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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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immer wieder Cembalo üben und sticken, bis die Finger wund sind.“
    Es brach aus dem Mädchen, wie aus einem geborstenen Damm hervor. Sie wollte nun alle Qualen loswerden.
    „Nie hat sie in gutes Wort für mich, niemals meint sie, ich hätte etwas gut gemacht. Ich erhalte nur Schelte, oft schlägt sie mich. Pietro, glaub mir, ich habe mich so nach dir gesehnt. Deine enge Kammer schenkt mir mehr Freiheit, als der ganze Palazzo Cappello zusammengenommen. Ich fühle mich bei dir wohl.“
    Mit weicher Stimme waren die letzten Worte wie ein Versprechen an sein Ohr gedrungen. Sie schaute ihn lieb an, streckte ihre Hand langsam aus und ertastete zartfühlend seine Wangen. Milde lächelte sie und aus ihren traurigen Augen lösten sich langsam, ganz unendlich langsam zwei einzelne Tränen. Bonaventuri nahm ihren Kummer in sich auf, machte ihn zu seinem. Er wollte sie trösten, doch fehlten ihm die Worte. Er sah vor sich nicht mehr die reiche Schönheit, das Mädchen, das alle Welt erobern konnte. Er erkannte ein winziges, gequältes Geschöpf, das seiner liebevollen Hilfe bedurfte. Mit zitternden Fingern streckte auch er seine Hand suchend aus, erreichte ihre Wangen und ihre Nase, fühlte ihr Kinn und fuhr zärtlich um ihren Mund. Langsam, wie er eine zarte Blume in die offene Hand nehmen würde, legte er seine Finger vorsichtig um das zerbrechliche Gesicht, zog den schönen Kopf mit sanftem Druck an sich heran und legte seine Wange auf die Ihrige. Lange hielten sie so still. Der junge Mann wollte nicht das zarte aufkeimende zueinander Finden durch allzu heftige Begier zerstören. Dann wandte er seine Augen zu den Ihrigen, und dicht voreinander schauten sie sich lange an. Noch eine Träne ließ ihre Augen glänzen und glitzern. Biancas Mund bebte, sie öffnete ihre Lippen leicht und streichelte mit ihrer heißen Zunge seinen Mund und sein Gesicht. Sie begehrten sich langsam steigend, drängten sich zueinander, umarmten sich fester, und bald öffnete er die zarte Blüte in ihrem Schoß. Er mied jede Gier und Eile. Er liebkoste sein Mädchen wie ein zerbrechliches Wesen, streichelte sie immer wieder sanft, hielt sich zurück und ließ sie an ihrer wachsenden Lust kosten, wie sie aus einem goldenen Kelch einen besonders guten Tropfen Wein langsam an ihre Lippen führt. Ihr erregter, heißer Atem an seinem Gesicht zeigte ihm ihre Bereitschaft, den vollen Kelch der Liebe zu genießen. Einmal ihre Sinne in den mitreißenden Strom der Lust getaucht, suchte das Mädchen immer wieder und immer wieder das erneute Anschwellen der Gefühle in ihrem Körper zu besänftigen.
    Bald ruhten beide erschöpft nebeneinander, schauten durch das kleine Fenster in den nächtlichen, funkelnden Himmel, hielten sich an der Hand, als galt es sich niemals wieder loszulassen und sprachen träumend von einer verliebten Zukunft.
    „Ich könnte heute Nacht bei dir bleiben“, flüsterte sie. Lucrezia ist für zwei Tage nach Padua verreist.“
    Überglücklich drückte er das lieblichste aller Geschöpfe an seine Brust, als es vehement an seine Zimmertür klopfte.
    „Der Damenbesuch ist hier verboten. Verschwindet“, brüllte eine fette Stimme, die seiner Wirtin gehörte.
    Bianca schaute ihn enttäuscht an. „So wird das nichts“, sagte sie, kleidete sich an und verschwand. Vor der Haustür nahm CATTINA sie in Empfang, wie er noch mit einem Blick aus dem Fenster bemerkte.
    Pietro warf sich mit zornigem Gesicht auf das Bett und blieb lange in dieser Form liegen.

Der Fluchtp lan
    Könnte sich über diesen Weg eine Lösung abzeichnen? Könnte er in das Haus Cappello einheiraten, von dem Handelsunternehmen eine gute Arbeit als Finanzdirektor bekommen? Fragen über Fragen beschäftigten Pietro.
    „Niemals, du unzüchtiges Ding, werden wir die Zustimmung zu einer solch niedrigen Ehe geben.“
    Die Stiefmutter, Lucrezia, war aufgebracht, hielt es für unmöglich, dass sich ihre Tochter, die sie stets so züchtig in den Kammern des Hauses verwahrt hatte, hemmungslos den körperlichen Trieben hingegeben hatte. Alle Prophezeiungen des Beichtvaters schienen wahr zu werden. Sie hielt es einfach für einen schlechten Scherz, wenn es für sie nicht so entsetzlich gewesen wäre.
    „Du willst einen einfachen Weg suchen, die Obhut dieses Hauses zu verlassen, du willst dich wild herumtreiben, deinen Lüsten nachgehen. Wer hat dir nur diese Schande eingepflanzt? Wenn deine Blutungen einmal ausbleiben, heißt das nicht gleich, dass du ein Kind bekommst. Erst recht

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