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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Fred. »Und jetzt du!«, forderte sie. Es wunderte sie, wie leicht es ihr inzwischen fiel, ihn in diesem vertraulichen Ton anzusprechen. So, als wäre er wirklich ihr Bruder.
      Fred biss sich auf die Lippen und schwieg.
      »Wenn du dir nicht sicher bist, mein Junge, dann ist es besser, ihr geht jetzt«, erklärte der Maori, und er klang traurig. »Dann bist du nicht reif genug, die Wahrheit zu erfahren. Und ich möchte nicht noch einmal den gleichen Fehler machen.«
      Fred atmete tief durch. »Ich verspreche, dass kein Wort nach draußen dringt«, murmelte er so hastig, dass er kaum zu verstehen war.
      Vivian warf ihm einen warnenden Blick zu. Darin stand die Botschaft geschrieben, dass er sich vorsehen möge, weil sie sonst auch unbequeme Wahrheiten ausplaudern würde.
      Fred aber hielt ihrem Blick stand. Der Spott in seinen Augen war unübersehbar. Vivian erschauderte. Was, wenn er so skrupellos war, seiner Zeitung eine Geschichte zu liefern, die seine Karriere beförderte, selbst auf die Gefahr hin, dass sie seine wahre Herkunft verriet? Was, wenn es ihm beruflich gar nicht schaden würde, weil er ja ohnehin bald der Schwiegersohn des Zeitungschefs sein würde? Und vor allem - was wäre, wenn er längst ahnte, dass sie, Vivian, ganz gleich, wie gemein er sich in dieser Sache verhielt, ihre Drohungen niemals wahrmachen würde? So tief konnte sie gar nicht sinken, einen anderen derartig zu denunzieren.
      So blieb ihr nur noch eines: die stille Hoffnung, dass Fred im Grunde seines Herzens doch jener Mann war, für den sie ihn am Anfang gehalten hatte. Aufrichtig, geradlinig und liebevoll.
     
     

Paihia, Kororareka (Russell), Mai 1844
     
    Es war ein stürmischer Herbstsonntag. Der Wind drückte das aufgewühlte Meer aus der Bay of Islands förmlich in die Bucht von Paihia hinein. Und der Regen prasselte mit einer solchen Wucht gegen die Scheiben, dass es sich wie Peitschenhiebe anhörte. Das Haus von Reverend Walter Carrington lag etwas außerhalb des Ortes auf einem Hügel. Man hätte ihm auch jederzeit eines der Häuser in der Mission überlassen, aber Walter legte keinen Wert auf die räumliche Nähe zu den anderen Missionaren. Er war ein Eigenbrötler. Es genügte ihm schon, dass er täglich mit ihnen zu tun hatte.
      »Ach, wenn es doch nur bald wieder Sommer wäre!«, ließ Emily Carrington anklagend verlauten, während sie den Blick schaudernd zum Fenster wandte.
      »Aber mein Liebes, es ist doch halb so schlimm. Wenn es zu allem Überfluss auch noch kalt wäre. Denk doch nur an den letzten Sommer zu Hause, bevor wir nach Neuseeland gereist sind. Da war es doch kälter als hier im Winter«, widersprach ihr Mann.
      »Walter, erinnere mich bitte nicht an England. Dann muss ich sofort weinen. Allein bei dem Gedanken, dass ich meine Heimat nie Wiedersehen und eines Tages in diesem gottverlassenen Flecken Erde begraben werde ...«
      »Nun glaub mir doch, dass wir zurückkehren, sobald meine Mission hier erfüllt ist, und das, bevor wir alt und grau sind. Ich habe dir versprochen, dass wir unseren Lebensabend in Devon verbringen werden.« Zur Bekräftigung seiner Worte nahm er ihre Hand und drückte sie zärtlich. Er liebte sie noch genauso wie am ersten Tag. Wie damals, als er sie in Colyton in der Kirche entdeckt hatte. Er hatte noch nie zuvor ein schöneres Mädchen gesehen. Die rotblonden Löckchen, die ihr zartes Gesicht umrahmten, waren ihm zuallererst aufgefallen. Er war ein junger Vikar, und die Predigt, die er gehalten hatte, war seine allererste gewesen. Wie schwer war es ihm gefallen, sie vernünftig zu Ende zu führen, nachdem er sein Herz rettungslos an ein so hübsches Gemeindemitglied verloren hatte. Er hatte sich allerdings keinerlei Chancen bei ihr ausgerechnet, weil er wusste, wie viele junge Männer - und ungleich bessere Partien als er - ihr den Hof machten. Er wunderte sich in mancher stillen Stunde noch heute darüber, dass sie nur mit ihm und keinem anderen ausgegangen war.
      »Nicht weinen, mein Liebling«, flüsterte er erschrocken, als er mitansehen musste, wie die Augen seiner Frau, die noch immer in demselben Tannengrün wie damals leuchteten, feucht wurden. »Ich schwöre dir, wir kehren zurück, wir alle fünf!«
      »Du willst die beiden mitnehmen?«, fragte Emily beinahe erschrocken.
      Walter hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich dachte eigentlich schon daran, aber wenn ich es mir so recht überlege, sollte man sie nicht nach England verpflanzen. Sie

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