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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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doch nicht...« Und schon hatte Fred Vivian geschickt untergehakt und sie mit sich fortgezogen. »Auf Wiedersehen, Ben!«, rief er dem verdutzten Reporter aus Wanganui zu.
      »Was fällt dir ein?«, knurrte sie.
      »Das wollte ich dich auch gerade fragen«, gab er wütend zurück. »Oder willst du mir etwa erzählen, er habe sich nicht wie eine Klette an dich gehängt, um an Matui Hone Heke heranzukommen ?«
      »Da muss ich dich enttäuschen. Es geht ihm ausschließlich um ein Abendessen mit mir.«
      »Dann pass nur auf, dass er dich dabei nicht ausquetscht wie eine Zitrone ... Wir sind da. Ich habe noch zu arbeiten. Gehen wir nachher gemeinsam etwas essen?«
      »Nein, vielen Dank! Ich esse nicht mit jemandem, der mit gespaltener Zunge spricht.«
      Statt beleidigt zu reagieren, lachte Fred. »Du redest schon genauso wie der alte Maori. Gut, dann schlaf eine Nacht drüber. Wir sehen uns morgen früh, und ich hoffe sehr, dass du dann wieder bessere Laune hast.«
      »Tu das nicht ab, als wäre ich launisch. Ich bin wütend, weil du dein Wort nicht hältst. Das ist kein guter Charakterzug. Und daran wird sich auch bis morgen nichts ändern.«
      »Wir sehen uns morgen früh um acht hier an der Rezeption. Und denk bitte daran - wir müssen auf den Berg steigen und fast eine Stunde lang durch den Busch wandern. Da ist solche Kleidung vielleicht nicht angebracht.«
      »Solange du mir nicht versprochen hast, dass du nichts darüber schreiben wirst, werde ich dich auf keinen Fall mitnehmen.«
      »Du mich?« Er lachte dröhnend. »Noch bin ich es, dem der Alte die Geschichte erzählen will.«
      »Das kann sich schnell ändern«, giftete Vivian zurück.
      »Oho, du willst mir drohen! Wenn das mal kein guter Charakterzug ist«, konterte er und verschwand fröhlich pfeifend. Vivian blickte ihm fassungslos hinterher. War das sein wahres Gesicht? War er doch nichts weiter als ein karrierebesessener Zeitungsmann, der für einen guten Artikel über Leichen ging? Begriff er nicht, dass es nicht mehr um einen Zeitungsartikel ging, sondern um ihr Leben? War seine Freundlichkeit nur gespielt gewesen? Konnte er sich nicht vorstellen, wie sie sich fühlte, nachdem binnen eines Tages so vieles über sie hereingebrochen war?
      Ihr wurde allein bei dem Gedanken so schwindelig, dass sie sich am Empfangstisch festhalten musste. Sie atmete ein paarmal tief durch. Ob ihre Mutter geahnt hatte, was sie hier erwartete? Hatte sie gehofft, dass sie, Vivian, endlich erfahren würde, welches Geheimnis sie umgab? Ein Geheimnis, das Mary vielleicht sogar gekannt und mit ins Grab genommen hatte?
      Mit einem Mal fiel Vivian der Brief ihrer Mutter ein, und der Gedanke, unter Umständen gleich mehr zu wissen, verlieh ihr beinahe Flügel. Kaum im Zimmer angekommen, stürzte sie sich auf ihren Koffer und zog den Umschlag aus einem Seitenfach.
      Mit klopfendem Herzen begann sie zu lesen.
      Geliebte Vivi, ich weiß, Du wirst mich verfluchen und Dich fragen, warum ich Dich zu Deinem Vater geschickt habe. Es ist nicht mehr als eine bloße Hoffnung, warum ich es getan habe. Ich weiß nicht wirklich, warum er am Tag nach Deiner Geburt spurlos verschwunden ist und für mich nur noch in Form von großzügigen Geldbeträgen vorhanden war. Du wirst es nicht glauben, Kleines, aber wir haben uns geliebt. Er plante, nach Neuseeland zurückzukehren und mich nach der Hochzeit mitzunehmen. Seit er allerdings von meiner Schwangerschaft erfahren hatte, wurde er beinahe schwermütig, und er erfand immer neue Ausreden, die Hochzeit zu verschieben. Schließlich kamst Du zu früh zur Welt, und als er Dich sah, hat er befremdlich reagiert. Er wiederholte immerzu, dass der Fluch seiner Herkunft ihn nun eingeholt habe. An jenem Tag versicherte er mir, dass er mich von Herzen liebe und auch Dich. Und dann ist er niemals wiedergekommen. Ich weiß, Du hasst ihn, aber glaub mir, er ist kein schlechter Mensch. Es muss einen Grund geben, weshalb er nicht bei uns bleiben konnte und warum er Dich selbst jetzt nicht bei sich aufnehmen wollte. Einen Grund, der stärker ist als die Liebe. Trotz allem ist er Dein Vater und Du gehörst zu ihm, wenn ich einmal nicht mehr bin. Ich weiß, dass es nur zu Deinem Besten ist. Deshalb habe ich Dich angelogen und behauptet, er erwarte Dich. Wenn Du gewusst hättest, dass er Dich nicht haben will, dann wärst Du bestimmt niemals an Bord des Schiffes gegangen. Finde heraus, was mir nicht gelungen ist. Ich habe es natürlich

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