Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
Carrington?
      Matthew kämpfte mit sich. Sollte er nicht einfach zugeben, dass er zwar in Kororareka, aber nicht am Fahnenmast gewesen war? Es wurde ihm ganz heiß bei dem Gedanken, dass er sich förmlich danach gedrängt hatte, den ersten Hieb auszuführen. Aber das wusste Bruder Jean nicht. Überhaupt würde er in Gegenwart dieses bösartigen Kerls gar nichts zugeben. Doch wie konnte er es anstellen, dass der Pater das Zimmer verließ? Während er noch darüber nachgrübelte, lauschte er mit halbem Ohr dem Gespräch der beiden Männer.
      »Du weißt, Walter, dass mir die Union Flag dort oben an exponierte Stelle ein Dorn im Auge ist, aber wo kommen wir in, wenn ein paar von die Satansbraten einfach die Mast fällen? Das riescht nach Probleme. Sie werden es nischt bei die Mast belassen. Sie sind Krieger, und das werden sie auch immer bleiben. Ihr wart viel zu gutgläubisch!«
      »Wen meinst du mit ihr?«
      »Eusch alle, die ihr in diese Bucht seit die Dreißigerjahre lebt. Ihr tut so, als wäre der Vertrag von Waitangi ein eiliges Friedens-verspreschen. Für eusch vielleischt, aber doch nischt für die. Glaubst du, die merken nischt, wie ihr Brieten eusch breitgemacht abt und von dem Land peu ä peu Besitz ergreift?«
      »Ach, und ihr Franzosen hättet das anders gemacht? Oder wie darf ich das verstehen?«
      »Abe isch das beauptet? Aber ihr abt eusch aus lauter Panieke, dass eines Tages unsere Fahne auf dem Maiki wehen könnte, regelrescht mit ihnen verbrüdert. Gegen uns. Und das iest jetzt die Preis.«
      »Aber die meisten von ihnen haben unseren Glauben angenommen. Sie sind Christen wie du und ich.«
      Bruder Jean lachte. »Vielleischt an die Oberfläsche, aber ins-geeim sie beten doch immer noch zu Rangi und Papa, zu Vater Immel und Mutter Erde. Das zeigt ihre kindlische Gemüt.«
      »Das ist nicht wahr. Hone Heke ist ein gläubiger Christ. Er schätzt unsere Missionare und predigt mit Leidenschaft selbst das Wort Gottes.«
      »Und warum at er denn schon wieder euren Mast gefällt? Weil er eusch freundlisch gesinnt ist? Träum schön weiter, Papa Walter«, giftete Jean.
      Matthew kaute unterdessen nervös auf seinen Fingernägeln herum. Am liebsten hätte er das Geplapper des Franzosen mit einem Geständnis unterbrochen, aber er traute sich nicht. Wahrscheinlich würde ihm Walter nie verzeihen, wenn er vor dem katholischen Bruder zugab, tatsächlich mit am Flaggenmast gewesen zu sein.
      Polternde Schritte im Flur unterbrachen seine Gedanken. Matthew erstarrte, als Jack blass und übernächtigt ins Zimmer trat. Vor Nervosität biss Matthew sich die Nagelhaut ab, bis es blutete. Er hielt den Atem an, als der bullige Kolonialwarenhändler fragend in die Runde blickte.
      »Dein Sohn sagte etwas von einer großen Bestellung. Nur her damit!«
      »Jack, das war ein Vorwand, um dich herzulocken. Hier geht es um etwas anderes. Ich brauche dich als Zeugen«, erklärte Walter.
      Jack aber winkte ab. »Ich bin hier, um eine Bestellung aufzunehmen«, erklärte er stur.
      Walter stieß einen tiefen Seufzer aus. »Gut, die Liste wird dir meine Frau gleich mitgeben. Wir machen eine Großbestellung. Aber erst musst du mir schwören, dass sich mein Sohn gestern nicht in Kororareka herumgetrieben hat.«
      Jack Pringle sah den Missionar fragend an.
      »Tu es nischt, denn dann versündigst du disch«, mischte sich Bruder Jean ein. »Isch abe sowohl disch als auch diese Bengel gesehen, wenngleisch ihr wahrscheinlisch aus unterschiedlische Gründe unterwegs gewesen seid.« Letzteres sagte er mit einem hämischen Unterton.
      »Ach, guter Bruder Jean, mir kannst du keine Angst mit der Sünde und dem Höllenfeuer einjagen. Ich glaube ohnehin nicht daran. Aber was deine Wahrnehmung angeht, muss ich mich doch allen Ernstes fragen, ob du gestern etwa dem Alkohol zugesprochen hast.«
      Matthew, der dem Gespräch angespannt lauschte, fasste Hoffnung, dass der alte Pringle ihn doch nicht verraten würde.
      »Wie meinst du das?«, fauchte Bruder Jean.
      »Na ja, wenn man Dinge und Menschen sieht, die gar nicht da sind, dann mag dies daran liegen, dass man zu viel getrunken hat. Mir geht es jedenfalls so.«
      »Ja, disch«, schnaubte Bruder Jean mit überschnappender Stimme. »Du bist ja gestern auch geschwankt wie ein Schiff bei Seegang.«
      »Irrtum, mein Lieber, es hat zwar etwas geschwankt, aber das war mein Bett. Mit dem bin ich ganz schön über die aufgewühlte See gesegelt. Der Whisky war

Weitere Kostenlose Bücher