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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nasser Kleidung und vergaß sogar den Felsbrocken, auf dem er saß. Er vergaß alles, denn das alles existierte nicht mehr … Es gab nur noch ihre Stimme.
    Später konnte er sich nicht mehr genau daran erinnern. Das war der schlimmste Fluch und gleichzeitig der größte Segen, denn hätte er sich an ihr Lied erinnern können, wäre seine Liebe zur Musik für immer gestorben. Wer würde sich mit den Matschkuchen der Kinder zufrieden geben, die in einem Graben spielten, wenn er die Werke von Saramanthas größten Bildhauern gesehen hatte? Hätte sich Brandark an diese Stimme tatsächlich erinnern können, würde er den Rest seines Lebens danach hungern, sie noch einmal zu hören. Ihre Vollkommenheit hätte alle anderen Stimmen, alle andere Musik wie eine Kakophonie in seinen Ohren klingen lassen.
    Doch obwohl er sich nicht genau an sie erinnern konnte, würde er sie niemals vergessen. Er würde sich immer erinnern, wie er in dieser Nacht in einem stinkenden Winterlager die ganze Vollkommenheit der Musik gehört hatte, nach der er schon so lange strebte. Nicht einmal der Tod würde ihm das nehmen können, und er wusste, dass er ein Echo dieser Stimme in jedem weiteren Lied hören würde.
    Sie sang Worte, die sie noch nie vernommen, in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatten. Doch das war bedeutungslos. Sie saßen regungslos da, zwei barbarische Hradani, verloren in einer Schönheit, die jeder Beschreibung spottete und die sie beide mitriss.
Sie entführte sie an einen anderen Ort, wo Zeit keine Rolle spielte und keine Welt, keine Realität und keine Bedeutung außer der Musik ihrer Harfe existierte. Nur die Majestät in ihrer Stimme galt, und der Glanz in ihren großen, braunen Augen. Sie flogen mit ihr empor, getragen von ihren Schwingen, und kosteten Dinge, für die keine Sprache Worte kannte. Dann, ebenso sanft, wie sie die beiden emporgehoben hatte, ließ die Frau die Hradani auch wieder in ihre Welt zurückgleiten, und die größte Magie von allem war, dass sie ihnen dabei nicht das Herz brach. Sie kehrten unversehrt zurück, zufrieden mit dem, wer und was sie waren, denn es wäre so einfach gewesen, so undenkbar einfach, all das aufzugeben, was sie je gewesen waren, um zu zwei weiteren Noten in dieser glorreichen Melodie zu verschmelzen.
    Ihre Stimme erstarb, und mit der Hand brachte sie die Saiten zum Verstummen, während Brandark Brandarkson vor ihr auf die Knie fiel.
    »Meine Herrin!«, flüsterte er mit erstickter Stimme, während ihm die Tränen über die Wangen rannen.
    »Sei nicht kindisch, Brandark.« Ihre Stimme war keine Waffe mehr, die den Männern das Herz brach, sondern sie lachte zärtlich, während sie mit ihrer schlanken Hand durch Brandarks dunkles Haar fuhr, sein Ohrläppchen packte und daran zupfte. Er blickte hoch, seine Augen leuchteten fröhlich unter Tränen, während sie nickte. »Schon besser«, sagte sie. »Jetzt steh auf, Brandark. Du bist noch nie auf Knien vor mir herumgerutscht, und ich sehe keinen Grund, warum du ausgerechnet hier damit anfangen solltest.«
    Er lächelte, erhob sich, und Bahzell zwinkerte, als wäre er gerade aufgewacht.
    »Wer …?«, begann er, doch dann blieben ihm die Worte im Hals stecken. Er sah Brandark an, und die Blutklinge berührte seine Schulter.
    »Chesmirsa«, sagte er sehr, sehr leise. »Die Sängerin des Lichtes.«
    Bahzell riss die Augen auf und sprang hoch. Er überragte die Frau am Feuer um mehr als einen halben Meter, sie hatte jedoch
ihre sterbliche Gestalt abgestreift. Vor ihr war er kleiner als ein Kind, und Furcht und Verwirrung wallten in ihm hoch.
    »Ich …« Seine Stimme erstarb und sie lächelte wieder.
    »Setz dich, Bahzell.« Sie bat ihn, wo sie ihm hätte befehlen können, und er ließ sich gehorsam auf den Felsbrocken sinken, während er sie unverwandt anstarrte. Sie nickte Brandark zu, der sich neben seinen Freund setzte, ohne seinen Blick vom Gesicht der Göttin zu wenden. »Danke«, sagte sie leise, legte ihre Harfe in ihren Schoß und beugte sich darüber. Äußerlich war sie immer noch eine kleine, braunhaarige Frau, und doch so unendlich mehr. Ihre sanften Augen glühten vor Mitgefühl. »Ich weiß, wie verwirrt ihr beide seid, und wahrscheinlich war es ziemlich hinterhältig von mir, mich so an euch heranzuschleichen, aber hättet ihr wirklich einen Lichtblitz und einen rollenden Donnerschlag bevorzugt?« Die Fröhlichkeit des ganzen Universums tanzte in ihrem Lächeln, das Grübchen auf ihre Wangen zauberte. Die

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