Der Schwur des Highlanders
dermaßen betrinkt, weil er die Wahrheit über diese Hure eingesehen hat.«
»Was würdest du tun, wenn du gerade herausgefunden hast, dass du zehn Jahre deines Lebens an eine mörderische Schlampe verschwendet hast?« William nickte, als sein jüngerer Bruder und ihre Cousins grinsten. »Ich glaube allerdings nicht, dass das schon alles war. Meine Eingeweide sagen mir, dass diese Elspeth sein Wälzen im Selbstmitleid ausgelöst hat. In Ordnung, es macht keinen Sinn, darüber zu rätseln. Wir bringen ihn in sein Bett und hoffen, dass er am Morgen klar genug aufwacht, damit wir mit ihm sprechen können.«
Cormac hielt sich vollkommen still und fragte sich, ob er seine Augen überhaupt öffnen konnte – oder sollte. Er spürte die Auswirkungen der ungeheuren Mengen Bier, die er getrunken hatte, in jeder Ader, jedem Muskel und selbst bis tief in seine Knochen hinein. Das Problem war nur, dass er sich so dringend erleichtern musste, dass er auch da Schmerzen hatte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich zu bewegen, und obwohl er wenig Erfahrung mit solch heftigen Besäufnissen hatte, war ihm klar, dass es ihn teuer zu stehen kommen würde.
»Brauchst du den Nachttopf?«, fragte eine vertraute Stimme.
Als er langsam seine Augen aufzumachen begann, hatte Cormac das Gefühl, als würde sich das Licht im Raum einen Weg in sein Gehirn brennen. »Bist du’s, Will?«
»Ja, komm, ich helfe dir beim Aufsetzen. Alaister ist losgezogen, um dir einen Trank zu brauen.«
Als Will ihm beim Aufsetzen half, öffnete Cormac seine Augen ein bisschen weiter. Es war ein Kampf, das zu erledigen, was er erledigen musste, denn sein Kopf fühlte sich an, als wollte er bersten, und sein Magen rebellierte. Er murmelte ein Dankeschön zu Will für seine Hilfe und ließ seinen Körper wieder aufs Bett sinken. Einen Augenblick später wurde er halb hochgehievt, und jemand flößte ihm einen widerlich schmeckenden Trank ein. Als er wieder flach dalag, warf ihm ein anderer ein ausgesprochen kaltes und ausgesprochen nasses Tuch auf die Stirn.
»In ein oder zwei Stunden müsste es dir besser gehen«, sagte Will, »und dann können wir miteinander reden.«
Es dauerte fast drei Stunden, bevor Cormac seine Augen öffnen konnte und sich fähig fühlte, etwas anderes zu tun, als nur vor lauter Schmerz zu stöhnen. Er warf einen Blick auf seine Brüder und Cousins und bewunderte deren Geduld. Obwohl er sich kaum an das erinnern konnte, was seit dem Augenblick, in dem er Isabel verlassen hatte, geschehen war, hatte er offenbar genug erzählt, um ihre Neugier zu wecken.
»Kann es sein, dass ihr erzählt habt, unsere Eltern sind tot?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte Will. »Strauchdiebe haben sie getötet, und du bist jetzt unser Laird. Nimm dir etwas Brot.« Er legte Cormac einen Kanten frisches Brot in die Hand. »Es saugt das Gift auf und wird dir helfen, vernünftig zu reden. Ich habe einen ganzen Laib.«
»Habe ich gestern Abend etwas gesagt? Etwas, dass euch interessiert hat?« Cormac kaute langsam sein Brot und stellte fest, dass er sich so weit erholt hatte, dass es ihm tatsächlich half.
»Du hast uns erzählt, dass du hierbleiben musst, um zu beobachten, wie Isabel gehängt wird. Ich gebe zu, dass das meine Neugier einigermaßen erregt hat.«
»Ach ja, das.« Cormac stopfte sich seinen Magen weiterhin mit dem Brot voll, das ihm Will reichte, während er ihnen alles berichtete, was er gehört und gesehen hatte. »Sir Ranald hält Isabel und ihren Liebhaber jetzt fest, und ganz sicher werden sie schnell verurteilt und gehängt.«
»Warum musst du dann hierbleiben?«
»Es könnte der Fall sein, dass man einen weiteren Zeugen braucht – einen, der kein Douglas ist.«
»Und könntest du dieser Zeuge sein, wenn du weißt, dass dein Wort sie an den Galgen bringen kann?«
»Schau nicht so besorgt, Will«, sagte er zu seinem Bruder und gab diesen Rat mit einem Rundumblick auch seinen anderen Verwandten. »Ja, ich empfinde ein gewisses Bedauern, aber mehr eigentlich nicht. Sie hat fünf Männer getötet, oder hat zumindest dabei geholfen, und war zum zweiten Mal bereit, mich für ihre Verbrechen hängen zu lassen. Selbst wenn ich mehr empfinden würde, als es der Fall ist, wäre ich noch immer bereit, als Zeuge für ihre Schuld auszusagen. Das verlangt die Ehre.«
»Die Ehre gehört zu den Dingen, die dich in diese Schwierigkeiten gebracht haben«, schimpfte Will, der die Arme über der Brust kreuzte, sich gegen einen der Pfosten am
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