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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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…« Spinn schaute betreten zu Boden. Seine Stimme war nur noch ein leises Wispern.
    »Es gibt Regeln, die man einzuhalten hat, wenn man seine Ehre wahren will, Spinn«, belehrte ihn der Captain.
    »Und ein ehrenloser Sieg ist ein Schandfleck auf der Seele eines guten Piraten«, ergänzte O’Fire mit loderndem Blick. »Man bezwingt ein Schiff nicht, indem man es mit Kanonen beschießt, sondern indem man es entert und im Zweikampf erobert. Merk dir das, Junge! Oder du wirst vom Weg abkommen.«
    Spinn sagte kein Wort. Er spürte, wie sein Herz einen Augenblick aussetzte und ihm die Angst den Hals zuschnürte. Er ist vor langer Zeit vom Weg abgekommen, genauso wie du gerade vom Weg abkommst!

Im Verlies

    Skull und Rummy Drinker befanden sich in einer überaus misslichen Lage. Seit Tagen schon vegetierten sie im kalten Verlies des Schwarzen tief unten in der Festung vor sich hin. Wie lange genau, wussten sie beide nicht. Sie hatten jedes Gefühl für Zeit verloren.
    »Sag doch mal was!«, sagte Rummy, erhielt jedoch keine Antwort. »He, Skull, ich red mit dir!«
    Aber Skull schien mit den Gedanken weit weg.
    »He, du dreckiger Schuft!«, schrie Rummy und das zeigte Wirkung.
    »Pass auf, was du sagst, Drinker.«
    Rummy seufzte. »Was soll’s! Mit uns nimmt es ja ohnehin ein beschissenes Ende.«
    »Ich weiß.«
    »Der äschert uns ein und wir landen in einem dieser Säckchen. Ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Und wenn wir abhauen, bevor er mit dem Ritus beginnt?«, schlug Skull vor.
    »Wir dürfen uns nicht widersetzen!«
    »Du scheinst es mit dem Sterben ja wirklich eilig zu haben.«
    »Mit dem Sterben oder der Unsterblichkeit!«, rief der Schwarze und stieg langsam die Stufen zum Verlies hinunter.
    Skull warf sich gegen die Eisenstäbe seiner Zelle, umklammerte sie mit beiden Händen und sank vor der finsteren Gestalt seines Herrn auf die Knie. »Dunkler Meister! Welch große Freude Euch zu sehen!«
    Und auch Rummy stimmte, wenn auch etwas widerwillig, in die pathetische Schmeichelei ein: »Ja, Herr. Welch immense Qualen haben wir erlitten beim Gedanken, Euer Vertrauen verloren zu haben!«
    Der Schwarze verzog sein Gesicht zu einem eiskalten Grinsen. »Das ist genug!« Ein unheimliches Licht blitzte in seinen Augen und sein Grinsen gefror zu einer gehässigen, bösen Fratze. »Wachen!«, rief er. »Schafft sie hier raus!«
    Eine Gruppe seltsamer Gestalten bewegte sich mit langsamen, steifen Schritten auf die Zelle zu. Rummy und Skull blickten einander besorgt an. Das waren die Dunklen Legionäre, Gestalten, die weder tot noch lebendig waren. Der Schwarze hatte sie aus der Asche der Toten erschaffen.
    Der Schwarze drehte ihnen den Rücken zu und ging einen langen Gang entlang. Die beiden Gefangenen folgten ihm, geführt von den Legionären.
    Rummy dachte an den Tag zurück, an dem sie auf Blackmores Befehl hin zur Festung ihres Herrn gegangen waren. Vielleicht wären sie besser geflohen. Vor Zorn, dass ihre Jagd auf Spinn misslungen war, hatte sie der Schwarze gleich bei ihrer Ankunft in das Verlies werfen und sie dort tagelang hungern und frieren lassen.
    Während sie die hohen, rutschigen Stufen aus dem Verlies hinaufstiegen, malten die beiden Gefangenen sich in den schrecklichsten Bildern aus, was nun gleich mit ihnen geschehen würde. Sie betraten einen großen, dunklen Saal, dessen Gewölbe von gewaltigen Säulen aus schwarzem Marmor getragen wurde. Aus den Kapitellen der Säulen ragten Figuren von Dämonen hervor, die so echt schienen, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen. In der Mitte des Saals erhob sich ein Becken, das bis zum Rand mit einer ekelerregenden Flüssigkeit gefüllt war.
    Skull und Drinker verstanden sofort. Ihr Schicksal erwartete sie hier.

Das Wrack

    Spinns Kanonenschüsse waren schnell vergessen. Nicht dass man seinem Ungehorsam in der letzten Schlacht keine Bedeutung beigemessen hätte, aber die Ereignisse, die folgten, waren so wichtig, dass sie die volle Aufmerksamkeit der Piraten beanspruchten.
    Die englische Marine hatte den Befehl gegeben, die Seabelt und ihre Mannschaft zu vernichten. Vom Festland hatte sie die Nachricht erreicht, dass Admiral Lancaster mit dieser Mission beauftragt worden war. Er war dafür bekannt, sich die Verfolgung von Piraten zur Lebensaufgabe gemacht zu haben. Er fühlte sich von Gott dazu berufen. Er galt als erbarmungslos und sadistisch. Und es hieß, er habe schon so viele Piraten an den Galgen gebracht, dass sogar er selbst zu zählen aufgehört

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