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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Küchenfenster. Was für ein schöner Tag, dachte Vivian und lief auf bloßen Füßen und im Unterkleid auf die Veranda hinaus. Dort atmete sie die frische Morgenluft ein und wurde überschwänglich von dem Hund begrüßt, der ihr am Tag zuvor einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Sie strich ihm ein paarmal über sein struppiges Fell.
      Die alte Maori-Frau trat neugierig zu ihr auf die Veranda und sprach sie in dieser merkwürdigen fremden Sprache an. Vivian hob lächelnd die Schultern.
      »Sie fragt, ob du eine Verwandte bist«, mischte sich Matui ein und erklärte der alten Maori lächelnd. »Tamahine!«
      Die Frau legte den Kopf schief und hakte auf Englisch nach: »Sie deine Tochter? Nein. Du viel zu alt Vater sein.«
      Vivian drehte sich lachend zu Matui um. »Guten Morgen, Matui. Oder soll ich lieber Vater sagen?«
      Die alte Maori blickte irritiert zwischen Matui und Vivian hin und her.
      »Sie ist meine tamahine«, bekräftigte er, während er in ihr Lachen einstimmte.
      »Gut, gut!«, murmelte die Frau und verschwand.
      »Was heißt tamahine denn nun eigentlich wirklich?«, fragte Vivian neugierig. »Es wird wohl kaum Tochter heißen.«
      »Doch, Tochter, Nichte, Cousine, Enkelin, alles, was einem alten Mann, wie ich einer bin, am Herzen liegt.«
      »Wollen Sie damit andeuten, dass ich wirklich mit Ihnen verwandt bin?«
      »Wir werden sehen«, entgegnete er geheimnisvoll, bevor er auf den Mann deutete, der gerade schnellen Schrittes und mit gesenktem Kopf auf das Haus zueilte. »Dein Bruder. Wir können beginnen. Ich bereite mich im Haus vor.«
      Vivian lag auf der Zunge zu sagen: Er ist nicht mein Bruder. Aber sie konnte sich gerade noch beherrschen.
      »Was willst du hier?«, fuhr sie Fred an, nicht ohne sich vorher davon überzeugt zu haben, dass Matui die Veranda verlassen hatte.
      »Ich habe keine andere Wahl«, erwiderte er sichtlich zerknirscht. Überhaupt sah er schrecklich übernächtigt aus. Als habe er die ganze Nacht wach gelegen.
      Ehe ihn Vivian noch darauf ansprechen konnte, tauchte plötzlich Isabel vor Matuis Haus auf. Der Schreck, der Vivian durch alle Glieder fuhr, schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Auch Isabel blickte sie verstört an. »Was hat die denn hier verloren?«, fragte sie unfreundlich.
      »Dasselbe wollte ich Sie auch gerade fragen«, entgegnete Vivian spitz.
      »Ich habe meinen Verlobten ein Stück begleitet, und Sie? Was suchen Sie in diesem halbnackten Aufzug hier oben? Und was war das gestern für ein lächerlicher Abgang? Sie sind wirklich noch ein Kindskopf.« Isabel musterte Vivian abschätzig von oben bis unten.
      Oje, ich bin ja noch im Unterrock!, fiel es Vivian plötzlich siedend heiß ein. Während sie nach einer plausiblen Erklärung für ihre Aufmachung suchte, zischte Isabel Fred zu: »Du hast gesagt, dass ich nicht mit zu dem alten Maori darf, weil er nur mit dir redet, aber Vivian nimmst du mit! Oder besser gesagt - sie war schon vor dir hier. Im Hemd, wie ich sehe. Wie darf ich das verstehen?«
      »Isabel, lass es dir doch erklären. Vivian hat Matui auf eigene Faust besucht. Ich wusste nicht, dass sie hier oben ist. Ich bin ebenso überrascht wie du«, versuchte er sie zu beruhigen, bevor er matt hinzufügte: »Bitte, fang nicht schon wieder mit dem Streit an. Wir haben uns doch gerade erst wieder vertragen. Bitte!«
      Vivian wandte sich angewidert ab. Wie er vor seiner Verlobten katzbuckelte, missfiel ihr außerordentlich. Ohne die beiden auch nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen, eilte sie ins Haus. Rasch raffte sie ihre Kleidung zusammen und zog sich an. Aus dem Nebenzimmer hörte sie Matui leise singen. Er bringt sich in Stimmung, dachte sie. Aber durfte sie ihn wirklich ins offene Messer laufen lassen? Es war wohl keine Frage, dass Isabel und ihr Vater Fred genötigt hatten, an dem Fall des alten Maori dranzubleiben. Und dass er sich hatte breitschlagen lassen, Matui auszuhorchen, um daraus eine Geschichte für die Zeitung zu machen.
      Na warte, dachte Vivian, fuhr sich fahrig durch das zerzauste Haar und trat zurück auf die Veranda. Sie wollte Fred auf den Kopf Zusagen, dass er den alten Maori in Ruhe lassen solle. Doch in der Tür blieb sie wie erstarrt stehen. Isabel und Fred waren gerade dabei, sich inniglich zu umarmen. Vivian hätte den Kopf gern abgewandt, aber es gelang ihr nicht. Obwohl sich ihr beim Anblick der Szene, die sich ihr dort bot, der Magen schier umdrehte, sah sie wie betäubt

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