Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
winklige Ecke zwischen den oberen Lagerräumen der Gastwirtschaft und den angebauten Stallungen.
Bahzell wies Zarantha und Rekah sofort diesen Raum zu. Der einzige Zugang führte an dem Zimmer vorbei, das er sich mit Brandark und Tothas teilte. Und trotz aller Unzulänglichkeiten konnte Der Braune wenigstens mit soliden Türen aufwarten. Wenn sie ihre Tür aufließen und die Hradani abwechselnd
Wache hielten und aufpassten, konnte niemand unbemerkt zu Zarantha oder Rekah vordringen.
Tothas nickte zustimmend zu Bahzells Einteilung und widersprach diesmal auch seiner Entscheidung nicht, dass nur die Hradani abwechselnd Wache hielten. Er kroch sofort nach dem Abendessen ins Bett. Bahzell sah Brandark an und deutete auf die andere Pritsche.
»Ich wecke dich in vier Stunden«, sagte er. »Also vertrödle nicht die Zeit, wach zu bleiben und dir weitere Strophen dieses verflixten Liedes auszudenken.«
Unüberhörbar kündigte sich der Morgen an. Den Bediensteten des Braunen war es offenbar unbekannt, dass man auch auf Zehenspitzen schleichen konnte, und Bahzell protestierte knurrend, als ein Diener mit einer Kanne heißen Wassers hereinplatzte. Er stellte sie mit einem Knall, der Tote hätte erwecken können, neben das Waschbecken und trampelte wie eine Schwadron schwerer Kavallerie hinaus. Der Pferdedieb richtete sich mit einem lauten Stöhnen auf.
»Meine Güte, sind wir heute Morgen etwas gereizt?« Brandark saß auf einem Stuhl und wippte auf zwei Beinen. »Du solltest wirklich an deiner Laune arbeiten«, fuhr er ernsthaft fort. »Ha! Ich habe gestern Nacht zwei neue Verse von der Ballade von Bahzell Bluthand fertig gestellt! Soll ich sie dir vielleicht vorsingen … hmpff!«
Das Kissen traf ihn mit solcher Wucht, dass der Stuhl hintüber kippte. Tothas stützte sich auf einen Ellbogen und strich sich das verschwitzte Haar aus der Stirn.
»Müsst ihr beiden eigentlich schon so früh am Morgen eure gute Laune ausleben?« Er sah Brandark vorwurfsvoll an und richtete seinen Blick fragend auf Bahzell, während sich die Blutklinge das Kissen vom Gesicht zog. »Was tut er denn da auf dem Boden?«
»Er tut Buße«, erwiderte Bahzell und warf seine Decken zurück.
Er reckte sich ausgiebig, ging zur Waschkommode, goss
heißes Wasser in das Becken und runzelte die Stirn, weil kein Dampf aufstieg. Er steckte versuchsweise einen Finger hinein und seufzte. Das angeblich »heiße Wasser« war nicht einmal lauwarm.
Er verzog das Gesicht, aber mehr gab es nicht, und da sein Volk keinen Bartwuchs kannte, musste er sich, im Gegensatz zu Tothas, nicht auch noch damit rasieren. Er wusch sich das Gesicht, spülte das Becken aus, leerte es in den Nachttopf und betastete seine Kleidung, die er über Nacht vor den Kamin gehängt hatte. Sie war trocken. Er zog sich an und verschwendete dabei einen kurzen, sehnsüchtigen Gedanken an das wohltuend heiße Bad im Lachenden Gott .
Während sich Brandark wusch, schaute Bahzell aus dem Fenster. Es regnete nur noch wenig, aber der heftige, böige Wind schüttelte die kahlen Äste der Bäume wie Schwerter. Draußen sah es einfach ekelhaft aus, und er hoffte, dass Zarantha richtig gerechnet hatte und sie noch etwas länger bleiben konnten, ungeachtet der schlechten Bedienung.
Eine Magd schritt mit einer Kanne dieses so genannten heißen Wassers an ihrer geöffneten Zimmertür vorbei, als hätte sein Gedanke an Zarantha sie herbeigerufen. Sie klopfte erheblich vorsichtiger, als Bahzell vermutet hätte, und wartete einen Augenblick. Dann klopfte sie erneut, diesmal etwas kräftiger, und schließlich ein drittes Mal. Jetzt noch nachdrücklicher.
Bahzell spitzte die Ohren, als die Magd ein viertes Mal an die Tür hämmerte. Er kannte Zaranthas leichten Schlaf und trat stirnrunzelnd hinaus in den Flur.
Die Magd sah über ihre Schulter und kreischte bei seinem Anblick auf. Sie zählte höchstens vierzehn Jahre und sah offenbar zum ersten Mal einen Hradani. Verängstigt riss sie die Augen auf, presste sich bebend mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür und hielt die Kanne mit Wasser vor sich, wie einen Schild.
»Ach, halt den Mund, Mädchen!«, grollte er in ihrer Sprache und wackelte mit den Ohren. »Ich frühstücke schon seit Jahren keine kleinen Mädchen mehr! Ist schlecht fürs Gewicht.«
Die Kleine zuckte heftig zusammen und versuchte instinktiv, ihren Rücken durch die Tür zu drücken, schließlich jedoch lächelte sie zaghaft über seinen derben Humor.
»Schon besser«,
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