen Kummer nicht anmerken zu lassen. Gerne hätte ich ihn umarmt, ihn getröstet, doch das schickte sich nicht. Ich hätte ohnehin nicht allein mit ihm sein dürfen, auch wenn Beatriz und Andrés de Cabrera sicher irgendwo in der Nähe waren und so immerhin den Schein wahrten.
    »Das tut mir schrecklich leid«, murmelte ich schließlich. »Einen geliebten Menschen zu verlieren muss sehr wehtun.«
    Er nickte. »Ihr habt ja Euren Vater verloren. Ihr wisst besser als die meisten, welchen Schmerz das bedeuten kann.«
    »Ich war gerade erst drei Jahre alt, als mein Vater starb. Ich kannte ihn kaum.«
    Er musterte mich mit verunsichernder Eindringlichkeit. »Seid Ihr immer so aufrichtig?«
    »Ich habe nie einen Grund gesehen, mich anders zu verhalten.«
    »Dann nehmt Ihr Euch meinen Rat, dass es nötig ist, sich am Hof zu verstellen, nicht zu Herzen?«
    Ich überlegte. »Ich mag Lügen nicht.«
    »Ich meinte ja nicht, dass Ihr lügen sollt. Aber genauso wenig dürft Ihr bei Euren Gefühlen immer so unverblümt sein. Das ist weder sicher noch klug. Am Hof lauern Gefahren, die Ihr noch nicht versteht.«
    »Wollt Ihr mir sagen, dass Ihr den Hof meines Bruders besser kennt als ich?«, rief ich. Eigentlich war das als Zurechtweisung gedacht, doch als ich mich reden hörte, merkte ich, wie naiv ich klang. Er wusste, dass ich weit vom Hof entfernt aufgewachsen war und dass er, ein Prinz unseres angestammten Feindes und gelegentlichen Verbündeten, aufgrund seiner Erziehung eine Sicht auf die Dinge hatte, die mir fehlte.
    Und dennoch schien er nicht auf seiner Überlegenheit zu beharren oder an meinen Worten Anstoß zu nehmen. Stattdessen erwiderte er mit gedämpfter Stimme: »Die Unruhe wegen der Thronfolge wird sich nur weiter verschlimmern.«
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen? Mein Bruder hat eine Erbin. Das löst doch sicher keine Unnruhen aus.«
    Er blickte mich mit gequälter Miene an. »Ihr wisst, was ich meine.«
    »Ja«, entgegnete ich trocken, »offenbar sind wir wieder auf der Stufe von ungebührlichen Gerüchten angelangt.«
    »Das ist kein bloßes Gerücht. Viele Angehörige der kastilischen Aristokratie sind mit dem König und seiner Wahl der Erbin zutiefst unzufrieden. Sie trauen weder Beltrán de la Cueva noch der Königin; sie alle sind der Überzeugung, dass das Recht auf das Erbe Eurem Bruder Alfonso …«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »Das habe ich schon einmal gehört. Möchtet Ihr mir dieses Thema aufs Neue zumuten?«
    »Verzeiht mir.« Jäh ergriff er meine Hand, woraufhin ich unwillkürlich nach Luft schnappte. »Aber bevor Ihr geht, muss ich Euch warnen, denn es betrifft die Zukunft beider Reiche.«
    »Hat Euch Euer Vater, König Juan, aufgetragen, mir diese Botschaft zu überbringen?«, fragte ich.
    Er zuckte zusammen. »Ich würde nie den Befehlsempfänger meines Vaters spielen. Ich möchte Euch nur dabei helfen, Euren Thron zu schützen.«
    »Thron?«, wiederholte ich bitter. »Welchen Thron meint Ihr denn wohl? Meine Nichte ist die Prinzessin von Asturien, Kastiliens Erbin. Sollte ihr etwas zustoßen, was Gott verhüten möge, steht mein Bruder an nächster Stelle in der Erbfolge. Er wird sich vermählen und seine eigenen Kinder zeugen. Nach ihm werden sie herrschen. Ich werde nie Königin sein.«
    »Und ob Ihr das sein werdet! Es war immer das innigste Anliegen meines Vater, dass wir zwei heiraten. Ihr werdet Königin sein, Isabella – Königin von Aragón, meine Gemahlin.«
    Ich starrte ihn überrascht an.
    »Wir passen gut zusammen«, fuhr er fort, und seine Finger schlossen sich fester um die meinen. Noch nie hatte ich so warme Hände gespürt. »Ich weiß, Aragón ist kleiner als Kastilien und bei Weitem nicht so mächtig oder reich, aber wir teilen viele Blutsbande. Wir können unsere Reiche enger miteinander verknüpfen und Frieden zwischen ihnen schaffen.« Er musterte mich eindringlich. »Was sagt Ihr dazu? Würde es Euch gefallen, mich zu heiraten?«
    Von allem, was er mir hätte sagen können, war es dasjenige, worauf ich am wenigsten vorbereitet war. Ich stellte mich seinem glühenden Blick und brachte schließlich hervor: »Aber … Ihr seid ein Knabe, und ich

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