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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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allerdings auch große Sorge. Er hatte ständig Angst um sie und achtete peinlich darauf, dass sie keinen Schritt ohne männliche Begleitung tat. Maggy war zierlich und schlank, ihre Haut von einer leichten Tönung, die unschwer erkennen ließ, dass sie keine reine Pakeha war. Sie sah zwar exotisch aus, aber auf den ersten Blick merkte man ihr die polyne-sische Abstammung nicht an. Ihr Gesicht war für eine Maori zu schmal, genauso wie ihr Mund, und auch ihre Augen besaßen nicht jenen funkelnden Glanz der Einheimischen. Das Auffallendste an ihr war das lange glatte und glänzende Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Nach dem Willen ihrer Ziehmutter trug sie es nur zum Schlafengehen offen. Emily pflegte stets zu sagen: »Du bist doch keines von diesen schamlosen Mädchen, die sich drüben in Kororareka herumtreiben. Versteck deine Schönheit gut.«
      »Ich wollte nur fragen, ob ich etwas helfen kann«, fragte Maggy mit ihrer unvergleichlichen Stimme. Für eine junge zierliche Frau sprach sie erstaunlich tief und rau.
      »Ja, geh nur in die Küche und bitte Ripeka, dass Essen aufzutragen. Und dann sag doch bitte den Jungen Bescheid, dass sie zu Tisch kommen sollen.«
      »Ja, gern«, gurrte Maggy höflich und eilte davon.
      »Wenn ich nur wüsste, woher wir den richtigen Mann für sie nehmen sollen«, bemerkte Emily, kaum dass die Tür hinter ihrer Ziehtochter zugeklappt war.
      »Reicht es nicht, dass du dir um die baldige Hochzeit unseres Sohnes den Kopf zerbrichst? Also, Maggy ist nun wirklich noch zu jung«, erwiderte Walter unwirsch und bemerkte am gekränkten Gesicht seiner Frau sogleich, dass er sich wieder einmal im Ton vergriffen hatte. Sie pflegte dann stets ihre sinnlichen Lippen zu einem Schmollmund zu spitzen.
      »Entschuldige bitte, ich wollte nur sagen, dass wir schon den passenden Maori für sie finden werden, wenn sie im richtigen Alter ist«, säuselte Walter versöhnlich.
      »Willst du sie wirklich einem dieser wilden Kerle da draußen geben?«, fragte sie angriffslustig.
      »Hast du einen besseren Vorschlag? Welcher Engländer nimmt denn schon eine Maori zur Frau?«
      Emily hob die Schultern. »Also, das kommt in letzter Zeit immer häufiger vor. So viele junge Engländerinnen leben hier nun einmal nicht. Besser, als wenn sie sich irgendwann in einen dieser dunklen Gesellen verguckt. Und sie sieht schließlich auch völlig anders aus als ihr Bruder.«
      Walter lächelte. »Du hast ja recht, mein Liebling, aber jetzt lass uns lieber über Henry reden. Wann will er denn heiraten, unser Herr Sohn?«
      Bei Walters letzten Worten war Henry ins Zimmer getreten. Er besaß im Gegensatz zu seinem Vater ein breites Kreuz und eine bullige Statur.
      »Ich höre nur heiraten«, lachte er dröhnend, trat auf seine Mutter zu und umarmte sie. Die zarte Emily wirkte ganz verloren an der Brust ihres hünenhaften Sohnes, auf den sie unendlich stolz war.
      »Was hast du schon wieder für Geschichten über mich verbreitet?« Er ließ sie los und drohte scherzhaft mit dem Finger. »Du, du, du! Hattest du mir nicht versprochen, dass das vorerst unser Geheimnis bleiben soll?«
      Emily errötete. »So habe ich das gar nicht gesehen. Ich vermutete nicht, dass du sogar Vater diese erfreuliche Neuigkeit vorenthalten wolltest«, brachte sie entschuldigend vor.
      »Ich hätte es ihm nur gern selbst gesagt«, erklärte Henry einlenkend und strich seiner Mutter versöhnlich über die rotblonden Löckchen. Dann blickte er prüfend seinen Vater an und knurrte: »Du scheinst dich aber nicht so zu freuen wie Mutter.«
      Walter blickte verlegen an seinem Sohn vorbei. Er fühlte sich durchschaut und überlegte fieberhaft, wie er sein Unbehagen wohl würde verbergen können, bevor seine Frau ihn wegen seiner fehlenden Begeisterung schalt.
      »Was sagt denn die Braut dazu?«, fragte er rasch und rang sich zu einem Lächeln durch, während er seinem Sohn kumpelhaft auf die Schulter klopfte.
      »Die weiß noch nichts von ihrem Glück«, erwiderte Henry zögernd.
      »Na so etwas!«, entfuhr es Walter erstaunt.
      »Aber das ist nur noch eine Formsache«, beeilte sich sein Sohn hinzuzufügen. »Sie hofft natürlich inständig, dass ich eines Tages um ihre Hand anhalte ...«
      »Eingebildet bist du ja gar nicht«, spottete Walter.
      »Sie liebt mich, werter Vater!«
      »Und du? Liebst du sie auch?«, entgegnete Walter in scharfem Ton.
      »Jetzt aber genug mit deinen Spitzfindigkeiten!«,

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