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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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doch endlich das Mädchen in Ruhe, Isabel«, erwiderte Fred mit strenger Stimme. Dass er sich so vehement für sie einsetzte, rührte Vivian zwar zutiefst, aber sie fühlte sich trotzdem rundherum schlecht. Entschieden trat sie auf die beiden zu, die einander wie Kampfhähne gegenüberstanden.
      »Danke, Fred, dass Sie so für mich eintreten, aber fahren Sie nur mit Isabel. Ich komme schon zurecht.«
      Dann wandte sie sich ab, kletterte auf den Wagen und griff nach ihrem kleinen Koffer. Ich werde fortgehen und mich nicht mehr umdrehen, sprach sie sich gut zu und spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Ich werde immer eine Außenseiterin bleiben, dachte sie voller Bitterkeit, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie wandte sich um und blickte in Freds Augen, die in einem tiefen Grün wie das Meer in der Bucht von Auckland schimmerten.
      »Vivian. Ich lasse Sie nicht gehen, denn ich ahne, was Sie Vorhaben. Sie würden gar nicht nach Parnell zurückkehren. Habe ich recht?«
      Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. »Er hat mir eine Ohrfeige gegeben«, schluchzte sie.
      »Ich habe Sie gewarnt. Er hat eine raue Schale, aber ich werde Sie von nun an beschützen. Und wenn wir zurück sind, dann rede ich mit ihm.«
      »Frederik, ich meine es ernst«, keifte Isabel und zupfte ihren Verlobten am Ärmel. Er aber schüttelte sie grob ab und fuhr sie an: »Isabel, sie kommt mit uns. Und Schluss jetzt.«
      »Gut, du hast es so gewollt«, zischelte sie, während sie nach ihrem Koffer griff und ihn wutschnaubend von der Ladefläche zerrte. »Ich bin gespannt, was Vater dazu sagen wird, dass du meiner Begleitung die einer hergelaufenen Verwandten vorziehst.«
      Sie blieb angriffslustig vor Fred stehen. »Wie ist sie überhaupt mit dir verwandt? Ist sie eine Cousine?« Sie musterte Vivian feindselig. »Denn eine Familienähnlichkeit kann ich beim besten Willen nicht feststellen.«
      Ohne eine Antwort abzuwarten, stolzierte sie von dannen.
      »Fred, tun Sie doch etwas! Holen Sie sie zurück. Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ärger bekommen.«
      Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Vivian, Sie sind doch nicht schuld daran. Isabel ist ein verwöhntes Luxusgeschöpf, das sich nicht in andere hineinversetzen kann. Sie ist der Augenstern ihres Vaters. Er kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Er liebt sie abgöttisch.«
      »Umso schlimmer. Was, wenn sie ihm jetzt ihr Leid klagt? Ich will nicht, dass Sie meinetwegen Probleme mit Ihrem Chef bekommen.«
      Jetzt lachte er laut auf. »Der Alte liebt noch etwas anderes ebenso sehr wie seine Tochter. Das ist seine Zeitung. Solange er mit meiner Arbeit zufrieden ist... Aber nehmen Sie Isabel nicht beim Wort. Sie wird sich schon nicht bei ihrem Vater ausweinen. Wenn sie sich beruhigt hat, wird ihr das alles furchtbar leidtun. Glauben Sie mir, ich kenne sie. Sie hat ein gutes Herz, aber sie kann auch schrecklich eifersüchtig sein. Und ich befürchte, sie erträgt es nicht, dass ich mich für eine hübsche junge Frau wie Sie dermaßen einsetze.«
      »Fred? Warum tun Sie das für mich?«
      Sein Gesicht wurde ernst. »Ich habe ein schlechtes Gewissen Ihnen gegenüber, wenn Sie es genau wissen wollen. Sehen Sie, ich habe als Sohn des Bischofs ein Leben in Wohlstand geführt, das ich zu Hause in Sydney niemals hätte führen können. Ich gelte als sein Kind, während Sie ohne Vater aufgewachsen sind und er nichts von Ihnen wissen will. Ich habe das Gefühl, ich profitiere da von etwas, das mir nicht zusteht, sondern Ihnen. Sie sind sein leibliches Kind.«
      »Werden Sie Ihrer Verlobten denn irgendwann einmal die Wahrheit sagen?«
      Fred hob unschlüssig die Schultern. »Wenn es nach mir ginge, unbedingt, denn ich bin das Lügen so leid, aber er würde mir das nie verzeihen. Ich musste einst schwören, das Geheimnis meiner Herkunft für mich zu behalten. Und auch meine Mutter möchte auf Gedeih und Verderb an dieser Lüge festhalten, aber dass sie so weit gehen, von Ihnen zu verlangen, eine entfernte Verwandte zu spielen, das kann nicht rechtens ...«
      Er unterbrach sich hastig und warf einen Blick auf die Bahnhofsuhr. »Wir sollten uns sputen. Der Zug fährt gleich! Sie müssen rennen.« Er packte sich Vivians und seinen Koffer und eilte voran in das Innere des Bahnhofs. Sie konnte ihm kaum folgen. In ihrem Kopf ging alles durcheinander. Was war das für eine Welt, in die sie hineingeraten war? Was hatte ihre Mutter nur an dem Bischof

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