Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
gut er konnte, und bekam Zaranthas scharfe Zunge zu spüren, wenn er es vergaß. Auf seinem Gesicht zeichnete sich jedoch wieder dieser blasse, verhärmte Ausdruck ab, und die
Hände, mit denen er die Zügel hielt, zitterten trotz der wärmenden Handschuhe. Wenigstens tauchten keine Meuchelmörder auf, die, wie Bahzell grimmig vermutete, wohl keine große Lust hatten, bei einem solchen Wetter ihrer Arbeit nachzugehen. Sieben Tage, nachdem sie den Schwarzwasserfluss überquert hatten, begannen sie endlich ihren Abstieg die andere Seite der Berge hinunter.
Der Pferdedieb stand an der Spitze ihrer durchnässten, schlammverschmierten kleinen Gruppe und betrachtete den letzten Hang. Es wurde rasch Abend, der Regen verwandelte sich unmerklich in Eisregen, und die Tiere dampften in der eisigen Kälte. Er spürte, dass sein Freund am Ende seiner Kräfte war, aber seine Ohren zuckten unter seiner Kapuze, als er die Lichter, die zu einem großen Dorf oder sogar zu einer kleinen Stadt gehören mussten, vor sich funkeln sah. Er berührte Tothas’ Knie und deutete dann auf die Lichtpunkte.
»Weißt du zufällig, was das ist?« Selbst seine tiefe Stimme klang heiser vor Erschöpfung, und der Speermann blinzelte einen Augenblick, bis er wieder zur Besinnung kam.
»Ich glaube …« Er spitzte die Lippen und nickte müde. »Das ist Dunsahnta«, sagte er erschöpft. »Wir sind hindurchgeritten, als wir meine Herrin nach Norden gebracht haben.«
»Was ist das für ein Ort?«
»Es ist ein Dorf, das sich nur durch seine Größe von allen anderen unterscheidet.« Tothas runzelte die Stirn. »Es gibt dort eine Gastwirtschaft, und Baron Dunsahnta hat eine Burg, weiter im Nordosten, glaube ich.« Er zuckte die Achseln. »Er war nicht zu Hause, als wir vorbeigeritten sind.«
»Habt ihr in dem Gasthaus übernachtet?«, setzte Bahzell nach. Tothas blinzelte wieder und der Pferdedieb seufzte. »Tothas, ich müsste ziemlich dumm sein, aye, genauso dumm, wie du mich dem Grenzoffizier geschildert hast, wenn ich nicht längst erraten hätte, dass du und Lady Zarantha sich verstecken. Also sag mir, gibt es dort jemanden, der sich – noch von ihrer Hinreise – an sie erinnern könnte?«
Tothas errötete, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Das bezweifle
ich. Wir haben auf dem Weg nach Norden nicht angehalten. Wir sind morgens angekommen und schnurstracks hindurchgeritten.«
»Aha.« Bahzell tätschelte ihm das Knie und marschierte durch den Schlamm zu Zarantha. Ihr Maultier wirkte so erschöpft, wie der Hradani sich fühlte, und es versuchte nicht einmal, an seinem Oberarm zu knabbern. Zaranthas Umhang war von einer Schlammkruste bedeckt. »Ihr habt unsere Geldbörse«, knurrte er. »Ist sie noch ausreichend gefüllt, um Tothas ein Dach über dem Kopf zu erlauben?«
»Wo sind wir?«, wollte Zarantha wissen und nickte, als Bahzell ihr sagte, was Tothas ihm erzählt hatte. »Ja, ich erinnere mich an das Dorf. Er hat Recht, wir haben nicht angehalten.« Sie biss sich auf die Lippe und nickte dann wieder, diesmal etwas entschiedener. »Ja, wir können noch zwei oder sogar drei Tage Übernachtung bezahlen. Glaube ich.«
»Gut.« Bahzell seufzte und marschierte in die Dämmerung voran.
21
D UNSANTHA SCHMÜCKTE SICH tatsächlich mit einem Gasthaus, aber Der Braune war nur ein armseliger Abklatsch vom Lachenden Gott. Der dicke, nervöse Wirt wirkte höchst unglücklich, als er einen tropfnassen Pferdedieb auf seiner Schwelle vorfand.
Wenigstens konnte Tothas diesmal für sie sprechen, und bei dem Akzent des Leibgardisten schien der Wirt Mut zu fassen. Er sah Bahzell zwar immer noch schief an, vor allem als auch noch Brandark aus dem Stall kam, aber schließlich räumte er ein, noch freie Zimmer zu haben. Zarantha spielte wieder ihre Rolle als »Lady Rekahnas« Zofe, und Tothas schalt sie wegen ihrer Nachlässigkeit, während er den Wirt bezahlte. Dann scheuchte er sie die Treppe hinauf, während ihnen Bahzell und Brandark so unbeteiligt und bedrohlich wie möglich folgten.
Die Zimmer waren größer als im Lachenden Gott, aber es brannte kein Feuer im Kamin, es gab keine heißen Bäder, und die Mahlzeiten kosteten pro Person zwei Kupferkormacks. Wenigstens waren sie vor dem Regen geschützt, auch wenn der Wirt, wie Bahzell nach einer kurzen Besichtigung der Zimmer bemerkte, ihnen sicher nicht die besten Kammern gegeben hatte. Sie lagen im zweiten Stock am Ende eines kurzen Flures, und das kleinere der beiden Zimmer drückte sich in eine
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