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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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gefunden? Und warum hatte Mary sie bloß hergeschickt? Nur eines, das spürte sie ganz genau: Solange sie in Freds Nähe war, konnte ihr gar nichts geschehen.
     
     

Whangarei, Februar 1920
     
    Vivian war wie berauscht, als der Zug in den Bahnhof von Whangarei einfuhr. Nicht nur, weil sie sich in Freds Gesellschaft so unendlich geborgen fühlte, sondern auch weil eine Landschaft an ihr vorübergezogen war, von der sie kaum den Blick hatte wenden können. Sie hatte sich die Nase an der Scheibe fast platt gedrückt, damit ihr ja nichts entging. Malerische Buchten mit kleinen Inseln wechselten ab mit sattgrünen Hügeln, die schließlich zu einer imposanten Berglandschaft wurden. Überall auf den Wiesen weideten Schafe. Gigantische Wasserfälle rauschten in breite Flüsse hinab. Dann plötzlich tauchte wieder das Meer auf, aber völlig anders als um Auckland herum. Das Wasser schimmerte blaugrün, und die Buchten sahen aus wie gemalt. Weiße Stände erstreckten sich kilometerweit. Und auch hier gab es überall kleine Inseln. Manchmal wuchs nur ein einziger Baum darauf. So winzig waren sie.
      Vor lauter Begeisterung für die vorbeiziehende Landschaft hatte Vivian während der Fahrt nicht allzu viel mit ihrem Begleiter gesprochen. Außer dass sie sich von ihm die Wunder der Natur hatte erklären lassen und als sie wiederholt in Freudenschreie ausgebrochen war. Doch jetzt, da der Zug hielt, musste sie sich wohl oder übel vom Fenster abwenden.
      Wie selbstverständlich nahm Fred ihr Gepäck und bat sie, ihm zu folgen.
      Eine Droschke brachte sie vom Bahnhof zu einem Hotel an der Hauptstraße. Vivian hatte den Eindruck, dass der Ort aus nicht viel mehr als einer langen Straße bestand, die von kleinen Holzhäusern gesäumt wurde. Über einem dieser Häuser lud das Schild Whangarei Hotel zum Übernachten ein. Wie erwartet, blieb Fred vor dem zweistöckigen Holzhaus stehen.
      »Viel Auswahl haben wir nicht«, stellte er lachend fest und bugsierte die Koffer durch die Tür ins Innere des Gebäudes. Der Besitzer des Hotels, ein alter gebückter Mann mit einem wettergegerbten Gesicht brachte sie zu ihren Zimmern in der oberen Etage. Sie lagen nebeneinander und waren gleichermaßen bescheiden eingerichtet. Ein Bett, ein Tisch, ein Schrank. Dann zeigte ihnen der Alte die Waschräume am Ende des Flures und verschwand.
      Vivian war ein wenig verlegen, als sie sich vor ihrer Zimmertür von Fred verabschiedete. Sie war noch nicht so oft in ihrem Leben in einem Hotel abgestiegen. Und wenn, dann nur als Kind in Begleitung von Janes Eltern. Aber noch niemals allein mit einem erwachsenen Mann. Wie alt er wohl genau sein mag?, fragte sich Vivian zum wiederholten Mal.
      »Wollen Sie sich noch umziehen, oder können wir uns gleich auf den Weg zur anglikanischen Kirche machen?«, erkundigte sich Fred sichtlich gut gelaunt.
      Vivian sah zweifelnd an sich hinunter. Eigentlich fühlte sie sich wohl in diesem Kleid. Außerdem war es schön luftig, und das konnte hier oben im Norden nur von Vorteil sein. Sie hatte es gleich gespürt, als sie aus dem Zug gestiegen war. Hier war es noch wärmer als in Auckland. Das hatte sie nicht nur auf der Haut gefühlt, sondern auch aus den vielen Palmen vor dem Bahnhof geschlossen, deren Blätter sich träge im Sommerwind gewiegt hatten.
      »Ich gehe so«, erklärte sie kurzerhand.
      »Gut, aber als Erstes kaufen wir Ihnen einen Sonnenhut. Sie glauben gar nicht, wie die Sonne hier vom Himmel herabbrennen kann.«
      »Dann hole ich mir ein wenig Geld«, flötete sie, nun schon etwas unbekümmerter, aber Fred sagte bestimmt: »Nein, ich will Ihnen den Hut schenken. Behalten Sie Ihr Geld ruhig.«
      »Das ist lieb von Ihnen, aber glauben Sie mir, der Bischof hat sich nicht lumpen lassen. Er hat meiner Mutter noch einmal einen Batzen Geld geschickt, wovon ich mir neue Kleider gekauft habe.«
      Über Freds Gesicht huschte ein breites Grinsen. »Womit Sie ihn dann auch sichtlich erfreut haben. Sagen Sie, Vivian, wollen Sie ihn eigentlich weiterhin nur den Bischof nennen?«
      »Was ist dabei? Ich meine, ich könnte auch Mister Newman sagen.«
      »Wie wäre es mit Vater?«
      Vivians Miene verfinsterte sich. »Niemals! Das habe ich schon vor der Ohrfeige so beschlossen, aber nun werde ich einen Teufel tun, ihn Vater zu nennen.«
      Fred stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich kann Sie ja verstehen, Vivian. Ich weiß doch auch nicht, was in diesem Mann vorgegangen ist, als er Ihre Mutter

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