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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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werde … und darüber hinaus.«

18
    D ER SÜDWIND blies den feinen Nieselregen in Bahzells Augen, als die grauen Mauern von Angcar vor ihm aufragten. Es dauerte noch zwei Stunden, bis die Tore geschlossen wurden, aber auf den Befestigungen leuchteten schon die ersten Laternen. Er blinzelte sich das Wasser aus den Augen, drehte sich um und biss sich auf die Lippen. Sie alle, einschließlich derer, die Chesmirsas Besuch verschlafen hatten, hatten sich erfrischt und gestärkt gefühlt, als sie die Höhle verließen. Doch sie waren kaum aufgebrochen, als der graue, unaufhörliche Regen wieder eingesetzt hatte und die überfluteten Täler und Hänge, die vom Schlamm rutschig waren, ihren Tribut von den Reittieren gefordert und sie sehr stark aufgehalten hatten. Schließlich sah es so aus, als hörte der Regen auf, doch Tothas hockte zusammengesunken im Sattel, sein Gesicht war verkniffen und grau, und seine Hustenanfälle kamen in viel zu kurzen Abständen. Er brauchte dringend ein Dach über dem Kopf, auch wenn sie nicht viel Geld hatten, und Bahzell marschierte schneller auf die Hauptstadt von Carchon zu.
    Sie hatten mittlerweile die Gewohnheit angenommen, Tothas in den Städten, durch die sie reisten, als Sprecher auftreten zu lassen, denn er war weniger bedrohlich als ein Hradani. Jetzt aber sank er in den Klauen eines neuerlichen Hustenanfalls über seinem Sattelknauf zusammen, als sie das Tor erreichten. Bahzell stand neben seinem Packpferd, legte eine Hand auf den Hals des Tieres und verbarg seine Besorgnis so gut er konnte, während er zusah, wie der Leibgardist hustete. Brandark trottete zum Tor, um sie anzumelden.
    Die Wachen waren schon gereizt, weil sie an einem solchen miesen Tag Torwache schieben mussten, und ihre Mienen
verfinsterten sich, als sie der Hradani ansichtig wurden. Bahzell hatte jedoch keine Zeit, sich darüber aufzuregen. Der Regen setzte Tothas noch schlimmer zu als die Kälte. Dass sie auf die Höhle gestoßen waren, hatte sich als unverhoffter Glücksfall herausgestellt.
    Die Vorstellung, wie es dem Speermann ergangen wäre, wenn sie dem Wetter in tiefster Wildnis hätten trotzen müssen, flößte dem Pferdedieb selbst jetzt noch Angst ein.
    Gleichzeitig erfüllte ihn dieser Gedanke mit einer merkwürdig bitteren Enttäuschung, und er strich Tothas’ Pferd über den Hals, während er darüber nachdachte. Ihn verfolgte eine Ahnung, dass sie diese Höhle nicht aus purem Zufall gefunden hatten. Und es hatte etwas Verführerisches, einen Gott um Hilfe anrufen zu können. Nur war es riskant, es sich zur Gewohnheit zu machen, irgendwelche verflixten Götter herbeizurufen, damit sie einem den Hals retteten. Was tat man, wenn der Gott zufällig woanders gebraucht wurde, oder ihn die Hilferufe langweilten, und er sich lieber mit etwas Angenehmerem beschäftigte? Außerdem hatte die Art, wie die Höhle plötzlich auftauchte, den Ruch von Bestechung an sich, wie ein Köder, ein Stück Käse, das eine Maus in die Falle lockte.
    Er lachte verächtlich und schüttelte sich die Regentropfen von seinem Gesicht. Die Träume hatten aufgehört, wie versprochen, aber Bahzell wusste nicht, ob er sich jetzt wirklich besser fühlte. Er hatte es schon immer für richtiger gehalten, die Wahrheit zu kennen, denn das bedeutete, man musste sich nicht quälen oder sich das Hirn mit vergeblicher Hoffnung zermartern. Aber jetzt wusste er es besser. Es war schon schlimm genug, zu befürchten, von einem Gott verfolgt zu werden. Es bestätigt zu bekommen war noch viel, viel übler. Diese Sache mit den Bestimmungen und den Aufgaben und dann diese Formulierung: »Schmerzen jenseits aller Vorstellungskraft …«
    Er beobachtete, wie Brandark mit den Torwächtern sprach – und schüttelte trotzig den Kopf. Schmerzen machten ihm keine Angst, auch wenn er sich genauso wenig wie alle anderen danach sehnte. Für Hradani gehörten Schmerzen zum Leben dazu.
Dennoch hatte er gemeint, was er gesagt hatte. Was er tat, würde er nur deshalb tun, weil er sich dazu entschieden hatte und nicht, weil etwas oder jemand es ihm befahl. Und nach wie vor sah er keinen Grund, warum Menschen – geschweige denn Hradani – irgendwelchen Göttern vertrauen sollten. Er konnte nicht abstreiten, dass Chesmirsa eine gewisse Wirkung auf ihn gemacht hatte, und wie sehr er sie … gemocht hatte. Andererseits war es ja wohl auch das Mindeste, dass die Göttin der Musik und Barden liebenswert und charmant und so weiter war! Und dann dieses Gewäsch,

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