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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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kämpften nun um die besten Fleischfetzen.

    Skull beobachtete sie geistesabwesend. Er saß an einem Wirtshaustisch, an dem wenige Stunden zuvor noch fröhlich gefeiert worden war. Zu seinen Füßen lag der ausgeweidete Leib seines Opfers. Er hatte seinen Hunger am Fleisch dieses Mannes gestillt, dann aber innegehalten.
    Rummy hingegen verhielt sich wie die übrigen Legionäre. Er war froh, seinen unersättlichen Hunger mildern zu können, und verschlang alles, was ihm zwischen die Zähne kam.
    Nun drehte er sich zu Skull um: »Was ist los mit dir?«
    Skull wusste, dass er im Begriff war, etwas Falsches zu sagen, doch er konnte nicht anders. »Ich habe keinen Hunger mehr.«
    Rummy sah ihn erschrocken an.
    »Ich habe keinen Hunger«, wiederholte Skull und betonte mechanisch jede Silbe, als würde ihm die Bedeutung dieser Worte erst jetzt richtig bewusst.
    Rummy zögerte.
    Als Skull fortfuhr, lag ein leichtes Beben in seiner kehligen Stimme. »Wenn ich aufs Meer hinausschaue, habe ich jedes Mal das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Dann greife ich zum Steuerrad, lasse es aber kurz darauf wieder los, weil ich es nicht bedienen kann. Und gleichzeitig weiß ich, dass das nicht immer so gewesen ist. Verstehst du?«
    Rummy verstand nicht. Doch er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Skull anders war als er. Und das durfte nicht sein.

Die Falle

    Yellowbeard wurde das ungute Gefühl nicht los, dass mit dem Schiff, dem sie sich näherten, irgendetwas nicht stimmte. Es war schwer und träge wie ein Handelsschiff und doch war da etwas, was den Captain stutzig machte. Er sollte Recht behalten.
    Der Wind blies stärker und trug die Seabelt in rasender Fahrt ihrer vermeintlichen Beute entgegen. Mit seinem Fernrohr konnte Yellowbeard jetzt deutlich eine portugiesische Flagge erkennen. Er kniff die Augen zusammen, um zu sehen, ob an Bord des Schiffes irgendetwas Verdächtiges vor sich ging. Am Nachmittag hatte er für einen Augenblick geglaubt, Uniformen der englischen Marine zu erspähen, doch er musste sich geirrt haben.
    Leider war das nicht der Fall.
    Als die beiden Schiffe nur noch wenige Meilen voneinander entfernt waren, hisste das andere Schiff auf einmal die englische Flagge und brachte reihenweise Kanonen in Schussposition.
    »Verdammt!«, murmelte Yellowbeard.
    Er wollte gerade auf das Achterdeck steigen, um die Mannschaft zu informieren, als Spinn sich ihm völlig aufgelöst in den Weg stellte.
    »Captain, das Schiff ist nich t …«
    »Ich weiß, Spinn.«
    »Und jetzt? Sollten wir nicht fliehen?«
    »Yellowbeard und seine Mannschaft rennen niemals davon«, erwiderte der Captain barsch.
    »In einer Schlacht haben wir doch keine Chance gegen sie! Aber schneller sind wir!«
    »Bist du dir da sicher, Spinn?«, fragte Yellowbeard und zeigte auf das englische Schiff.
    Spinn drehte sich um und sah mit Schrecken, dass im Kielwasser des Schiffes Dutzende Kisten und Fässer auf und ab tanzten.
    »Sie haben sich nur verstellt?«
    »Hmm.«
    Spinn schluckte. Würde seine erste richtige Schlacht auch seine letzte sein?
    Yellowbeard rief die Männer zusammen, indem er energisch die Messingglocke läutete, und musterte dann einen nach dem anderen. Ein Blick in ihre Gesichter verriet ihm, dass er keine langen Reden zu halten brauchte. Die Piraten waren fest entschlossen zum Kampf.
    »Männer! Wir haben es mit der englischen Marine zu tun und jeder von euch weiß, was das bedeutet. Sei’s drum! Wir haben unzählige Male unsere Haut riskiert«, rief der Captain und schaute seinen Männern beschwörend in die Augen. »Ich werde nicht zulassen, dass uns der Sensenmann holt. Solange ich noch die Kraft habe, Blut zu spucken, werde ich kämpfen! Und ich weiß, ihr werdet dasselbe tun! Zu den Waffen, Piraten!«

Gobbo, der Prophet

    Rabenschwarze Locken fielen in seine bleiche Stirn. Die kleinen schwarzen Pupillen in den eisblauen Augen verengten sich und die schmalen, bläulichen Lippen waren zu einem zufriedenen Grinsen verzogen. Alles verlief nach Plan.
    Der Schwarze saß auf seinem Thron aus Marmor und betrachtete den dunklen Kristall des Ringes, der seinen linken Zeigefinger schmückte.
    Das Deckengewölbe des gigantischen Thronsaals verlor sich in Finsternis. Dem Thron gegenüber befand sich ein mächtiges Eingangstor aus Alabaster. Zwei Reihen Dunkler Legionäre bildeten einen Korridor von dort zum Thron des Schwarzen, wo zwei Fackeln mit schwarzer Flamme ein unheimliches Licht verbreiteten. Die Legionäre waren bewaffnet und mit

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