Der Schwur des Piraten
Regen und Sturm ankämpfend nach vorn.
»Vorwärts, rein mit dir!«
Goldmerry stieg in das solide, mit Eisen verstärkte Fass und krächzte: »Also lebt wohl!«
»Auf bald!«, entgegneten die anderen. Dann kippten sie das Fass mit Goldmerry auf die Seite, ließen es das abschüssige Deck hinabrollen und sahen es kurz darauf über die Reling hinausschießen und im brausenden Meer verschwinden.
Die vier Piraten verfolgten die Szene mit Schrecken. Das schien eher ein Sprung in den sicheren Tod als eine Rettung.
Wie immer war es O’Fire, der die anderen aus ihrer Starre zurückholte.
»Schnell! Der Nächste!«
Nun stieg Keepfit in ein Fass. »Viel Glück, Keepfit!«, sagte O’Fire.
Dann war Kook an der Reihe und auch sein Fass verschwand in der aufschäumenden Gischt.
O’Fire legte Spinn die Hand auf die Schulter. »Jetzt bist du dran, Junge.«
Spinn nickte seufzend und stieg in das Fass. Dann hockte er sich nieder und presste sich auf den Boden des Fasses.
O’Fire steckte den Kopf herein: »He, Spin n … ich bin sicher, wir sehen uns wieder!«
Aufmunternd hob er die Hand zum Abschied. Dann legte er das Fass, ohne weiter Zeit zu verlieren, auf die Seite und ließ es über das Deck seinem Schicksal entgegenrollen.
O’Fire wartete, bis Spinn über die zerschlagene Reling hinausgeschossen war, und stieg dann selbst in ein Fass. Er bewegte sich vor und zurück, bis das Fass ins Schwanken kam, umkippte und über die Planken ins tosende Meer rollte.
Spinn war zunächst froh, denn sein Fass war wie durch ein Wunder mit der Öffnung nach oben ins Wasser gefallen. Doch schon nach wenigen Augenblicken drang Wasser ein. Die Wellen schlugen über Spinn zusammen und tauchten ihn immer wieder unter Wasser.
Spinn verfluchte sein Schicksal. Ohne recht zu wissen wie, wurde er aus dem Fass geschleudert und landete im Wasser. In heller Panik strampelte er sich wieder an die Oberfläche und holte Luft. Das Fass tanzte wenige Meter vor ihm auf den Wellen. Hin und her gerissen von den Fluten versuchte Spinn verzweifelt sich über Wasser zu halten und schnappte wild nach Luft.
Da spürte er einen heftigen Schlag am Hinterkopf und wandte sich um. In seiner Nähe schwamm ein großes Holzbrett. Instinktiv griff er danach und versuchte daraufzuklettern, um sich so über den Wellen zu halten. Doch er hatte keine Kraft mehr. Er spürte noch, wie er den Halt verlor, dann wurde es schwarz um ihn und er glitt bewusstlos ins Wasser.
Krieg
Ganz Großbritannien war in Aufruhr. London wurde belagert. Die Blitzoffensive des Schwarzen hatte das Land völlig unvorbereitet getroffen, sodass die Dunkle Legion ganze Landstriche auslöschen konnte, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen. Das riesige Heer von Legionären war mordend und brandschatzend immer weiter zum pulsierenden Zentrum des Landes vorgestoßen und hatte auf seinem Weg nichts als Tod und Verwüstung hinterlassen.
Nur London hielt dem Angriff bisher stand. In den Straßen patrouillierten Truppen in voller Kampfmontur und kein Einwohner verließ das Haus ohne ein Gewehr. In den Kirchen beteten die Menschen unzählige Rosenkränze in der Hoffnung, Gott möge sie vor dem schrecklichen Unheil bewahren.
In den Regierungssälen wurde eifrig gerätselt, woher der unbekannte Feind kam und wie man am besten gegen ihn vorgehen konnte. Doch die Tage vergingen, ohne dass man eine Lösung fand. Schließlich legte vom einzigen noch zugänglichen Hafen ein Schiff ab. An Bord befand sich eine Delegation von Ministern, Prälaten und Botschaftern, die am Festland Allianzen gegen die übermächtigen Angreifer schließen wollten. »Die gesamte Menschheit steht auf dem Spiel«, hatte der Premierminister gesagt.
Alle Staaten sagten ihre Hilfe zu: der König von Frankreich, die Herrscher Spaniens, Russlands und Preußens und auch die Herrscher der italienischen Halbinse l – alle schlossen sich der Allianz an, denn der Feind war vom Meer gekommen und konnte jederzeit auch sie angreifen. Die mächtigsten Staaten riefen Verstärkung aus den Kolonien herbei und ganze Heerscharen von Soldaten rüsteten sich für den Kampf. Anstatt in ihre Heimat zurückzukehren, bevorzugten es die englischen Staatsmänner, die Operation in Sicherheit von Frankreich aus zu lenken.
In Blackmores Kajüte vibrierte die Flasche mit der blauen Flüssigkeit fordernd. Das war ein deutliches Zeichen. Eilig goss Blackmore den Flascheninhalt in die Schale.
»Zu Diensten, mein Herr.«
»Hast du Neuigkeiten? Ich
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