Der Schwur der Ritter
Frustriert hob Douglas die Arme. »Ach, es ist zwecklos, darüber zu reden. Lasst mich dazu nur noch eines sagen: Früher habe ich oft englische Gefangene freigelassen, Männer von edlem Geblüt, um dann mit anzusehen, wie genau diese Männer zurückkehrten und über Frauen, Kinder und hilflose Greise hergefallen sind. Wie sie ganze Ortschaften – wie Berwick – dem Erdboden gleichgemacht haben und die Bewohner niedergemetzelt haben, selbst wenn diese in einer Kirche Schutz gesucht hatten. Erzählt mir also bitte nichts von Gnade.«
Erregt wandte er sich so abrupt ab, dass ein Grüppchen von Zuschauern, die durch seine laute Stimme neugierig geworden waren, schuldbewusst auseinanderfuhr. Dann wandte er sich wieder zu Sinclair um, ein reumütiges Grinsen auf den Lippen.
»Ich weiß, was Ihr jetzt denkt, Sir, und Ihr habt recht. Ich bin jung.« Jetzt sprach Douglas Schottisch, als eigne sich diese Sprache besser für versöhnliche Worte. »Hitzköpfig, sagt König Robert. Doch ich schwöre Euch, Sir William, dass ich mich bemühe, mich zu beherrschen. Doch was rede ich hier. Wir haben zu tun, und meine eigentliche Frage war, warum Ihr einen Admiral unter Eurem Kommando habt und was Ihr in Schottland wollt.«
Will wandte sich vom Meer ab, lehnte sich an die Palisade und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch er sprach jetzt Schottisch. »Ich möchte Euren König um Asyl ersuchen.«
Douglas war sprachlos vor Verblüffung. Doch bevor er reagieren konnte, öffneten sich die Türen der Halle über ihnen und spuckten eine Gruppe Betrunkener aus – und den Ritter namens Robert Boyd von Noddsdale, der sich suchend nach Douglas umsah.
»Sir James«, rief er. »Kann ich Euch kurz sprechen?«
Douglas winkte ihn zu sich, und Boyd kam die Treppe hinunter, um die Vorbereitungen für den Abend zu besprechen. Falls Sir James vorhabe, seine Gäste zu verköstigen, müsse man die Köche instruieren. In der Tat, pflichtete Douglas ihm bei, und er solle den Admiral fragen, ob er seine Männer nicht auch an Land holen wolle, um an dem Festmahl teilzuhaben. Während das gutmütige Lärmen der Trunkenbolde näher kam, entfernte sich Boyd, und Douglas nahm das Gespräch wieder auf.
»Asyl? Ihr sucht Asyl in Schottland? Inmitten eines Bürgerkriegs? Wovor sollte der Tempel denn Zuflucht suchen?«
»Das würde ich Euch gern später in Gegenwart Sir Edwards erzählen. Wisst Ihr, wo wir Seine Gnaden, den König, finden können?«
Douglas schüttelte den Kopf. »Das kann ich Euch nicht sagen. Der König findet in seinem eigenen Reich keine Ruhe. Man hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und es scheint, als hätte er unter den Schotten sogar noch mehr Feinde als unter den Engländern. Er befindet sich seit Monaten auf dem Kriegszug.«
»Gegen die Comyns?«
»Ja und nein. Nicht gegen die Comyns direkt, doch gegen ihre Helfershelfer, darunter John MacDougall of Lorn und die MacDowals aus Galloway. Galloway liegt in Schutt und Asche, doch ich traue es den MacDowals zu, dass sie sich dennoch erneut erheben. Es zählt zu meinen Aufgaben, dies zu verhindern. Dem König geht das Geld aus, und er braucht die Erträge ihrer Ländereien – denn mit bloßen Versprechungen kann man sich keine Truppen kaufen.«
Will zögerte nicht. »Das ist wiederum etwas, wobei ich ihm helfen könnte. Eines meiner Schiffe hat ein Vermögen an Bord, das ihm eine seiner getreuesten Anhängerinnen überbringt, die Baronin St. Valéry, Sir Thomas Randolphs jüngste Schwester.«
»Oh. Sir Thomas ist tot; sein Sohn, der junge Sir Thomas, sitzt seit der Schlacht von Methven in England im Kerker. Ich bedaure, der Überbringer solch schlechter Nachrichten zu sein. Diese Rolle ist mir seit Methven schon viel zu oft zugefallen.«
Er sah Will an, ohne seinen Schmerz zu verhehlen, und Will bewunderte die Aufrichtigkeit eines jungen Mannes, der sich seiner Schwächen bewusst war und das Beste daraus machte.
»Ihr sprecht von dieser Schlacht, als sollte ich davon wissen. Was ist dort vorgefallen?«
»Methven liegt in der Nähe von Perth. Es war die erste englische Festung, die König Robert nach seiner Krönung angegriffen hat. Aymer de Valence, der Herzog von Pembroke, der das englische Generalkommando in Schottland hatte, lag damals in Perth. Er war nicht auf unsere Ankunft vorbereitet, lehnte aber ab, als ihn Bruce herausforderte, vor die Mauern zu kommen und zu kämpfen – mit der Begründung, er wolle nicht am Sabbat kämpfen, würde aber am nächsten Tag auf
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